Großprojekt

Im Heppenheimer Amtshof sind noch nicht alle Steine verlegt

Die Verzögerung war nicht nur durch historische Funde begründet. Aktuell fehlen Bodenhülsen zur Fertigstellung der Bühne.

Von 
mbl
Lesedauer: 
Der Amtshof als solcher sieht überwiegend schon so aus, wie es sein soll. Die Pflasterarbeiten können noch nicht abgeschlossen werden, obwohl die Steine bereits da sind. © Marius Blume

Heppenheim. Das wichtigste Wort in der Ankündigung von Vorhaben bleibt: voraussichtlich. Die Stadt Heppenheim ist selbst natürlich am meisten daran interessiert, dass die Sanierungen von Straßen und Gebäuden (wenigstens einigermaßen) im gesetzten Zeit- und auch Kostenrahmen bleiben. Unter den Gebäuden ragt der altehrwürdige Amtshof heraus, der außen wie innen eine Neugestaltung erfährt. Ziel bleibt, für die großen Festlichkeiten wie Bergsträßer Weinmarkt und Festspiele Heppenheim bereit zu sein. Das stufen die Verantwortlichen auch weiter als realistisch ein. Auf Nachfrage der Zeitung müssen sie für den Weg dorthin aber erneut Verzögerungen einräumen.

Bei einem Rundgang im Januar dieses Jahres sollten wohl nur noch ein bis zwei Wochen vergehen, bis die letzten Pflastersteine des eigentlichen Hofs verlegt sind. Es ging damals im Wesentlichen schon nur noch um Ränder. Augenscheinlich kam es jedoch nicht dazu, was Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) nun unter anderem mit Verweis auf das Herzstück des Hofs erklären konnte – die Tribüne. Um diese und vor allem einen etwaigen Aufbau befestigen zu können, braucht es noch bestimmte Bodenhülsen, die weiter auf sich warten lassen.

Festspiel-Schauspieler bekommen eine eigene Holzbühne

Die Treppen zur Bühne hin sind schon länger zu sehen, die eigentliche Bühne fehlt noch. Sie soll für ein authentisches und geschichtsbewusstes Bild ebenso wie der Rest des Hofs aus Pflastersteinen bestehen und so dauerhaft ihre Funktion erfüllen. Eine Ausnahme bilden die Festspiele, die 2024 ihr 50-jähriges Bestehen feiern. Die Theaterleute bestehen auf eine echte Holzbühne, möchten nicht auf das klassische „Klackern“ verzichten. Die Holzkonstruktion kommt dann einfach obendrauf, wenn die Schauspieler – für das Publikum unbemerkt – aus der ebenfalls im Werden befindlichen Garderobe heraus aus dem Innern des Amtshofs die Bühne betreten.

Newsletter "Guten Morgen Bergstraße"

Zum goldenen Jubiläum ist auch der „Bergsträßer Dom“, Sankt Peter, eine Bühne und dort Goethes Faust zu sehen. Am häufigsten aber bespielen die Macher um Intendantin Iris Stromberger den Amtshof als nicht minder besondere Altstadt-Kulisse. „Der nackte Wahnsinn“ feiert dort am 26. Juli Premiere – und der herrscht abseits der Komödie auch oft genug auf der Baustelle, die sich gleichwohl offenbar in der finalen Phase befindet.

Archäologische Experten bestätigten den guten Zustand der Bodenfliesen

Was alle Kräfte band, waren die historischen Funde an historischer Stätte. In enger Abstimmung mit der Landesdenkmalpflege mussten die Arbeiten im vergangenen Jahr längere Zeit ruhen, bis alle Erkenntnisse dokumentiert und auf diese Weise gesichert waren für kommende Generationen. Die irgendwann bei eigenen Arbeiten selbst darauf stoßen mögen, während die Gegenwart möglicherweise über eine Ausstellung erfährt, was sich unter der heutigen beziehungsweise baldigen Oberfläche befindet. Zum Verlauf des alten städtischen Mauerwerks war etwas zu erfahren, und beachtlich gut erhaltene Bodenfliesen taten sich auf. Selbst die archäologischen Experten empfahlen, sie am Ende wieder zu überbauen – samt Schutzschicht.

So bleibt etwas, das sich kaum entnehmen und vor allem schon aus Platzgründen nicht andernorts aufbauen ließe, konserviert. Alle sollen ja möglichst lange etwas vom Ensemble haben, so ließ die Stadt am verbliebenen Rand zum Ostflügel hin nach Benders Auskunft noch Kalkschlämme zum Abdichten anbringen, die unter anderem Schimmel vorbeugen sollen.

Die Pflasterer rücken derweil nur noch einmal an, wenn sich ihre Arbeit zumindest insofern lohnt, als Bühne und besagter Streifen zu pflastern sind, lieferte die Erste Stadträtin einen plausiblen Grund für die jüngste Verzögerung. Sobald also die Hülsen für die Bühne da sind, soll das Bild komplettiert werden.

