Kirschhausen. „Kirschhausen ist Heppenheims größter Ortsteil und hat so circa 2500 Einwohner“, sagt Ortsvorsteher Peter Engelhardt (CDU) und schiebt direkt mit einem Zwinkern nach: „Ich flunker da ein bisschen.“ Offiziell ist auf der Website der Stadt Heppenheim nämlich die Einwohnerzahl von 2 200 zu lesen, aber so ganz unrecht hat Engelhard dann doch wieder nicht, denn es tut sich viel in Sachen Wohnbebauung in Kirschhausen und er erwartet vermehrten Zuzug von außerhalb.
„Wir haben einige Bebauungspläne am Laufen“, sagt Engelhardt, der seit drei Jahren das Amt des Ortsvorstehers ausübt. Besonders interessant sei das Bauprojekt an der Siegfriedstraße 294 „Auf der Bein“. Auf gut einem Hektar sollen dort Doppelhäuser für Familien entstehen.
Projekt wurde vor zwölf Jahren angestoßen
„Der hintere Streifen wird derzeit schon mit 14 Wohneinheiten in sieben Doppelhäusern bebaut“, sagt er und zeigt vom Fenster des Dorfgemeinschaftshauses auf den großen roten Baukran, der am Hang über dem Ort steht. Auch der untere Teil werde wohl bald bebaut, wo noch einmal sieben Doppelhäuser entstehen sollen.
Vor zwölf Jahren wurde das Projekt angestoßen, ursprünglich noch viel größer gedacht. Vor drei Jahren wurde das Areal verkleinert. „Beinahe wäre es gar nicht mehr verwirklicht worden, weil es im Außenbereich liegt und nicht mehr EU-konform gewesen wäre. Doch Ende März konnte es dann doch genehmigt werden“, berichtet Engelhardt.
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Auch am Reiterweg, nahe der Tennisplätze soll gebaut werden: Der Aufstellungsbeschluss sieht dort vier Häuser vor. Und auch an der Alten Straße sollen zwei bis drei Zweifamilienhäuser entstehen. „Das ist neu dazugekommen, auch schon mit Aufstellungsbeschluss.“
Auch in der örtlichen Eichendorff-Grundschule tut sich etwas: „Das Schulgebäude ist bereits saniert, eine neue Halle wurde gebaut und jetzt ist noch das Verwaltungsgebäude dran. Das wäre schon längst fertig, hätte es nicht einen Konkurs beim Fensterbauer gegeben“, weiß Engelhardt. Der 59-Jährige lebt schon sein ganzes Leben lang in Kirschhausen und hat miterlebt, wie die Bäcker weniger wurden, der letzte Metzger schloss und Nachwuchsmangel bei Vereinen eintrat.
Engelhardt: Ortsbild könnte noch hübscher sein
„Wir haben noch einen Bäcker und einen Gemüsestand. Der Sparmarkt hat schon lange geschlossen“, erläutert er. Doch auch hier geht es in Kirschhausen aufwärts, denn neben der Tankstelle am oberen Ortsausgang soll ein Nahversorger mit großem Parkplatz gebaut werden.
„,Norma’ hat vor vier Jahren angefragt und ich hoffe, dass es noch vor Weihnachten einen Aufstellungsbeschluss geben könnte.“ Zwar gebe es Bedenken aus der Nachbarschaft wegen des Lärms, an sich sei der Standort aber gut gewählt: „Hier kommen täglich tausende Autofahrer durch und die noch höher gelegenen Dörfer zählen auch zum Einzugsgebiet.“
Das Ortsbild könnte hier und da noch etwas hübscher sein, weiß Engelhardt. Unter anderem stehe noch die Sanierung des Kirchwegs und die Begrünung des frisch sanierten Wilhelm-Schäfer-Platzes aus. Der Platz wurde nach dem letzten Bürgermeister des einst als „Vierdorf“ bekannten Verwaltungssitzes in Kirschhausen benannt, zu dem bis 1972 auch noch Erbach, Sonderbach und Wald-Erlenbach gehörten. Auch gibt es noch ein reges Vereinsleben im Stadtteil: Der SV Kirschhausen weiß als mitgliederstärkster Verein mit guter Jugendarbeit zu punkten, verfügt über einen Sportplatz In den Almen und richtet im Herbst regelmäßig ein Oktoberfest aus. Das Sportlerheim wird zudem durch die Stadt aufwendig saniert und dann der Bürgerschaft mit Saal und Bühne zur Miete zur Verfügung stehen. Die Freiwillige Feuerwehr unterhalte eine Jugendfeuerwehr und lade zu Tagen der offenen Tür ein. Nur dem Tennisclub fehle es an Nachwuchs.
„Das größte Fest bei uns ist die Kerwe, eine Woche nach Pfingsten. Dann ist das ganze Dorf auf den Beinen“, sagt Engelhardt. Die wird ganz traditionell von den Vereinen ausgerichtet, inklusive Kerwekranz, Ausgraben der Kerwe und großem Umzug. „Die Feuerwehr übernimmt das Gros der Arbeiten, wie etwa den Zeltaufbau.“ Baugebiete, Grundschule, ein Nahversorger und eine gute Anbindung an den Nahverkehr per Bushaltestellen ziehen neue Einwohner an. „Wir hätten gerne mehr Zuzug. Von der Demografie her veraltern wir hier oben sonst. Wenn Auswärtige zuziehen, profitieren hier alle“, ist sich Engelhardt bewusst.
Er rechnet mit rund 130 bis 140 Neubürgern in der nächsten Zeit. Und dann wäre das Flunkern schon nicht mehr ganz so groß, wenn er 2500 als Einwohnerzahl nennt. thr/ü
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