Heppenheim. Die Widerstandskämpferin Cato Bontjes van Beek steht im Zentrum einer Konzertlesung, die die Bürgerstiftung Heppenheim für den Volkstrauertag am Sonntag, 17. November, vorbereitet. Dabei wird die Schauspielerin Julia Jentsch (derzeit in der Krimiserie „Der Pass“ zu sehen) die Rolle der Cato übernehmen und aus deren Briefen vorlesen und so das Schicksal der jungen Frau nachzeichnen, die als Mitglied der „Roten Kapelle“ im Jahr 1943 in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde.
Dass das Stück nun in der Heppenheimer Kirche St. Peter aufgeführt wird, daran ist maßgeblich Martin Fraune beteiligt: „Ich kenne den Komponisten Helge Burggrabe, der für einige der Musikstücke verantwortlich ist, persönlich und durfte das Stück im vergangenen Jahr in Essen auf seine Einladung hin sehen und war tief beeindruckt und berührt.“ Burggrabe, der bereits beim Forum Kultur in Heppenheim zu Gast war, schlug vor, die Konzertlesung auch hier aufzuführen.
So wandte sich Fraune an die Bürgerstiftung. Schnell sei klar gewesen, dass nur der „Dom der Bergstraße“ als Spielort in Frage kommt und auch die Sparkassenstiftung konnte als Sponsor mit ins Boot geholt werden. „Der Inhalt hat uns begeistert, auch wenn das Thema kein leichtes ist“, sagt Stiftungsmanagerin Andrea Haaf. Auch Pfarrer Thomas Meurer konnte überzeugt werden: „Aus Heppenheim stammt ja auch die christliche Widerstandskämpferin Katharina Katzenmaier, die aus ihrer Zeit im KZ Ravensbrück berichten konnte. Das ist eine kleine Brücke zu Cato Bontjes van Beek.“
Cato Bontjes van Beek schloss sich im Herbst 1941 einer der Berliner Widerstandsgruppen an, gegen die die Nationalsozialisten unter dem Schlagwort „Rote Kapelle“ ermittelten. Zusammen mit dem Lyriker Heinz Strelow druckte und verteilte sie Schriften und Flugblätter, die zum Kampf und Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur aufriefen. 1942 wurden Cato und ihr Vater Jan Bontjes van Beek von der Gestapo verhaftet. Am 18. Januar 1943 wurde Cato Bontjes van Beek wegen „Beihilfe zur Vorbereitung des Hochverrats und zur Feindbegünstigung“ zum Tode verurteilt.
Für die Text-Musik-Collage verknüpft Burggrabe Auszüge aus Catos Briefen verschiedener Lebensabschnitte, die auch ihre Lebensfreude, ihre Liebe zu Menschen, Natur und Literatur widerspiegeln. „Ich habe mich mit allem ausgesöhnt. Ich habe keinen Hass und niemandem gram. Ich liebe die Menschen wie vorher“, schrieb sie etwa nur wenige Stunden vor ihrer Hinrichtung. Ihrer Mutter schrieb sie in ihrem Abschiedsbrief: „Mein Herz ist so übervoll, um Dir zu danken, und die Liebe zu Euch allen werde ich dalassen. […] Schade, dass ich nichts auf der Welt lasse als nur die Erinnerung an mich.“
Neben Julia Jentsch wird Christoph Jöde in der Rolle des Vaters und des Bruders auftreten, als Sprecher stellt Lorenz Meyboden die Verbindung zwischen den einzelnen Sequenzen her. „Das Ensemble Sjaella, sechs Frauen aus Leipzig, wird die Lesung musikalisch begleiten“, sagt Martin Fraune.
Für die noch junge Bürgerstiftung Heppenheim ist es die erste Veranstaltung in diesem Format: „Wir möchten uns noch breiter aufstellen“, sagt die stellvertretende Vorsitzende des Stiftungsvorstands Sibylle van de Ree. thr/ü
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