Heppenheim. „Ja, ist denn heut’ schon Umzug?“, werden sich manche Heppenheimer frei nach Franz Beckenbauer verwundert die Augen gerieben haben, als sie am Samstagvormittag die Weiherhausstraße passierten: Denn mitten im wochenendlichen Einkaufsverkehr zog ein kleiner Gaudiwurm vom Feuerwehrstützpunkt aus die Weiherhausstraße entlang. Vorneweg marschierte der Musikzug Starkenburg – und intonierte dabei „Highway to hell“.
„Sammeln die jetzt die Weihnachtsbäume mit Fanfarenzug ein?“ wunderte sich ein Passant kopfschüttelnd, denn zur gleichen Zeit wurden auch die ausgedienten Christbäume von den Brandschützern in den Straßen der Stadt aufgeladen. Weit gefehlt. Der vierfarbbunt beflaggte Umzugswagen und die ausgelassene Schar Narren aller Heppenheimer fastnachtstreibenden Vereine samt Gästen aus Lorsch und Bensheim, die hinter den Musikern folgten, hatten ein ganz bestimmtes Ziel. Und das waren nicht die von Lametta, Kugeln und Kerzen befreiten, ausgedienten, nadelnden Fichten, sondern die Kanzlei von Kerstin Fuhrmann.
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Die ist seit dem 11.11. die neue Schirmherrin der Heppenheimer Straßenfastnacht und hat als solche – unter dem klangvollen Namen Kerstindie Paragrafenreiterin – zwei herausragende Aufgaben: Zum einen soll sie bei den Saalfastnachten in und um die Kreisstadt für den Fastnachtsumzug am 19. Februar werben, zum anderen dafür sorgen, dass dann die Sonne scheint.
Mit der Fahnenhissung vor der Kanzlei der Rechtsanwältin in der Weiherhausstraße wurde die heiße Phase der Heppenheimer Fastnacht eingeleitet.
Doch nicht nur die vierfarbbunte Fahne wurde unter dem Helau der zahlreichen Fassebutze emporgezogen, Zugmarschall Norbert Weiser und sein Team konnten der neuen Schirmherrin auch ihren Umzugswagen übergeben, der über und über mit Fuhrmanns Fastnachtslogo verziert ist: einem roten Paragrafen-Zeichen mit Narrenkappe.
In Erinnerung an Ehrenzugmarschall Hans Eberhard
Am Eingang der Kanzlei prangte die Maxi-Version samt Steckenpferd. Doch bevor die Fahne gehisst wurde, gab’s erst einmal einen Sekt für alle. Vielmehr Prosecco, denn schließlich ist die Schirmherrin Teil der Erbacher „Proseccoo-Schnegge“, die seit vielen Jahren beim „Bunten Abend“ in Erbach das Tanzbein schwingen. Da ist das Motto der Paragrafenreiterin mehr als einleuchtend: „In dubio Prosecco!“
Es gab aber auch einen ernsten Moment während all der ausgelassenen Feierei: Gemeinsam gedachte man des am vorherigen Wochenende verstorbenen Ehrenzugmarschalls Hans Eberhard.
Vom Wagen herab stellte sich Kerstin die Paragrafenreiterin dem närrischen Fußvolk reimend vor. Unten gab es dann jede Menge Umarmungen und von Hedwig Vock ein ganz besonderes Geschenk: Diese war 2011 die erste weibliche Schirmfrau der Stadt und überreichte Kerstin Fuhrmann ihren Orden von damals.
In puncto Umzug „guter Dinge“
Und wie sieht es aus mit dem Umzug, nach dem insbesondere in Rheinland Pfalz ein Gaudiwurm nach dem anderen abgesagt wird, weil die Sicherheitsanforderungen zu hoch sind? Nachdem der gemeinsame Umzug von Mannheim und Ludwigshafen bereits abgesagt wurde, hat nun auch Herxheim am Freitag abgesagt – es wäre 2023 der größte Faschingsumzug der Vorder- und Südpfalz gewesen. Als Gründe für die Absage werden die Auflagen und Bedingungen, die zur Umsetzung und Durchführung eines Fasnachtsumzuges erforderlich sind, genannt. Diese seien für den CV Narrhalla als Veranstalter nicht zu stemmen.
Zugmarschall Norbert Weiser ist jedoch „guter Dinge, dass der Umzug stattfinden wird. Wir freuen uns drauf!“ Man habe bisher alle Anforderungen erfüllt. Auch die Zahl der Anmeldungen für die Umzugsteilnahme sei bereits ganz gut, doch noch werden sowohl Motivwagen als auch Fußgruppen und Musikzüge gesucht. Anmelden kann man sich über die Homepage www.hepprumer-fastnacht.de.
Allerorten Fastnacht
Auch in der Heppenheimer Innenstadt standen die Zeichen am Samstag ganz auf Fastnacht: Im Stadthaus verkauften die Hutzelschweizer Fastnachter Eintrittskarten für die beiden Sitzungen am 10. und 11. Februar im Saalbau. „Bereits um halb neun standen die Ersten Schlange“, berichtet Christina Schneider – offizieller Beginn des Vorverkaufs war erst um 11 Uhr. Als die Reihe der Wartenden immer längerwurde, startete man 20 Minuten früher. „Für den Samstag gibt es noch Einzelkarten, für den Freitag etwas mehr“, resümierte der Hutzelschweizer Bojemoaschder Holger Mitsch zufrieden. Restkarten können ab Montag bei der Touristinfo erstanden werden.
Ausverkauft
In Erbach fand am Sonntagvormittag der Vorverkauf für den Bunten Abend statt. Bei der Fahnenhissung war Sitzungspräsident Steffen Maurer noch gespannt, weil er so gar nicht einschätzen konnte, wie groß der Andrang sein würde. Doch nach einer Stunde und 40 Minuten konnte sein Vize Michael Endres freudestrahlend vermelden: „Ausverkauft!“ rid/ü
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