Fahrzeugmarkt

Langes Warten in Heppenheim auf E-Autos

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pam/ü
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E-Autos sind aufgrund staatlicher Förderung und steigender Spritpreise derzeit bei Kunden beliebt. Auch beim Heppenheimer Autohaus Goss wird von langen Lieferzeiten für Stromer berichtet. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Angesichts hoher Spritpreise könnte die Stunde der Elektroautos schlagen – eigentlich. Doch mit der steigenden Nachfrage nach Stromern und kriegsbedingt ruhender Produktion verlängern sich auch die Wartezeiten für E-Autos. Die Autohändler der Kreisstadt berichten, je nach Modell und Ausstattung müsse man sich für einen Neuwagen zwischen einem oder sogar zwei Jahren gedulden.

„Wir können den Nachfragen kaum noch gerecht werden“, sagt Siegfried Kufeld. Der Verkaufsleiter des Autohauses Heinrich Stumpf erklärt, die Elektrowende sei in vollem Gange. Bereits 2021 sei das Jahr der E-Autos am deutschen Markt gewesen, nicht zuletzt wegen der Prämie. Elektroautos seien durch die aktuell hohen Förderungen im Vergleich zu Verbrennern konkurrenzfähiger geworden.

Zwar fallen die Kosten für Kundendienst und Wartung für Elektroautos geringer aus, doch auch für sie gilt: Kaufpreis, Wartung, Reparaturkosten, Versicherung und Wertverlust müssen in die Gesamtbilanz einbezogen werden. Wer von der Prämie in diesem Jahr noch profitieren wollte, für den wird es eng. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein aktuell bestelltes E-Fahrzeug noch in diesem Jahr ausgeliefert werden kann, ist gering. „Und wer sein Auto nicht mehr in diesem Jahr anmelden kann, der hat das Nachsehen“, erinnert Karsten Lang vom Autohaus Hans-Jürgen Goss. Nachdem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck die Kaufprämie für Elektroautos bis Ende 2022 verlängert hatte, steht ab 2023 eine Neuregelung des „Umweltbonus“ an.

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Die Statistik zeigt: Bei den monatlichen Neuzulassungen rücken Hybride und E-Autos den Benzinern auf die Pelle. „Man wollte diese Prämie mitnehmen“, so Lang. Doch bei Skoda terminiere sich die Auslieferung schon jetzt auf November 2023. Bei VW sehe es auch nicht viel besser aus. Der Halbleitermangel halte die Autoindustrie weiterhin in Atem. Im Wolfsburger VW-Werk wurden beispielsweise wegen fehlender elektrischer Bauteile im vergangenen Jahr gut 300 00 Autos weniger gebaut als geplant. In einer Pressemitteilung heißt es außerdem, dass der weltweite Absatz 2021 um 6,3 Prozent auf 8,6 Millionen Fahrzeuge zurückgegangen sei. In diesem Februar sanken die Zahlen erneut.

„Jetzt ruhen Werke in der Ukraine, und das wirkt sich natürlich weiter aus“, betont Karsten Lang. Weil Zulieferer einzelne Teile nicht rechtzeitig liefern können, müssen die Hersteller ihre Produktionen weiter drosseln. „Verbrenner können hingegen in diesem Jahr noch geliefert werden“, sagt Siegfried Kufeld. Bei Opel und Mazda gäbe es hier keine Probleme. Und überhaupt: Alle Kunden seien vom E-Auto noch nicht überzeugt – ungeachtet hoher Spritpreise. Kufeld gibt zu bedenken: Wer sich die elektronische Alternative anschaffen will, sollte im Vorfeld wichtige Parameter klären. „Eine eigene Ladestation ist schon wichtig. Außerdem ist die Reichweite noch nicht enorm. Darüber muss man sich im Klaren sein.“

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Alle 200 Kilometer die Batterie zu laden, könnten sich Firmen mit Außendienstlern bei der Ausstattung ihres Fuhrparks kaum leisten. Im Autocenter Heppenheim von Mustafa Ilhan werden daher keine E-Autos verkauft. „Wir könnten das. Aber unsere Gewerbekunden brauchen Reichweite“, so der Händler. Da könne auch die abgesenkte Dienstwagensteuer kaum etwas ausrichten. Mit Gebrauchten und Jahreswagen kann Ilhan schnell aushelfen. Neue Autos werden aufgrund der Lieferzeiten bei ihm kaum nachgefragt.

Für die Autohäuser sei die Situation momentan „alles andere als lustig“, so Karsten Lang. Denn für gewöhnlich bekommen die Händler erst dann ihr Geld, wenn das Auto an den Käufer übergeben wurde – Geld, das bei Verzögerung im Abwicklungsablauf fehlt. Doch zum Glück mache die Werkstatt einen großen Teil des Umsatzes aus, so Lang weiter. „Kollegen, die sich nur auf den Verkauf spezialisiert haben, haben sicher ein Problem“, sagt der Verkäufer – und ruft den Shutdown in Erinnerung, die Zeit, in der auch Autohäuser geschlossen hatten, man jeglichen Kontakt vermieden hatte und nur die Reparatur als Dienstleistung weiter angeboten werden konnte.

Die Händler vermuten, dass sich die Lieferengpässe bei Teilen und Materialien bald noch ausdehnen werden. Nach den Halbleitern seien dann auch Schläuche betroffen; möglicherweise könnten Blech und Metall folgen. Fatal, denn besonders die E-Auto-Branche ist für die Herstellung von Batterien auf Metall angewiesen. Das weitere Tüfteln an längeren Akkulaufzeiten sei damit ebenfalls auf die lange Bank geschoben. pam/ü

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