Ausschuss

Heppenheim sucht weiter nach Unterkünften für Flüchtlinge

Seit Mai muss sich auch die Kreisstadt selbst um die Unterbringung kümmern. Noch reichen die Kapazitäten aus.

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jr/ü
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Das Vereinsheim am Sportplatz Kirschhausen soll als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. © Reinhardt

Heppenheim. Es sind zwei Themen, denen sich Heppenheims Sozial-, Kultur- und Sportausschuss (SKS) seit mittlerweile etlichen Jahren zunehmend widmen muss: dem Ausbau der Kinderbetreuung und der Unterbringung von Flüchtlingen.

Doch während man bei Thema eins mit einigermaßen zuverlässigen Zahlen operieren kann, sowohl was den Zuwachs an Kindern als auch die zur Verfügung stehenden Finanzen angeht, gibt es beim zweiten Thema eine Fülle von Faktoren, die für Unsicherheit sorgen. Sicher hier ist nur eins: Die Anzahl derjenigen, die Schutz suchen, wird nicht sinken, sondern steigen.

Kapazitäten für die ersten Wochen

Was natürlich auch Auswirkungen für Heppenheim hat: Seit dem 1. Mai muss sich die Stadt selbst um die Unterbringung kümmern, der Kreis, der bislang für Unterkünfte gesorgt hat, schickt sie ab sofort direkt in die Kommunen.

61 lautet die nicht ganz gerade Zahl an Flüchtlingen, die zurzeit und pro Woche in den Kreis Bergstraße geschickt werden, und von diesen landen nach einem festgelegten Schlüssel, der sich an der Einwohnerzahl orientiert, ab sofort und Woche für Woche sechs in der Kreisstadt, wie Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) den Ausschussmitgliedern am Dienstagabend mitteilte. Wobei es um eine Durchschnittszahl geht: „Es können auch mal neun, aber auch mal nur drei sein“, so Burelbach.

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Aber kommen und untergebracht werden müssen sie auf alle Fälle, auch weil der Kreis seine Sammelunterkünfte in Bensheim und Groß-Rohrheim schließen will.

Eine Situation, auf die sich die Stadtverwaltung seit Wochen vorbereitet und Vorkehrungen getroffen hat: „Für die ersten Wochen haben wir noch genügend Kapazitäten“, beruhigt der Bürgermeister, und danach würden zwei größere Gemeinschaftsunterkünfte weiterhelfen, die erste ab 1. Juni, die zweite ab 1. Juli. Vorgesehen ist die Nutzung des Untergeschosses der Schlossberghalle in Hambach, außerdem soll das derzeit ungenutzte Vereinsheim am Sportplatz in Kirschhausen Flüchtlinge aufnehmen.

Darüber hinaus, so Burelbach, gebe es Verhandlungen zu einem „großen Gebäude“ in privater Hand, in dem ebenfalls eine größere Menge Migranten untergebracht werden könnte. Die Suche gehe aber trotzdem weiter.

Vermieter gesucht

Gebraucht würden vor allem „Vermieter, die sich kümmern“ – allerdings nur um die Unterkünfte, nicht um die Flüchtlinge selbst, die wie gehabt vom Kreis und nicht von der Stadt betreut würden. Für den Fall, dass sich gar nichts mehr auf dem Markt finden lasse, gebe es aber auch noch die Möglichkeit, Container anzumieten.

Eine Fläche mit der notwendigen Infrastruktur stehe im Gewerbegebiet Süd, in Autobahnnähe, bereits zur Verfügung. Wie schwer es ist, private Vermieter für die Unterbringung von Flüchtlingen zu gewinnen, machte auch ein Antrag deutlich, den Grüne und Tierschutzpartei gemeinsam in den Ausschuss einbrachten.

„Die Stadtverordnetenversammlung beauftragt den Magistrat, zur Gewinnung von Wohnraum das Modell ,Vermiete doch an die Stadt’ umzusetzen“, heißt es in dem Papier, das nach rund halbstündiger Diskussion von der Mehrheit abgelehnt wurde.

So wie schon in anderen Städten, forderte Yannick Mildner (Tierschutzpartei), solle auch in Heppenheim die Stadt selbst als Hauptmieter auftreten und Vermietern geregelte Mietzahlungen garantieren, wenn diese Wohnraum für Flüchtlinge zur Verfügung stellten.

Feriengäste sind lukrativer

Nicht zuletzt vor dem Krieg geflohene Ukrainerinnen und Ukrainer, die oft bei Privatleuten Unterschlupf fanden, hier aber nicht auf Dauer bleiben könnten, erhielten so eine Chance. In Viernheim habe das in 246 Fällen geklappt, so Mildner, warum also nicht auch in Heppenheim.

Bei den Ausschusskollegen stieß der Antrag, der ähnlich schon einmal eingebracht und abgelehnt worden war, auf wenig Gegenliebe. „Wenn ein Vermieter kein Interesse zeigt, kann man rütteln, wie man will“ formulierte Markus Wilfer (FDP). Und Daniela Engelhardt (CDU) verwies, ebenso wie der Bürgermeister, darauf, dass die Mieten in der Regel ohnehin von den zuständigen Ämtern direkt an die Vermieter überwiesen würden.

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Kerstin Buchner (Freie Wähler) erinnerte in der Diskussion auf ein weiteres Problem bei der Akquise von Unterkünften: Viele würden ihre Wohnungen lieber für Feriengäste zur Verfügung stellen, das sei – „bei manchen sind es vier, fünf Wohnungen“ – bequemer und deutlich lukrativer. jr/ü

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