Weinbau

Die Kirschessigfliege macht Winzern zu schaffen

In der Sorte „Bolero“ sind die Insekten bereits entdeckt worden, bei anderen noch nicht

Von 
dj/ü
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Die Kirschessigfliege befällt Weintrauben. Die Zeigersorte Bolero ist bereits befallen. Auf dem Boden liegen abgefallene Trauben. © Dagmar Jährling

Heppenheim. So langsam stehen die Winzer und Winzerinnen für die Lese der frühen Sorten für den Federweißen und den Sektgrundwein in den Startlöchern. Viele Trauben hängen schon prallgefüllt in den Weinbergen. Die Hauptlese wird voraussichtlich nach dem Ende des Winzerfestes in Bensheim beginnen.

Im Gegensatz zu den letzten sehr trockenen Jahren, in denen die Weinbauer mit Tanks viel Wasser in die Wingerte fahren mussten, kam im Weinjahr viel zu viel Regen vom Himmel. Die Natur hat sich gut entwickelt. Die Reben sprossen. Das viele Wasser führte allerdings auch dazu, dass es zunächst den Falschen Mehltau (Peronospora) und gleich darauf den Echten Mehltau (Oidium) zu bekämpfen galt.

Rote Früchte mag das Tier besonders gerne

Abgesehen von den Groß-Umstädter Winzern, die aufgrund des zweitätigen Frostes im April nahezu einen Gesamtausfall zu beklagen haben, scheint es sonst für die Weinbauern noch einmal gut auszugehen. Doch kurz vor der Weinlese informierte Reinhard Antes in den sozialen Medien über die Ankunft von „KEF“ in der Sorte „Bolero“. Mit KEF meinte Antes die aus dem Süden eingewanderte Kirschessigfliege, die sich an roten Früchten zu schaffen macht. Im Jahresverlauf sind das beispielsweise Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren und Brombeeren. Als nächstes geht die Taufliege an die roten Weintrauben. Anders als die heimische Essigfliege bohrt sie sich aktiv in die Beerenhaut und richtet damit großen Schaden an, in dem sie Essigbakterien verteilt. Die Beeren fallen im Anschluss vom Henkel und verströmen Essiggeruch. Für den Weinausbau sind die befallenen Beeren nicht mehr zu gebrauchen. Der Befall mit KEF zieht wiederum andere Insekten an, die den Saft aus den verletzten Beeren trinken. Werden diese Trauben nicht geerntet bevor der Befallsdruck zu hoch ist, dann kann es zum Ausfall des gesamten Weinberges kommen.

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Doch keine Sorge, bei der von Reinhard Antes genannten Sorte Bolero handelt es sich um eine Rebenzeile im Versuchsfeld des Rebveredlungsbetriebes der Familie Antes und Breit. In der Anlage werden pilzwiderstandsfähige Rot- und Weißweinsorten (Piwis) angebaut. Gleich neben der befallenen Bolero-Zeile findet sich rechts davon die Piwi „Allegro“ und links davon „Divico“.

Im Gegensatz zur Bolero-Rebenzeile liegen unter den genannten beiden pilztoleranten Sorten noch keine Beeren auf dem Boden. „Ich wollte die Winzer nur schon einmal vorwarnen, damit sie ihre Weinberge im Blick behalten“, sage Antes. Bei Bolero handele es sich um eine Zeigersorte. Danach würden Rondo, Regent, Pinotin, Dornfelder, Monarch, Frühburgunder, Muskat bleu und so weiter. immer in der gleichen Reihenfolge folgen. Obwohl es zum Totalausfall durch die KEF kommen könnte, würden keine Insektizide gegen sie eingesetzt. Bis diese wirkten, sei schon die nächste Generation am Start. Die KEF ist der Grund dafür, dass das Weingut Freiberger seit wenigen Jahren keinen Dornfelder Rotwein mehr im Sortiment hat. Elisabeth Freiberger erinnert sich gut an den Befall. „Der Dornfelder im Stemmler stand vor dem Winzerfest richtig gut da und wir überlegten einige der Trauben für den Ausbau im Barrique-Fass zu verwenden“, sagte sie. „Doch dann kam die Kirschessigfliege. Wir hatten etwa 50 Prozent Ausfall“, sagte die Winzerin. Die restlichen Dornfeldertrauben mussten von Hand ausgelesen werden. Weiterhin im Angebot haben sie Saint Laurent und Spätburgunder Rotweine. dj/ü

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