Kommunalpolitik

Ehemalige Zwingenberger Jugendherberge wird ab September Unterkunft für Geflüchtete

Das Immobiliengeschäft zwischen der Stadt Zwingenberg und dem Landesverband Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk geht in die nächste Runde: Zum 1. August wird die Kommune die ehemalige Zwingenberger Jugendherberge mieten, um dort Flüchtlinge unterzubringen - und voraussichtlich im Herbst sollen Gebäude und Grundstück dann ins Eigentum der Stadt übergehen.

Von 
Michael Ränker
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In der denkmalgeschützten früheren Jugendherberge können bis zu 100 geflüchtete Menschen untergebracht werden. © Thomas Neu

Zwingenberg. Das Immobiliengeschäft zwischen der Stadt Zwingenberg und dem Landesverband Hessen im Deutschen Jugendherbergswerk geht in die nächste Runde: Zum 1. August wird die Kommune die ehemalige Zwingenberger Jugendherberge mieten, um dort Flüchtlinge unterzubringen – und voraussichtlich im Herbst sollen Gebäude und Grundstück dann ins Eigentum der Stadt übergehen.

In diesen Tagen tritt der Aufsichtsrat des Jugendherbergswerkes zusammen und entscheidet, ob die Immobilie tatsächlich an die Kommune verkauft wird, so Bürgermeister Holger Habich, der aber davon ausgeht, dass das nur noch eine Formsache sein wird. Mit dem Vorstand und der Geschäftsführung ist die Stadt sich bereits handelseinig.

Kaufangebot nachgebessert

Der Erwerb des 80-Zimmer-Gebäudes auf dem 3600 Quadratmeter großen Areal an der Langen Schneise 11 stand in der jüngeren Vergangenheit gleich mehrfach auf den Tagesordnungen der Gremien kommunaler Selbstverwaltung (wir haben berichtet).

Hinter verschlossenen Türen beriet man darüber, wie hoch das finanzielle Angebot sein darf, das die Stadt dem Jugendherbergswerk macht – einmal musste nachgebessert werden, weil die Eigentümer offensichtlich an der Preisschraube gedreht hatten. Über die Kaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart, angesichts der Größe und Lage des Objekts kann sich aber jeder Interessierte an den fünf Fingern einer Hand abzählen: Es geht um einen Millionenbetrag.

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Zur finanziellen Seite hatte Rathauschef Holger Habich bereits vor der ersten Beschlussfassung im März auf BA-Anfrage erklärt, dass das Risiko „vertretbar“ sei, weil die geplante Unterbringung von Flüchtlingen durch den Landkreis Bergstraße vergütet werde. Allerdings müsse die Kommune zur Finanzierung neue Schulden machen. Ursprünglich war im Etat für das laufende Jahr keine Kreditaufnahme geplant. Im zweiten Halbjahr werden Magistrat und Stadtverwaltung einen Nachtragshaushalt vorlegen. Dann sollte auch öffentlich werden, was die Kommune für den Erwerb der Jugendherberge bezahlt hat.

Fluchtwege problematisch

Nun wird die Stadt aber zunächst einmal Mieterin der Immobilie mit ihren rund 1700 Quadratmetern, um dort voraussichtlich Anfang September die ersten Flüchtlinge unterzubringen. Bis dahin muss mit dem Landkreis noch die Fluchtwegeproblematik gelöst werden. Bekanntermaßen verfügt das Gebäude nur über ein Treppenhaus.

Nach einem bereits vor Monaten erfolgten Ortstermin mit Matthias Schimpf – damals agierte der heutige hauptamtliche Kreisbeigeordnete noch als (ehrenamtlicher) Leiter einer Taskforce für die Flüchtlingsunterbringung – sowie Mitarbeitern des bei der Bergsträßer Kreisverwaltung angesiedelten Amtes für Brand- und Katastrophenschutz wird die Brandschutz-Problematik aber für lösbar gehalten.

Der Mietvertrag zwischen Stadt und Jugendherbergswerk ist zunächst auf den 31. Dezember dieses Jahres befristet, informierte Holger Habich weiter – Mieter und Vermieter haben auch über die Höhe des Mietzinses Stillschweigen vereinbart. Von der Option, den Mietvertrag um bis zu ein Jahr verlängern zu können, will der Rathauschef möglichst keinen Gebrauch machen müssen.

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Er setzt auf eine positive Verkaufsentscheidung des Aufsichtsrates des Jugendherbergswerkes und darauf, dass der Immobilien-Deal dann zeitnah notariell beurkundet und im Grundbuch eingetragen wird. „Bis Oktober, spätestens November sollte der Eigentumsübergang erfolgt sein“, so der Bürgermeister.

Die Stadt verfolgt nach Aussage von Bürgermeister Holger Habich mit dem Erwerb vor allem zwei Ziele: „Nach den gescheiterten Verhandlungen eines potenziellen Investors mit dem Jugendherbergswerk wollen wir die ehemalige Jugendherberge für die Allgemeinheit sichern – und wir wollen ein unmittelbar anstehendes Problem lösen.“ Nämlich die Unterbringung von geflüchteten Menschen, für die der Landkreis Bergstraße seit Mai die Städte und Gemeinden per Direktzuweisung in die Pflicht nimmt.

Wohnraum für Flüchtlinge knapp

In Zwingenberg sollen pro Quartal 25 Menschen zugewiesen werden, dafür steht aktuell fast kein Wohnraum mehr zur Verfügung. Im Juni wurden acht Einzelpersonen sowie eine vierköpfige Familie im ehemaligen Bauhof untergebracht, der damit voll belegt ist. In diesen Tagen soll die ehemalige Hausmeisterwohnung am Sportplatz mit zehn weiteren Personen belegt werden. Auch dieses Objekt ist dann ausgebucht. In der Jugendherberge können voraussichtlich bis zu 100 Geflüchtete untergebracht werden.

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