Umfrage der Stadtverwaltung

Die Oase in Heppenheim ist gut – aber viele kennen sie nicht

Das Jugendzentrum stand im Fokus des ersten Teils, der nun ausgewertet wurde. Das Alter spielt eine Rolle.

Von 
mbl/ü
Lesedauer: 
Das Jugendzentrum Oase in der Weiherhausstraße bekam bei einer Umfrage der Stadtverwaltung gute Noten – rund ein Drittel der Befragten kennen die Einrichtung allerdings gar nicht. © Astrid Wagner

Heppenheim. Man müsste viel mehr für die Jugend in Heppenheim machen – das sagt sich so einfach, doch der Weg zum Handeln oft weit. Wer eine bestimmte Zielgruppe ins Visier nimmt, wie es die Stadtverwaltung auch in diesem Fall vorhat, tut gut daran, sie direkt anzusprechen. Das erfolgte durch eine seitens der Stadtverordnetenversammlung erwünschte Jugendumfrage, die sich in diesem ersten Teil um Freizeitverhalten und vor allem das Jugendzentrum Oase drehte. Nun liegen die Ergebnisse vor.

Die Hälfte der knapp 100 Teilnehmer an der Umfrage war schonmal in der Oase, gut jeder Fünfte aus allerdings ungeklärten Gründen noch nicht. Knapp ein Drittel kennt sie gar nicht. Auffällig bleibt die für viele Akteure große Herausforderung, die Menschen überhaupt noch zu erreichen, da klassische Kommunikationskanäle nicht mehr ausreichen.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Von Mai bis einschließlich Juli bestand die Möglichkeit, anonym an der Umfrage der städtischen Jugendförderung teilzunehmen. Angesprochen waren Kinder und Jugendliche von 8 bis 21 Jahren, genau 99 reichten Antworten ein. Die Allermeisten (87) sind Schüler, nur sechs schon berufstätig. Knapp die Hälfte verpasste der Oase ein (sehr) gut, von elf beziehungsweise zehn Teilnehmern gab es aber ein mangelhaft oder sogar ungenügend. Fast alle finden die Oase räumlich mindestens befriedigend; nur sechs Personen sagen, sie sei zu weit weg. Die meisten kommen mit Rad, Roller oder zu Fuß.

„Mit Freunden chillen“: Die absolute Mehrheit mit 75 Nennungen möchte genau das in der Oase tun. An zweiter Stelle landet der obligatorische Wunsch nach freiem WLAN. Bemerkenswert komplettieren Kochen und Backen das Podest. Deutlich mehr Mädchen als Jungs wünschen sich einen eigenen Treff. Mit beachtlichen 15 Nennungen dazwischen liegt der Wunsch für einen queeren Treff. Eine andere Frage wäre, ob der dann auch angenommen würde.

Klettern, zusammen verreisen und schwimmen

Konsolen und andere Spiele sind natürlich beliebt. Ein Graffiti-Projekt kam im Mai sehr gut an, darum reicht es aber wohl damit erstmal. Die meistgenannten Ausflugsideen, von denen es sehr viele gab: In den Kletterpark wollen zwölf, dann folgen, jeweils um eins absteigend, Freizeitparks, längere Reisen und Schwimmen.

Neuigkeiten sollen am ehesten über Instagram Verbreitung finden, zeitlich am besten passt jeden Werktag die Stunde zwischen 19 und 20 Uhr. Wenig überraschend, ist der Freitag am beliebtesten und der Mittag weniger – da sind die meisten ja noch in der Schule. Mit Freunden oder der Familie (37) und daheim oder sportlich (je 32) verbringen die Jugendlichen ansonsten ihre Freizeit, jedenfalls lagen da die Höchstwerte.

Eine Stimme der Jugend merkte im offenen Textfeld an, dass es so wirke, als sollte die Jugend aus der Innenstadt ferngehalten werden. Wenn es im Stadtleben zu Reibereien zwischen den Generationen kommt, geht es jedenfalls meist um das Thema Lärm. Auch frühere Jahrgänge schlugen sich gern in die Weinberge, ließen aber vielleicht nicht so viel Müll zurück, wie es nun durch Einzelne immer wieder vorkommt.

Mehr zum Thema

Kultur

Das Musikschulfest in Heppenheim lebt Interkulturalität vor

Veröffentlicht
Von
mp/ü
Mehr erfahren
Auerbach

250 jugendliche Besucher beim Gottesdienst im Schloss

Veröffentlicht
Von
red
Mehr erfahren

Mehr und gezieltere Werbung für die Oase wünschen sich einige. „Ich hatte keine Ahnung von euch“, lauten Rückmeldungen, es gibt aber auch viel Dankbarkeit. Manche bedauern, nicht häufiger Zeit für einen Besuch zu haben. „Ihr seid cool“, „Ihr seid alle sehr nett“ – auch das kommt zurück. Die Oase sei ein sicherer Ort, „und dort ist es immer gemütlich, dass man gerne hingeht mit Freunden und auch allein.“

Einerseits ist Heppenheims Jugend mit seinen entfernt liegenden Stadtteilen auch auf dezentrale Lösungen angewiesen, andererseits wollen sich die meisten gern im Zentrum der Kernstadt aufhalten. Dort aber ist wenig zu finden. Und die Oase, das machte Fachbereichsleiter Thomas Markowic bei einem Vor-Ort-Termin deutlich, spricht vor allem Jüngere an – spätestens ab 18 Jahren nicht mehr. Umgekehrt brachte ein jüngerer Teilnehmer das Dilemma so auf den Punkt: „Gruppenangebot 12-20 zu breit. Was soll ich mit 18-Jährigen oder die mit mir? Ganz andere Bros und Interessen.“

Der "Apfelbaum" fehlt noch immer

Es stellt sich immer wieder heraus, dass die Interessen jüngerer und älterer Jugendlicher weit auseinander liegen. Die potenziellen Partygänger haben kaum noch eigene Möglichkeiten in Heppenheim und weichen demzufolge nach Bensheim oder in die großen Städte beziehungsweise Clubs der Region aus. Der „Apfelbaum“ fehlt immer noch ersatzlos.

Ein zweiter Teil der Umfrage soll Freizeitgestaltung und Jugendangebote beleuchten. „Die Jugendlichen bekommen die Gelegenheit, ihre Ideen für die Stadt mit einzubringen und sich so am politischen Prozess in Heppenheim zu beteiligen“, erklärt die Jugendförderung in der Ouvertüre zur Auswertung, der ein ausdrücklicher Dank folgt. Offen bleibt noch, inwiefern die Erkenntnisse zu konkreten und die Jugend einbeziehenden Maßnahmen führen. mbl/ü

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim