Altstadt

Das Fachwerk als Besucher-Magnet in Heppenheim

Die Aktionen zum „Tag der Regionen“ lockten viele Besucher in die Gassen in der Kreisstadt.

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jr/ü
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Einfach nur schön: Beim bundesweiten Tag der Regionen stand in Heppenheim das Fachwerk im Mittelpunkt. © Jürgen Reinhardt

Heppenheim. Wenn schon, wie zu hören war, bei einer Führung durch Frankfurts wieder auferstandene neue Altstadt Heppenheim als Musterbeispiel bestens erhaltener historischer Bausubstanz genannt wird, dann gibt es jede Menge Gründe, sich einmal selbst ein Bild vor Ort zu machen. Gelegenheit hierzu bestand am Wochenende: Von Freitag- bis Samstagabend hatten Tourist Information, Museum und Altstadtfreunde zu zwei „Tagen des Fachwerks“ eingeladen, eingebettet in den bundesweiten „Tag der Regionen“.

Es ist vor allem das Fachwerk, das viele der rund 220 Häuser in Heppenheims Altstadt so besonders macht. Und das deshalb im Mittelpunkt der Kulturveranstaltung stand, die am Freitagabend mit einem Vortrag von Professor Manfred Gerner im Kurfürstensaal gestartet wurde. Gerner gilt in Fachkreisen nicht nur als „Fachwerk-Papst“, er ist der Stadt auch seit den Zeiten der Altstadtsanierung verbunden, deren Anfänge in das Jahr 1977 zurückreichen und für die bis zu ihrer Beendigung 2005 rund 22 Millionen Euro (18 Millionen von Bund, Land und Stadt; 4 Millionen von Eigentümern) ausgegeben wurden.

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Gerner hatte das Projekt seit der Aufnahme der Stadt ins Altstadtsanierungsprogramm der Landesregierung 1985 begleitet und viele Gutachten erstellt, er ist also auch absoluter Experte, was das Fachwerk vor Ort angeht. Im mit rund 100 Gästen gut gefüllten Kurfürstensaal konnte er – zusammen mit Bürgermeister Rainer Burelbach – nun auch noch verkünden, dass die Kreisstadt der Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte e.V. beigetreten ist. Gerner ist Präsident dieses Vereins.

Der eigentliche „Tag des Fachwerks“ war allerdings der Samstag, der vom frühen Vormittag bis in die Abendstunden mit einem runden Programm aufwartete. Zu dem unter anderem zwei Altstadtführungen gehörten, die sich durchaus, aber nicht nur, an ein interessiertes Fachpublikum richteten und künftig zum regulären Angebot der Stadt gehören werden, wie Jeannine Mader von der Tourist-Info am Rand der Veranstaltung mitteilte.

Gäste nach Heppenheim locken

Pia Keßler-Schül, seit Langem als Altstadtführerin unterwegs, hat zusammen mit ihrem Mann Norbert Schül, Vorsitzender der Altstadtfreunde, nach einem Lehrgang bei Gerner diese neue Art der Führung konzipiert, bei der es um die Vermittlung von Wissen rund um die Gestaltung Heppenheimer Fachwerks geht.

Der Andrang bei der Premiere war so groß, dass die Gruppen geteilt werden mussten. Norbert Schül möchte mit der Neuerung nicht zuletzt das Bewusstsein dafür wecken, welche Werte in den pittoresken Bauten der Altstadt stecken, und Jeannine Mader sieht eine Möglichkeit, abseits vom „Standardprogramm“ weitere Gäste nach Heppenheim zu locken.

Das Stadthaus ist eines der ältesten Häuser in der Altstadt

Auf ein interessiertes Publikum stieß auch Zimmerermeister Volker Vock (Holzbau Vock), der sich mit seinen Mitarbeitern vor dem Stammhaus seiner (inzwischen vom Sohn geführten) Firma – vis-à-vis vom Eingang zum Kurmainzer Amtshof – postiert hatte, um hier einen kleinen Einblick in historische Holzbearbeitung mit Breitbeil, Raubank oder Gesimshobel zu geben. Wobei das Stammhaus selbst ein hochinteressantes Anschauungsobjekt für Fachwerkfreunde ist: 1492 erbaut, gehört es zu den ältesten Häusern der Altstadt.

„Renner“ bei Vocks war die Gestaltung von kleinen Herzen, die mithilfe einer Holzvorlage aus kleinen Schiefertafeln entstanden. Was nicht nur jüngere Besucher begeisterte, an die an diesem Fachwerktag natürlich ebenfalls gedacht war. Sie konnten sich zum einen in einer kleinen Bilderausstellung zum Thema Fachwerk im Marstall einbringen; die Arbeiten waren in der Malschule Gabriele Schmitt entstanden.

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Zum anderen hatten Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 8 des Starkenburg Gymnasiums Banner gestaltet, ebenfalls zum Thema Fachwerk, angeleitet vom Kunstschaffenden Josua Mattern und mithilfe von Spraydosen. Werke, die man sich schon auf dem Weg zur Veranstaltung zu Gemüte führen konnte: Ausstellungsort war die Marktstraße, wo die Seilzüge „zweckentfremdet“ wurden, die sonst der Aufhängung der Weihnachtsbeleuchtung dienen. Außerdem gab es auch noch einen „Kreativ-Workshop“ für Kinder ab acht Jahren, in dem Fachwerkfronten per Holz und Lehm gestaltet werden konnten.

Kulinarisch ergänzt wurde das Ganze von den Altstadtfreunden, die am Samstag zu ihrer traditionellen „Strooßewärdschaft“ eingeladen hatten. Getränke inklusive frischen Federweißen gab es im Marstall, Essen inklusive Zwiebelkuchen auf dem Platz davor. jr/ü

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