Soziales

Heppenheims früheres Postamt wird zu einer Flüchtlingsunterkunft

Ab Ende des Jahres werden im historischen Gemäuer der früheren Post von der Stadt Heppenheim voraussichtlich Geflüchtete untergebracht.

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rid/ü
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In das 1890 erbaute und im Jahr drauf bezogene Postgebäude am sogenannten Postknoten sollen Flüchtlinge einziehen. © Astrid Wagner/ü

Heppenheim. 132 Jahre lang war das imposante Gebäude an der Spitze zwischen Lorscher Straße und Ernst-Schneider-Straße der Sitz der Heppenheimer Post. Seit dem 12. Januar dieses Jahres steht man dort vor verschlossenen Türen: Das Betreiben des Standortes war für die Deutsche Post unwirtschaftlich geworden. Nun zieht bald neues Leben in das historische Gemäuer ein: Voraussichtlich ab Ende des Jahres werden dort von der Stadt Heppenheim Geflüchtete untergebracht.

„Der Mietvertrag ist unterzeichnet“, ließen Bürgermeister Rainer Burelbach und Sophia Hübner von der Verwaltung der Stadt Heppenheim diese Zeitung am Mittwochvormittag wissen. Schon im März war im Rahmen der Mitgliederversammlung der Flüchtlingshilfe bekannt geworden, dass die Stadt plane, ein großes Gebäude in der Innenstadt anzumieten. Wegen laufender Verhandlungen mit dem Eigentümer blieb alles Weitere bis jetzt unter Verschluss, um den Vertragsabschluss nicht zu gefährden.

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Warum fiel die Wahl auf das Postgebäude? „Weil es dort Leerstand gab und nicht mehr so viel Leerstand vorhanden ist in Heppenheim“, erklärt Burelbach. Da habe sich der Standort angeboten. „Das ist uns allemal lieber, als Menschen in Containern unterzubringen. Preiswerter ist es letztendlich auch“, fügt der Bürgermeister hinzu. Darüber hinaus versucht man in der Kreisstadt schon seit Längerem, Geflüchtete dezentral unterzubringen.

Brandschutzauflagen erfüllen

Nun geht es erst einmal an den Umbau. Zwei Einheiten hat die Stadt in dem Gebäude angemietet, die eine im Erdgeschoss, wo sich die ehemaligen Geschäftsräume der Post samt Schalterhalle und Geldautomat befanden, sowie eine weitere Einheit im ersten Obergeschoss. Dort werden nun erst einmal die Handwerker tätig. Es gilt Brandschutzauflagen zu erfüllen, Wände einzuziehen und pro Stockwerk jeweils eine große Küche einzurichten. Dort sollen die Geflüchteten sich dann einmal selbst versorgen können. Allzugroße Umbauten seien nicht notwendig, so Hübner.

Im Rest des Gebäudes sind unter anderem eine Kampfsportschule sowie einige Wohnungen untergebracht. Die anderen Mieter seien vom Eigentümer bereits über den bevorstehenden Einzug der neuen Nachbarn informiert worden. Im gemeinsam genutzten Hof wird eine Abstellmöglichkeit für Fahrräder geschaffen.

Entstehen werden in den beiden von der Stadt angemieteten Stockwerken Zimmer unterschiedlicher Größe mit Platz für zwei bis fünf Betten. Weiß man schon, wer dort einziehen wird? Das stehe noch nicht fest, so Burelbach und Hübner. „Wir achten darauf, dass es zusammenpasst von der Nationalität.“ Vorrangig sollen in der ehemaligen Post jedoch Familien untergebracht werden. Im Erdgeschoss entsteht Platz für 30 Personen, im Obergeschoss werden 18 Personen ein neues Zuhause finden.

Fassade unter Denkmalschutz

Auf diese Weise leistet die Stadt Heppenheim einen weiteren Beitrag zur Unterbringung von Geflüchteten, die der Stadt vom Kreis zugewiesen werden. Diese werden nach Möglichkeit dezentral in Heppenheim verteilt. Mittlerweile sind auch die ersten Bewohner in das ehemalige Hotel am Bruchsee eingezogen. Es handelt sich hierbei um Geflüchtete aus der Ukraine.

Mit der Schließung der Postfiliale ging eine lange Tradition in Heppenheim zu Ende, die mit Einrichtung der Postlinie Heidelberg-Darmstadt-Frankfurt anno 1580 begonnen hatte. 1594 zog die Posthalterei in ein Gebäude in der Darmstädter Straße 1, das sich von der Friedrichstraße bis fast zur Lehrstraße erstreckte. Diese Liegenschaft wurde 1967 abgerissen, um die Darmstädter Straße zu verbreitern.

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Am 1. Oktober 1891 bezog die Post ihr neues Postamt zwischen Lorscher- und Ernst-Schneider-Straße. Errichtet werden konnte das Gebäude dort seinerzeit, weil zuvor bei einem Brand im Jahr 1887 vier dort zuvor befindliche Häuser abbrannten.

Im Innern des Hauses wurde im Laufe der Jahre immer wieder umgebaut und modernisiert. Das war und ist möglich, weil nur die Fassade des Gebäudes aus dem Jahr 1891 unter Denkmalschutz steht. rid/ü

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