Bildung

Regionalkonferenzen für die Zukunft der Bergsträßer Schulen

Der Beteiligungsprozess für die Fortschreibung des Schulentwicklungsplans bis 2030 startet am 11. September in Bensheim. Was dabei auf dem Plan steht.

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Thomas Tritsch
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In dem Schulentwicklungsplan geht es unter anderem um die erwarteten Schülerzahlen für die kommenden Jahre. © Thomas Neu

Bergstrasse. Der Kreis Bergstraße schreibt als Träger der öffentlichen Schulen seinen Schulentwicklungsplan fort. Die Planung umfasst wie immer fünf Jahre und reicht bis ins Jahr 2030. Bevor das Papier dem Kreistag zur Beschlussfassung vorgelegt wird, finden fünf Regionalkonferenzen in den Teilregionen statt, bei denen die jeweiligen Schulen vor Ort genauer betrachtet werden.

Die Kick-off-Veranstaltung findet am 11. September im Alten Kurfürstlichen Gymnasium in Bensheim statt. Das Staatliche Schulamt für die Kreise Bergstraße und Odenwald wird den moderierten Prozess begleiten. Inhaltlich geht es um die perspektivische Entwicklung der Schulstandorte und der jeweiligen Bildungsangebote. Die Zusammenarbeit sei wichtig und richtig, sagte Landrat Christian Engelhardt am ersten Schultag nach den Sommerferien. Während der Kreis für die Unterhaltung, Ausstattung, das Verwaltungspersonal sowie den organisatorischen Rahmen und die Errichtung beziehungsweise den Ausbau der Schulstandorte verantwortlich ist, ist das Schulamt als verlängerter Arm des hessischen Kultusministeriums für die pädagogischen Inhalte der Lehrpläne und das Lehrerpersonal zuständig.

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Daraus ergeben sich thematische Schnittmengen, die eine gemeinsame Planung sinnhaft machen, wie Engelhardt und die Schulamtsleiterin Susann Hertz betonen. So sind Parameter wie Schulgröße und Schülerzahlen eng mit den fachpädagogischen Bedarfen gekoppelt: mehr Schüler brauchen mehr Lehrer. Und die Schülerzahlen steigen. „Das werden wir bewältigen“, so Hertz im Landratsamt.

Der allgemeine Lehrkräftemangel, der auch in Hessen grassiert und dazu geführt hat, dass auch Quereinsteiger mit Uni-Abschluss leichter Lehrer werden können, sei im Kreis Bergstraße noch nicht so dramatisch ausgeprägt, heißt es aus dem Schulamt.

600 neue Stellen für Lehrer in Hessen

Laut Kultusministerium arbeiten an den 1810 öffentlichen Schulen in Hessen mehr als 65 000 Lehrkräfte – so viele wie noch nie. Für rund 1000 abgeschlossene Referendare beginn die reguläre Schulzeit in diesem Tagen. Zum neuen Schuljahr seien weitere 600 Stellen für Lehrerinnen und Lehrer geschaffen worden, heißt es aus Wiesbaden.

Aufgabe des Schulträgers ist es, mindestens alle fünf Jahre einen Schulentwicklungsplan vorzulegen. In diesem Plan soll der Bedarf an Schulplätzen und der Nachweis für diese Plätze nachvollziehbar dargelegt werden. Der aktuelle Schulentwicklungsplan wurde nach einem breiten öffentlichen Beteiligungsverfahren beschlossen und vom Hessischen Kultusministerium genehmigt. Genau dieser Prozess wird jetzt von neuem gestartet, um der Dynamik der Bildungsstandorte Rechnung zu tragen. Die Bevölkerung wächst weiter, auch durch Zuzug, und die qualitativen Anforderungen an Schulen haben sich in den letzten Jahren erheblich verändert, so Engelhardt. Neue pädagogische Ansätze, heterogenere Schülergruppen und differenzierte Lernkonzepte und inklusive Modelle sollen in dem neuen Plan berücksichtigt werden, um in den Schulstandorten der Zukunft umgesetzt werden zu können, so der Landrat. „Es braucht attraktive und moderne Schulen, die für Lehrer als Arbeitsplatz interessant sind“, sagte Engelhardt.

Zukunft der Schulen soll gemeinsam mit Akteuren vor Ort gestaltet werden

Ziel sei ein umfassendes, regional ausbalanciertes und wohnortnahes Angebot, um allen Schülern – ungeachtet von sozialer und kultureller Herkunft – ein passendes Bildungsangebot und einen individuell optimalen Bildungsabschluss ermöglichen anbieten zu können.

Er ist überzeugt, dass die Zukunft der Schulen gemeinsam mit möglichst vielen Akteuren vor Ort gestaltet werden muss. Dieses Procedere wurde schon einmal gewählt – allerdings mit überschaubarer Resonanz. Im Oktober 2019 kamen nur rund 60 Teilnehmer ins Alte Kurfürstliche Gymnasium. Man hatte sich mehr Input von den Praktikern erhofft. Vielleicht wird es dieses Mal voller.

Ganztagsschulen und digitale Entwicklung im Fokus

Denn der Chef der Kreisverwaltung will den Fahrplan für die Zukunft der 74 öffentlichen Schulen im Kreisgebiet nicht hinter verschlossenen Behördentüren, sondern in einem offenen Verfahren entstehen lassen. Im engen Dialog mit Schulen, Eltern und der Wirtschaft, die vor allem bei den beruflichen Schulen ein Wörtchen mitzureden haben. Bevor der Planentwurf zur Beschlussfassung in die politischen Gremien geht, sollen relevante Inhalte daher bei den Regionalkonferenzen genauer diskutiert und Prioritäten definiert werden. Der Fokus liegt dabei unter anderem auf dem Ganztagsmodell und die Positionierung von Schule in einer digitalen Gesellschaft.

Nach der Regionalkonferenz für das Teilgebiet Bergstraße (28. Oktober) im Goethe-Gymnasium finden weitere Treffen in Lampertheim (29. Oktober Alfred-Delp-Schule), in Wald-Michelbach (20. November in der Eugen-Bachmann-Schule) und am 21. November in Fürth (Heinrich-Böll-Schule) statt.

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Moderiert werden die Konferenzen von Anja Reinermxann-Matatko vom Büro für demografische Analysen und Schulentwicklungsplanung in Bonn. Sie hatte den Prozess schon einmal begleitet. Sie verweist darauf, dass sich in der Vergangenheit nicht jede Prognose auch erfüllt habe. Regelmäßige Überprüfungen und Anpassungen der Schulentwicklungsplanung seien daher elementar wichtig, um die Bildungshäuser den Veränderungen in der Gesellschaft und in der Pädagogik anpassen zu können.

Christian Engelhardt wies darauf hin, dass der Eigenbetrieb Schule und Gebäudewirtschaft allein in diesem Jahr rund 71 Millionen Euro in die Schulen investiert. Vielerorts werden Schulen durch Module erweitert, um den wachsenden Schülerzahlen entgegen zu kommen. Auch der Ganztagsbereich wird an vielen Standorten ausgebaut und dem Bedarf angepasst. Der Landrat kündigte an, dass die Budgets für Bildung in den kommenden Jahren kaum kleiner ausfallen werden.

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