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Heppenheimer verhilft Bulli im Schrottzustand zu neuem Glanz

Von 
Gerlinde Scharf
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Heppenheim. Nein, ein waschechter „Hepprumer“ ist Bernd Niendorfs Bulli nicht – eher ein viel gereister Globetrotter. Der Klassiker T1, Baujahr 1966, war von 1967 bis 1980 in Florida bei der ehemaligen Fluggesellschaft PANAM im Einsatz, anschließend kaufte ihn eine junge Familie in Kalifornien, und schließlich reiste er weiter nach Japan – bis ein Autohändler den Schrottwagen nach Deutschland holte. Und trotzdem war's bei Bernd Niendorf Liebe auf den ersten Blick: „Seit ich 1963 als Dreijähriger zusammen mit meinem Bruder vor einem VW-Bulli posiert habe, wollte ich genau so ein Auto haben, wenn ich groß bin.“

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2015 ging der Wunsch des Heppenheimers in Erfüllung. Der Kaufvertrag war schnell perfekt, allerdings bestand der neue Besitzer auf eine TÜV-Plakette. Mittlerweile ist der Klassiker mit den Safari-Scheiben, dem Zigarettenanzünder, Radio, der nach oben aufklappbaren, zweigeteilten Windschutzscheibe und den Ledersitzen in Heppenheim zu Hause, bekannt wie ein bunter Hund und Niendorf stolz wie Bolle: „Er hat auch eine Heizung, aber eigentlich kommt lediglich ein warmes Lüftchen heraus.“

Der gelernte Werkzeugmacher hat seinen Traumwagen mit Hilfe von Freunden an vielen Wochenenden und in Urlauben aufgemöbelt und aufgerüstet, abgeschmirgelt, geschweißt, entrostet, den Motor von 44 PS auf 60 PS getunt („er schaffte ursprünglich noch nicht einmal die Steigung nach Kirschhausen“), geschraubt, frisch gespritzt und lackiert. Am Ende der Plackerei strahlte das Schmuckstück auf vier Rädern in den Farben tizianrot und signalweiß. Sogar eine Kaffeemaschine gibt’s drinnen. Auf manche Ersatzteile mussten die Tüftler bis zu einem Monat warten.

Zweieinhalb Jahre hat Bernd Niendorf mit seinen Freunden an dem Bulli Jahrgang 1966 geschuftet. Heute ist er damit manchmal auch bei Hochzeiten im Einsatz. © Privat

Insgesamt zweieinhalb Jahre hat die Clique von Bernd Niendorf geschuftet, dann war`s soweit. Bulli durfte raus aus der Garage und rein ins pralle Leben. Seitdem ist das Kultauto, das in diesem Jahr seinen 75. Geburtstag feiert, in Heppenheim, im Odenwald, in der Pfalz und der ganzen Region unterwegs – bei schönem Wetter: „Wenn die Sonne scheint, geht’s raus.“

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Ans Steuer lässt Niendorf allerdings niemand anderen, auch dann nicht, wenn er mit seinen Kumpels zum Picknicken „ans Wasser oder in die Weinberge fährt. Egal, wo wir hinkommen, überall winken uns die Menschen freundlich zu“.

Die Mundpropaganda funktioniert übrigens perfekt. Im Bekannten- und Freundeskreis ist eine Spritztour mit dem legendären Bus ein absolutes Highlight, egal, ob zum Spaß, als Überraschung beim Kindergeburtstag oder bei Hochzeiten. Schon etliche Brautpaare, samt Braut- und Schwiegereltern hat der Oldtimer-Liebhaber zum Standesamt und zur Kirche kutschiert und damit großes Aufsehen erregt. Bis zu sieben Personen kann Bernd Niendorf in seinem glänzend polierten rot-weißen Bus mitnehmen.

Schon als kleines Kind habe er den Bulli-Virus gehabt, sagt Bernd Niendorf. Beleg dafür ist obiges Foto aus dem Jahr 1963, das ihn mit seinem Bruder zeigt. © Privat

Jetzt freut sich Bernd Niendorf auf die nächsten Oldtimer-Treffen mit seinem viel gereisten Bulli Jahrgang 1966: „In Lampertheim und Sinsheim wäre ich gern dabei“, wünscht sich der Heppenheimer.

Freie Autorin Seit vielen Jahren "im Geschäft", zunächst als Redakteurin beim "Darmstädter Echo", dann als freie Mitarbeiterin beim Bergsträßer Anzeiger und Südhessen Morgen. Spezialgebiet: Gerichtsreportagen; ansonsten alles was in einer Lokalredaktion anfällt: Vereine, kulturelle Veranstaltungen, Porträts. Mich interessieren Menschen und wie sie "ticken", woher sie kommen, was sie erreiche haben - oder auch nicht-, wohin sie wollen, ihre Vorlieben, Erfolge, Misserfolge, Wünschte etc.

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