Heppenheim. Es war gewiss eine Chance, aber auch ein Wagnis, die Heppenheimer Auto(mobil)schau zur 47. Auflage anders anzugehen. Im Mai statt im Frühjahr und an einem Tag statt an einem kompletten Wochenende. Die Kombination mit dem verkaufsoffenen Sonntag blieb.
Das Wetter spielte mit – und das freut nach wie vor alle Beteiligten. Wie aber verhält es sich mit dem Fokus auf den Sonntag? Und bescherte die eintägige Autoschau den Ausstellern in der direkten Folge schon positive Nachwirkungen? Diese Zeitung hat nachgefragt.
Bundesweite Absatzschwierigkeiten
Anders als etwa am vorangegangen regnerischen Pfingstwochenende, hatten Mitwirkende und Gäste im Zentrum der Kreisstadt Glück. Das galt damit aber noch lange nicht für die krisengeschüttelten Autohändler, die landesweit mit Absatzschwierigkeiten zu kämpfen haben. Neben anderen Akteuren waren als Schwerpunkt aber nochmal 16 klassische Händler in Heppenheim dabei.
Die direkte Ansprache potenzieller Neukunden verstärkte beim Autohaus Stumpf ein eigens engagiertes Promo-Team. Im Nachgang findet es Verkaufsleiter Hamza Uzun angesichts der die offizielle Debatte prägenden Elektromobilität schon interessant, dass vor allem der Diesel-Sechszylinder des Mazda CX-60, auch verfügbar als Hybrid, nachgefragt worden sei.
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Ansonsten sei das konkrete Interesse an Fahrzeugen ehrlicherweise eher mau gewesen. Vor Stumpf am westlichen Innenstadt-Eingang der Friedrichstraße gab es nur noch einen Stand des Energieversorgers Entega und ganz zu Beginn den des Mitsubishi-Autohauses von Bernd Klügl.
Der hatte gleich seinen Unmut darüber geäußert, die gleiche Standgebühr wie bei zwei Tagen pro Auto an die Stadt entrichten zu müssen. Ein Punkt, der mehreren Betroffenen sauer aufstieß. Der dienstälteste Aussteller Heppenheims, schon immer bei der Autoschau, sieht im Samstag auch weiter durchaus Potenzial.
Der Vorsitzende der organisierenden Heppenheimer Wirtschaftsvereinigung, Christopher Hörst, hatte im Vorfeld erklärt, auf Wunsch der Aussteller auf einen Tag reduzieren zu wollen. Nun aber war doch vielfach vor allem deshalb Kritik am Beschluss seitens der zahlenden Aussteller zu vernehmen, weil der Aufwand mit Auf- und Abbau gleich bleibe, so aber weniger lohne. Hörst hatte allerdings auch die Personalkosten erwähnt, weil dieses eben an zwei Tagen bereitzustellen war.
Intensive Gespräche nicht auf der Straße, sondern im Anschluss
Uzun, seit 2000 beim Autohaus Stumpf tätig, bilanziert mehrere Termine und Probefahrten in der Folgewoche. Die intensiven Gespräche ergäben sich eben doch nicht auf der Straße, sondern später in Ruhe. Es sei aber durchaus schon vorgekommen, dass Menschen sich noch nach Monaten auf einen Impuls durch die Autoschau beziehen. Leasing komme stark durch das im Raum stehende politische Verbot von Verbrennern auf. Um sich weniger festzulegen und abwarten zu können.
Gar nicht zufrieden mit dem, wie es lief, zeigte sich Monika Strauch vom gleichnamigen Bensheimer Autohaus. Vor allem, da sie nicht in die Planung einbezogen worden seien im Vorfeld. Selbst die letzte Mail der Wirtschaftsvereinigung habe noch auf Samstag, 10 Uhr, zur Eröffnung verwiesen, obwohl es da schon anders entschieden war.
Der Wechsel in den Mai sei eine sehr gute Idee gewesen, aber gemeinsam zu diskutieren, ob ein Tag den Aufwand lohnt. Auch bei der Infrastruktur bestehe Verbesserungsbedarf, zur Versorgung habe ein netter Anwohner im Graben geholfen. So war es auch beim Vettel-Fanclub auf dem Parkhof.
„Definitiv nicht mehr Traffic“ hatte Thomas Braun vom Lampertheimer Autohaus Braun im Nachgang zu verbuchen. „Die Leute schauen und babbeln“, aber an entscheidenden, qualitativ gehaltvollen Gesprächen sei wenig zustande gekommen. Braun sieht einen generellen Niedergang der früher prachtvoll gesetzten Autoschauen und die Branche weiter in einer schwierigen Situation.
Zeitpunkt parallel zur Kirschhäuser Kerwe ungünstig
Verkäufer Andre Weidenbach vom Bensheimer (Renault-)Autohaus Lotz, das sich auf dem Parkhof präsentierte, fand die Schau grundsätzlich gut besucht. Wie eigentlich alle, gab er sich keinen Illusionen hin, Direkt-Verkäufe tätigen oder kurz danach große Effekte spüren zu können. „Das läuft mal so, mal so – es geht einfach um Präsenz.“ Das Pendant zu Klügl am östlichen Ende der Friedrichstraße stellte das Autohaus Goss (VW und Töchter) als kleinerer Aussteller mit fünf Autos dar.
Verkaufsleiter Karsten Lang kann den Wirbel um den Aufwand darum nicht nachvollziehen, weil das nebenbei in der längeren Pause geschehe. Äußerst ungünstig sei es gewesen, parallel mit der Kirschhäuser Kerwe zu liegen. Der Mai sei eine gute Idee, die Situation einer gesperrten Siegfriedstraße, die das Publikum aus dem Odenwald abschnitt, nicht. mbl/ü
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