Bauausschuss - Heppenheim zählt in Deutschland zu den 200 größten kommunalen Waldbesitzern / Anders als früher keine Lücken mehr

Der Stadtwald in Heppenheim – eine Erfolgsgeschichte

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dj
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Der Anteil der Buchen im Stadtwald beträgt 80 Prozent. Dieses Niveau will Förster Thomas Schumacher halten. © Jährling

Heppenheim. Es klingt zunächst erst mal komisch, ist aber keine Selbstverständlichkeit: Der Stadtwald steht voll mit Bäumen. So sagt es Förster Thomas Schumacher, der bei der konstituierenden Sitzung des Bau-, Umwelt- und Stadtentwicklungsausschusses über den Sachstand des Stadtwaldes informierte. „Schauen Sie sich rechts und links der Waldwege um. Wenn Sie eine Lücke finden, geben Sie mir Bescheid“, sagte Schumacher. Das sei früher ganz anders gewesen.

Es gibt auch einen eigenen Förster

Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) stellte den Stadtförster vor. Thomas Schumacher ist seit etwas mehr als anderthalb Jahren für den kommunalen Wald zuständig. „Wir sind eine der wenigen Kommunen in Südhessen, die einen eigenen Förster haben“, erklärte Burelbach. Die Beförsterung des Stadtwaldes mache 50 Prozent der Arbeit des Försters aus. Die andere Hälfte bringt Schumacher als Geschäftsführer der Holzvermarktungsorganisation Starkenburg (HVO) ein. Burelbach informierte außerdem, dass Julia Bönisch zur Unterstützung des Försters einen Arbeitsplatzwechsel vom Rathaus in den Baubetriebshof vorgenommen habe.

Seit dem Zweiten Weltkrieg habe es eine deutliche Zunahme an Holz gegeben. Die Fläche sei erheblich gewachsen. Durch die Gebietsreform 1972 gebe es gutes Zahlenmaterial zum Waldbestand. Selbst im vorigen Jahrzehnt ist der Wald gewachsen: Waren es 2013 noch 1369 Hektar, sind es jetzt 1411 Hektar, so der Bürgermeister. Im deutschlandweiten Vergleich gehöre Heppenheim zu den 200 größten kommunalen Waldbesitzern.

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fran/ü
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Im April wurden durch Dürre entstandene Freiflächen von insgesamt 20 Hektar mit mehr als 30 000 Jungpflanzen von 13 Baumarten angepflanzt. Statt Fichtenwald soll auf den Flächen Mischwald entstehen. Die Fichte ist der Dürre und dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen. Im Vergleich zu den Aufforstungen in den Nachkriegsjahren seien die 20 Hektar eine kleine Baustelle, sagte Schumacher. Luftbilder des Landes Hessen zeigen, wie kahl die Bergrücken 1952 im Gegensatz zu 2020 waren. Dem Wald sei nach dem Krieg zunächst aufgrund von Reparationszahlungen und der Nutzung als Brennholz mehr Holz entnommen worden, als nachwuchs.

Vom Wanderparkplatz am Essigkamm in Richtung Baden habe über die Odenwaldquelle hinweg bis weit in das Bombachtal auf circa 300 Hektar Fläche kein einziger Baum gestanden. Selbst von der Schlossberghalle in Hambach, in der der Ausschuss tagte, habe man bis zum Lindenstein schauen können. Die Hambacher mussten Erde den Berg hinauftragen, damit überhaupt Bäume gepflanzt werden konnten, berichtete Schumacher.

Viele alte Forstwirte seien aufgrund der Holznot mit der Wiederaufforstung beschäftigt gewesen. Doch wer behaupte, man habe die Fichte aus Profitgeilheit angepflanzt, sei auf dem Holzweg. Die Fichte brauche 80 Jahre zum Wachsen.

„Wenn ich von unserem Stadtwald rede, dann ist dies nicht mein Werk. Es ist das meiner Vorgänger“, sagte Schumacher. Als beispielsweise Kirschhausens früherer Förster Erich Steffen seine Arbeit begann, hatte er das Problem, dass die Buche nur alle sieben Jahre Mast trug. Heute tragen die Buchen jährlich Mast. Obwohl die Buche in den letzten vier Hitzejahren auch gelitten hat, soll der Buchenbestand von 80 Prozent gehalten werden. Hundertjährige sind Schumacher zufolge die Hitze nicht gewohnt; doch die Bäume, die jetzt um die 15 Jahre alt sind, werden vielleicht eine dickere Rinde entwickeln und gegenüber der Hitze widerstandsfähiger, beschrieb der Förster eine seiner Hoffnungen.

Was den Baumartenwandel betrifft, zeigt sich Schumacher relativ entspannt. „Dort, wo die Fichte ausgefallen ist, versuchen wir andere Baumarten zu etablieren.“ Dies sei eine Risikostreuung, die sich erst viele Jahre später bemerkbar machen würde. Weil man nie wisse, welche Pilze sie mitbrächten, sei mit exotischen Arten vorsichtig umzugehen. Auf die Frage von Yannick Mildner (Tierschutzpartei), wie die Kommune dem Klimawandel im Stadtwald entgegentreten könnte, antwortete der Förster: „Wenn ich die Zukunft schauen könnte, würde ich Peter Wohlleben heißen und Bücher schreiben.“

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte der Gemeindewald knapp 1295 Hektar. Der Raubbau hatte damals schon Tradition: Schon im Jahr 1788 hieß es einem Gutachten zufolge, dass die Untertanen Heppenheims statt 2000 Klafter 2400 schlagen würden und der Wald überlastet würde, ist in dem Buch „1250 Jahre Heppenheim“ nachzulesen. dj

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