Heppenheim. Architektonisch hat Heinrich Metzendorf, der vor hundert Jahren starb, die Bergstraße wohl geprägt wie kaum ein anderer. Kein Wunder, dass des Baumeisters Wirken facettenreich Würdigung findet in diesem Gedenkjahr.
„Manchmal ist es seltsam, was einem der Zufall in die Hände spielt. Bei Wolfgang Schwab waren es 13 kleine Glasplatten, die sich als Foto-Negative entpuppten”, leitet Karlheinz Mulzer vom Vorstand des Geschichtsvereins Heppenheim das Schildern einer besonderen Entdeckung ein.
Ein Juwel im Höhnschen Viertel
Sie erlaubt eine kleine Zeitreise, einen Blick auf das Entstehen der „vielleicht schönsten Metzendorf-Villa auf der ,Kappel’ im Höhnschen Viertel” im Jahr 1900. Die Rede ist von der erst vor Kurzem sanierten Villa Kappeleck, verortet an der Merianstraße 8.
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Überbordende Dokumentationspflichten strapazieren heute in vielen Bereichen, aber im historischen Blickwinkel kann schon ein Datum äußerst wertvoll sein.
Einige der Negative trugen entsprechende Vermerke. Entwicklung und Digitalisierung bestätigten: Elf Fotos halten das Erbauen der Villa fest.
Architekturbüro gegründet
Wie Mulzer weiter ausführt, stellte Schwab diese Quellen erstmalig öffentlich vor, als Pia Kessler-Schül und Karlheinz Mulzer zur Margarethenhöhe referierten: Heinrichs Bruder Georg Metzendorf schuf im Ruhrgebiet diese Essener Gartenvorstadt.
Heinrich Metzendorf, der sein Architekturbüro noch im 19. Jahrhundert in Heppenheim gründete, ist über eine Schule in Bensheim verewigt, wo er besonders eifrig baute. Zurück zur Villa Kappeleck, die Brauereidirektor Georg Neff errichten ließ. Geplant vom Büro Heinrich Metzendorfs.
Das erste Foto datiert vom 31. Juli 1900 und zeigt samt lagernder Bruch- und Ziegelsteine den frühen Rohbau. Mulzer zufolge kurz nach Beginn des Keller-Ausbaus.
Mit dem Vermerk „3.11.00“ ist der da schon fertige Rohbau ebenso zu sehen wie das dazugehörige Kutscherhaus. Die Herrschaften pflegten den Verkehr mit wenigen gut zu pflegenden Pferdestärken. Das letzte Foto, bereits ohne Gerüst, dürfte Anfang 1901 entstanden sein.
Echte Handarbeit geleistet
„Arbeitssituation und Arbeitssicherheit waren völlig anders als heute“, erläuterte Schwab mit Verweis auf ein windschiefes Holzgerüst. Die Männer leisteten noch echte Handarbeit, Maschinen kamen erst später auf. Allein eine Schubkarre reduzierte das Schleppen etwas. Drei Aufnahmen zeigen Handwerker diverser Gewerke, einmal versammeln sich Dachdecker „unbekümmert auf dem First des steilen Satteldachs”, kommentiert Mulzer.
Bezüglich der Baukosten spricht er von rund 30 000 Mark, die natürlich in Verhältnis zu setzen sind: damals zum Beispiel „etwa das Zehnfache des Jahresgehalts eines einfachen Beamten”. mbl/ü
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