Veranstaltungen

Die Heppenheimer Narren brauchen einen Ort zum Feiern

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rid/ü
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Die Vorfreude der Tänzerinnen und Tänzer aller Altersklassen ist bei Bottschlorum riesig. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Der 11.11. und damit der Beginn der fünften Jahreszeit, die fest in der Hand der Heppenheimer Fastnachter ist, naht. Die fastnachtstreibenden Vereine der Kreisstadt stehen bereits in den Startlöchern und haben mit den Planungen für die Saalfastnachten begonnen. Auch die Fasnachtsgesellschaft Bottschlorum (FG) hat nun beschlossen, ihr Publikum mit einem bunten Programm aus Tanz, Gesang und Büttenreden zu erfreuen – wo das allerdings stattfinden wird, weiß man noch nicht.

Der Tagesordnungspunkt „Beschlussfassung über Entfall von Saalveranstaltungen der Kampagnen 2022/2023“ im Rahmen der Jahresversammlung ließ im Vorfeld bereits Böses erahnen. Sollte das närrische Spektakel nach den Ausfällen in den beiden Corona-Jahren tatsächlich wieder auf der Strecke bleiben?

Eine Frage, die ganz offensichtlich viele Mitglieder der traditionsreichen FG Bottschlorum interessierte, denn es kamen so viele, dass man kurzerhand vom gemieteten Nebenraum im „Gossini“ in den großen Saal umziehen musste, damit alle Platz fanden.

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Doch was hatte es mit dem Tagesordnungspunkt auf sich? Sollten die Veranstaltungen auf der Kippe stehen? Und wenn ja, warum? Wegen Corona? Oder weil es nicht genügend Leute geben würde, die mitmachen wollen?

Weit gefehlt. Der Knackpunkt ist ein ganz anderer: Den Bottschloren fehlt bisher schlichtweg ein Veranstaltungsort. Traditionell lud die FG zu ihren Sitzungen in den großen Saal des „Halben Mondes“ ein. Doch daraus wird in dieser Kampagne wohl nichts: Die aufgerufene Saalmiete für die beiden Veranstaltungstage kann der Verein nicht stemmen. Es ist von einem mittleren fünfstelligen Betrag die Rede.

Es entwickelte sich eine „mit Herzblut geführte inhaltliche Debatte um mögliche Veranstaltungsorte und -konzepte sowie deren Finanzierung“, wie erste Vorsitzende Anke Hildenbeutel mitteilt. Das „zeugt von der tiefen Verbundenheit der Mitglieder mit dem Verein und der Fastnacht“.

Viele junge Mitglieder

Alle stehen bereits in den Startlöchern für die Saalfastnachten: Besonders stolz ist der Vorstand auf die Arbeit in den Balletten. Die Trainerinnen haben ganz Corona-konform mit Hygienekonzept trainiert – bei gutem Wetter auch schon mal auf dem Parkplatz des Hauses der Vereine. Die Jugendabteilung weist konstant hohe Mitgliederzahlen auf. Die Vorfreude der Tänzerinnen und Tänzer aller Altersklassen ist riesig. Dass alles Üben nun umsonst gewesen sein soll, damit will man sich nicht abfinden.

Nicht nur die Ballette haben tolle Tänze einstudiert, auch die Garde hat sich formiert und die „Kakadus“ sind dabei. Die Leute für die Vorträge sammeln bereits fleißig Ideen und haben schon begonnen, das ein oder andere Verschen zu reimen: Wie Anke Hildenbeutel es ausdrückt: „Der Bottschlorum ist bereit, den Fastnachtsfunken ins Publikum zu tragen.“

In der fast dreistündigen Jahresversammlung wurden gemeinsam Pläne entworfen und abgeglichen mit der Verpflichtung gegenüber Brauchtum und Tradition. Zur Sprache kamen die finanziellen Rücklagen des Vereins. Christopher Hörst, bei der Saalfastnacht seit vielen Jahren als Protokoller in der Bütte, schlug den Verkauf von Veranstaltungsbausteinen vor. Man könne etwa das Catering insgesamt verkaufen und die Einnahmen zur Deckung der übrigen Kosten der Veranstaltung zu verwenden.

Lösungsansätze gibt es schon

Die abschließende Abstimmung ergab ein jeweils einstimmiges Votum: Eine Straßenfastnacht ohne die FG Bottschlorum wird es nicht geben, dafür hoben sich alle Hände. Ebenso einstimmig war der Beschluss, die Saalfastnacht durchzuführen.

Nun wird also „nur“ noch ein Veranstaltungsort gesucht. Am Beispiel der FG Bottschlorum zeige es sich, wie wichtig es sei, dass man in Heppenheim langfristig über einen dauerhaften Veranstaltungsort verfügen könne, den Vereine und Kulturschaffende nutzen können und der auch bezahlbar sei, resümierte man. Ansonsten laufe man in der Kreisstadt Gefahr, dass größere Veranstaltungen und damit auch ein gerüttelt Maß an Kultur und Tradition auf der Strecke bleiben.

Auch der Umbau des Kurmainzer Amtshofs in ein Kulturzentrum wird für Großveranstaltungen kein adäquater Ersatz sein. Einen möglichen Lösungsvorschlag macht die Heppenheimer FDP mit ihrem aktuellen Antrag, in dem sie die Stadt auffordert, die alte Sporthalle nicht wie vereinbart abzureißen, sondern als „Bürgerhalle Starkenburg“ zu erhalten, weil „Heppenheim über keine große, flexibel und barrierefrei nutzbare Veranstaltungshalle, auf deren Vergabe die Stadt entscheidenden Einfluss hat, verfügt.“ rid/ü

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