Natur

Entbuschungsaktion am Heppenheimer Schlossberg

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fran/ü
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Biodiversität fördern und Kulturlandschaft erhalten, so lauten Ziele der Nabu-Ortsgruppe um Gunther Hagemeister. Aus diesem Grund startet der Verein am Montag eine großangelegte Entbuschung an den Hängen des Schlossbergs. Positiver Nebeneffekt: ein deutlich besserer Blick auf die Starkenburg. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Die Verbuschung des Schlossbergs sorgt seit Jahren für Gesprächsbedarf. Allen voran der Verkehrs- und Heimatverein moniert immer wieder, Bäume und Sträucher würden den Blick auf die Starkenburg versperren. „Entbuschung“ lautet das allumfassende Schlagwort. Das gleiche Ziel verfolgen auch die Stadtverwaltung und der Naturschutzbund (Nabu) – die Beweggründe unterscheiden sich aber grundlegend von denen des Verkehrs- und Heimatvereins.

Der freie Blick auf den Schlossberg stellt zwar auch aus Sicht der Naturschützer „ein touristisches Kleinod dar, um welches wir in Heppenheim von vielen Städten beneidet werden“. Doch strebe der Nabu „nicht nur die Sichtbarmachung der Starkenburg, sondern auch die Erhaltung der Artenvielfalt und der Zeugnisse unserer alten Kulturlandschaft an“, betont Gunther Hagemeister, Vorsitzender der Ortsgruppe Heppenheim. Seit vielen Jahren gewinne die Sukzession am Schlossberg fast ungehindert die Oberhand. „Mehr und mehr verbuschen viele ehemalige Weinberge, Brombeer- und Schlehengebüsch breitet sich über große Teile des Süd- und Südosthangs aus.“ Teilweise seien dadurch bereits waldähnliche Strukturen entstanden.

Zunehmend verändertes Aussehen

„Die Hoffnung, dass die Maßnahmen der Flurneuordnung an der Situation viel zum Besseren ändern würde, hat sich wenig erfüllt“, konstatiert der Nabu-Vorsitzende. Und weiter: „Die Steillage ist für alle Nutzer schwierig zu bearbeiten, man zieht sich mehr und mehr zurück.“ Der Schlossberg verändere dadurch nicht nur sein touristisch so attraktives Aussehen. „Er verändert sich auch sehr negativ für die dort heimische Artenvielfalt, wegen der das Gebiet als Natura 2000-Gebiet unter besonderen Schutz gestellt wurde“, so Hagemeister.

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Die Nabu-Ortsgruppe engagiert sich seit mehr als 20 Jahren am Schlossberg – „zur Förderung der Biodiversität und auch zum Erhalt unserer alten Kulturlandschaft“. Nur wenn diese Strukturen bestehen bleiben, könne auch „das wertvolle Artinventar“ erhalten und gefördert werden.

Mehr als 10 000 Quadratmeter verbuschter Weinberge wurden vom Nabu in den vergangenen Jahren bereits „gesäubert“, dabei wurden zahlreiche Trockenmauern repariert. „Ein verfallenes Weinbergshäuschen wurde restauriert und ist heute ein Blickfang am Kanonenweg“, sagt Hagemeister.

Stadt, Land und Bund unterstützen

Im vergangenen Winter hat der Nabu in Zusammenarbeit mit der Stadt schließlich die Förderung weiterer Maßnahmen zur Entbuschung großer Flächen und Restaurierung der zahlreichen Trockenmauern oberhalb des Kanonenweges beim Regierungspräsidium Darmstadt beantragt. „Nach der Bewilligung stehen nun beträchtliche Mittel von Bund und Land zur Verfügung“, heißt es vom Nabu. Man freue sich nicht nur über die Förderung, sondern auch über die intensive Unterstützung der Maßnahme durch die Stadt, so Hagemeister.

Der „erste Aufschlag“ zur Umsetzung des Vorhabens erfolgt laut Hagemeister bereits am Montag, 7. Februar auf Flächen des Nabu. In einem ersten Schritt wird dann die verbuschte Fläche unter Schonung erhaltenswerter Bäume gerodet. Ein Fachbüro wird anschließend alle Trockenmauern erfassen und Vorschläge zu deren Erhaltung und Restaurierung unterbreiten. Nach deren Plänen sollen dann wiederum Fachfirmen die alten Weinbergsstrukturen wieder errichten. „Der Nabu will damit auch einen Beitrag zur Sichtbarmachung unserer Kulturlandschaft machen, die jahrhundertelang dort oben vom Weinbau geprägt war“, betont der Vorsitzende. Die Maßnahmen sind demnach mit der Oberen Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Darmstadt, der Unteren Naturschutzbehörde Heppenheim und dem Forstamt Lampertheim (Hessenforst) abgestimmt.

Beeinträchtigungen möglich

Während der Rodungsmaßnahmen könne es am Kanonenweg zu temporären Beeinträchtigungen für Spaziergänger kommen, vielleicht auch zu kurzfristigen Sperrungen während des Materialabtransportes, so Hagemeister. „Die Möglichkeit, auch über den Fünf-Minuten-Pfad oder den Starkenburgweg die Starkenburg zu erreichen, besteht während der ganzen Zeit.“

Eigentümer, die ihre Flächen noch in das Projekt einbringen wollen, sind jederzeit willkommen. Thomas Dexheimer, Leiter des Bauhofs, stellt diesbezüglich klar: „Die Maßnahmen sind nach wie vor für die Grundstückseigentümer kostenlos.“ Flurstückseigentümer könnten sich direkt mit dem Bauhof in Verbindung setzen – unter Telefon 06252/131 258 oder per Mail an bauhof@stadt.heppenheim.de. fran/ü

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