Heppenheim. Zur Autoschau am Wochenende blieb aufgrund des wechselhaften Wetters der Besuch in der Heppenheimer Innenstadt durchwachsen. Bei Toni Nicklisch vom Ersten Sebastian Vettel Fanclub richtete das Wetter gar „Gefühlschaos“ an, als das Vereinszelt plötzlich in die Luft flog. „Wir waren mit diesem Zelt bei Wind und Wetter auf dem Hockenheimring. Jetzt ist es kaputt“, sagte Nicklisch. Damit verabschiedete sich der Fanclub schon am Samstagabend von seinem Standort auf dem Parkhof. Sie waren nicht die einzigen Aussteller, deren Zelte oder Pavillons abhoben. Richtig zufrieden war zumindest Markus Ristock. Der Heppenheimer hatte zwei Imbisswagen gestellt. „Bratwurst geht immer und jammern hilft sowieso nix“, sagte Ristock.
Die neuesten Entwicklungen
Nur den kleinsten Besuchern schien das Wetter gar nichts auszumachen. Sie tobten sich auf der Spielstraße in der Werlestraße aus und freuten sich über das kostenlose Angebot der Organisatoren – der Wirtschaftsvereinigung Heppenheim.
Die Vielfalt der ausgestellten Fortbewegungsarten zog trotz unangenehmen Wetters einige Menschen an. Ein regelmäßiger Besucher der Autoschau ist Walter Müller. Als früherer Techniker der KLN Ultraschall ist er sowieso neugierig auf die neuesten Entwicklungen. Doch eines geht für ihn gar nicht: Wenn der Kofferraum schon direkt hinter dem Hinterrad aufhört. „Ich brauche in meinem Auto genügend Stauraum“, sagte Müller.
Ob E-Auto, Benziner oder Hybrid-Fahrzeug – die Auswahl der von den Händlern angebotenen Fahrzeuge ist groß. Die meisten hatten Pkw aller drei Antriebsarten auf dem Platz, vom Opel über Seat, Mitsubishi, Cupra, Volkswagen, Ford oder Audi.
Sportwagen im Kombi-Kleid
Diskussionen rief bei einigen Familien die Farbe des vom Autohaus Wiest ausgestellten Audi RS mit satten 600 PS unter der Haube zum Preis von 160 000 Euro hervor. „Den würde ich ja schon gerne einmal Probe fahren. Aber die Farbe“, sagte ein Mann zu seiner Partnerin und schaute dem Audi sehnsuchtsvoll hinterher. „Wieso? Das Blau ist doch ganz schön. Aber Du brauchst dir sowieso keine Gedanken zu machen. Den können wir uns nicht leisten“, antwortete sie. Der Hochleistungssportwagen getarnt als Kombi glänzte in Hellblau.
Schon mehr als 30 Jahre stellt das Autohaus Mörmann aus Laudenbach auf der Autoschau aus. Die Geschwister Patrick Mörmann und Jennifer Seyfarth führen mittlerweile statt japanischen Marken Chinesische mit weniger bekannten Namen wie BAIC, DFSK, SWM oder JAC. Ursprünglich waren sie Nissan-Händler, stiegen dann auf Daihatsu und Lada um. Doch Letztere wurden vom europäischen Markt genommen. „Wir haben uns für die Chinesen entschieden, weil sie von einem Importeur kommen und außerdem nicht so teuer sind“, sagte Seyfarth. Der kleinste SUV, der Fengon 500 mit 1,5 Liter und 106 PS koste etwa 19 500 Euro. E-Autos waren unter den Chinesen keine.
Zwei E-Motorräder der Marke „RGNT“ stellten Beate und Matthias Forstbach aus Einhausen aus. Die geräuschlosen Motorräder fahren Spitze 120 Kilometer und haben eine Ladeleistung von 1,8 Kilowatt. Innerhalb von drei Stunden seien sie von 20 auf 80 Prozent aufgeladen. Nochmals in Heppenheim ausstellen will Ehepaar Forstbach aber nur, wenn der Termin geändert wird. „Uns ist zu kalt“, sagte Beate Forstbach.
Spezialfahrräder
Auf großes Interesse stießen auch die Spezialfahrräder der Marke „Draisin“. Wolfgang Dittrich stellte diese vor. Unter den E-Rädern waren ein Lastenfahrrad der österreichischen Post, ein klassisches Dreirad mit Korb und ein Sesselrad. Franz Beiwinkel aus Erbach fährt bereits seit sechs Jahren mit Begeisterung ein E-Bike und meinte, für ein solches Dreirad sei es noch zu früh. Worauf Dittrich erwiderte, dass viele zu spät umstiegen. Diese Räder gibt es auch als Zweisitzer.
Parallel zur Autoschau lief auf dem Europaplatz der Frühjahrsmarkt, der vom Schaustellerbetrieb Schneider aus Riedrode organisiert wurde. Insgesamt fünf Schausteller müssen sich die Kosten von 7000 Euro für die Stromanschlüsse durch einen Elektriker, Toilettenhaus und Werbung teilen. Weitere Kosten sind da noch nicht enthalten.
Dafür war auf dem Platz am Samstag deutlich zu wenig los. Markus Schneider junior und Ehefrau Julia zeigten sich besorgt. Das schnelle Fahrgeschäft Caribbean hatte bis zum Samstagnachmittag höchstens zehn Besucher. Der von der Stadt eingerichtete Shuttle von der Fußgängerzone zum Europaplatz wurde nicht benötigt. Immerhin stellten sich am Nachmittag einige Familien zum Karussellfahren ein.
„Wir haben die Preise seit 2003 nicht mehr erhöht“, sagte Schneider. Eine Fahrt mit dem Kinderkarussell kostet 2 Euro und mit dem Caribbean 3,50 Euro. Für Letzteres nähmen die meisten zwischen 5 und 6 Euro. „Wir hoffen auf die nächsten Tage“, sagte Schneider – besonders auf den Familientag am Dienstag mit vergünstigten Preisen. Insgesamt sehnt sich Markus Schneider aber auf den Parkplatz zwischen Schwimmbad und Stadion zurück. Der Schaustellerbetrieb sieht nicht nur in dem schlechten Wetter ein Problem, sondern auch am Standort. „Am Schwimmbad haben sich die Leute einfach wohler gefühlt und konnten einfacher hinlaufen“, sagte Schneider.
Allgemeine Zurückhaltung
Betrübt war nach den beiden Tagen auch die Stimmung bei der Heppenheimer Wirtschaftsvereinigung. „Das Wetter rund um die diesjährige Autoschau steht sinnbildlich für dir wirtschaftliche Lage und die Stimmung. Wir sind nicht zufrieden“, sagte Vorsitzender Christopher Hörst. Starkregen, Sturmböen und die allgemeine Zurückhaltung seien genau die Zutaten, die jegliche Motivation zunichtemachen. „Mir tun die Aussteller und Händler leid, die mit viel Einsatz ihren Beitrag zum Gelingen der diesjährigen Autoschau geleistet haben. Wir werden das Konzept der Veranstaltung grundlegend überdenken“, schloss Hörst zum Fazit. dj/ü
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