Kosten bewegen sich im Rahmen des 2023 gebilligten Nachschlags

Was nun den Eingang auf der anderen Seite, Richtung Kurfürstensaal, und also das Innenleben betrifft: Treppenhaus, Aufzug und Toiletten dort sind voraussichtlich Ende April fertig, also Bender zufolge noch diesen Monat.

Mehr zum Thema

Stadtverordnetenversammlung

An der Siegfriedstraße in Kirschhausen kann gebaut werden

Veröffentlicht
Von
rid/ü
Mehr erfahren
Betreuung

So wirbt die Stadt Heppenheim für mehr Kitapersonal

Veröffentlicht
Von
mbl/ü
Mehr erfahren

Zahlreiche Kulturveranstaltungen in der dafür wieder freigegebenen besten Stube Heppenheims fanden zwar schon statt, und auch die Stadtverordnetenversammlung tagt dort oben, der Aufstieg zwischen Kabeln und Staub erfolgt aber aktuell immer noch unter Baustellen-Bedingungen. Eine denkbare und erhoffte neue Inbetriebnahme des Winzerkellers und Weiteres ist nachrangig einzuordnen. Die Stadt will sich zunächst auf die wesentliche Sanierung, das Vereinbarte, konzentrieren. Dazu zählen die 2023 durch Mehrheitsbeschluss der Stadtverordneten gebilligten Mehrkosten der Großbaustelle. „Innerhalb dieses erweiterten Rahmens, was die Kosten anbelangt, bewegen wir uns auch noch“, versichert Bender auf Nachfrage aktuell. /ü mbl

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

Thema : Festspiele Heppenheim

  • Bergstraße Festspiel-Start in Heppenheim und Worms

    Im Kurmainzer Amtshof der Bergsträßer Kreisstadt läuft die erste Saison unter neuer Leitung, am Wormser Dom ist ein gänzlich neues Stück zu sehen.

    Mehr erfahren
  • Heppenheim Weicher sitzen und besser sehen bei den Heppenheimer Festspielen

    Fliegender Wechsel im Amtshof. Noch hängt die Fahne des am Sonntag beendeten Weinmarkts über der großen Bühne, da sind schon die Veranstaltungs- und Lichttechniker für das nächste große Ereignis am Werk. Die gemeinnützige „Theaterlust“-GmbH übernimmt die Regie mit ersten Vorbereitungen für das Bühnenbild, das ab diesem Mittwoch aufgebaut wird. In wenigen Tagen beginnen die Heppenheimer Festspiele: Die Premiere von Carl Zuckmayers „Der fröhliche Weinberg“ markiert am 15. Juli nach zweijähriger Corona-Pause den Neubeginn des traditionsreichen, 1974 von Hans Richter begründeten Freiluft-Theaters. {element} Die Schauspielerin und Regisseurin Iris Stromberger hat die Intendanz übernommen, jetzt steht sie zum ersten Mal auf der Bühne, die bis Ende August der Mittelpunkt ihres Theaterlebens sein wird. Ihr Mann Ingo Schöpp-Stromberger, Geschäftsführer und Bühnenbildner der Festspiele, schaut unterdessen auf dem Pflaster nach den Markierungen fürs Podest im hinteren Teil des Hofes. Weil das Gelände abfällt, werden die Sitzplätze erhöht, damit die gute Sicht gewährleistet ist. Neues Mobiliar und neue Polster {furtherread} Und auch in die Bequemlichkeit für die Gäste wird einiges investiert. Die Stadt hat neues Mobiliar angeschafft, vierzig Tische, achtzig Bänke, zusätzlich Stühle, allesamt ausgestattet mit Rückenlehnen. Denn der Festspielbesuch konnte früher zur Strapaze werden, altgediente Theaterfreunde erinnern sich an die harten Biertisch-Garnituren. Auch Andrea Helm, Stiftungsmanagerin der Sparkassenstiftung Starkenburg, hat solche Abende erlebt, „es war doch immer eine Herausforderung“, seufzt sie. Umso erfreuter stellte sie eine Anschaffung vor, die am Dienstag der Stadt von der Stiftung als Dauerleihgabe übergeben wurde: Polster für Bänke und Stühle, maßgeschneidert für das Amtshof-Mobiliar, abwaschbar, wetterfest und mit praktischen Klettbändern zu befestigen. Bei der Auswahl der grauen Farbe hat die Intendantin ein Wörtchen mitgeredet, sieht ja auch sehr schick aus zum Weiß der Bänke, und Iris Stromberger verspricht Tischdecken und Blumen-Deko. Sie will die Menschen aus ihren bequemen Fernsehsesseln wieder ins Live-Theater locken, und dann sollen sie es auch schön haben. „Die Festspiele bekommen einen anderen Charakter“, sagt Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU), und er meint nicht nur den Anblick im Theaterhof, sondern auch die enge und offenkundig sehr gute Zusammenarbeit der Betreibergesellschaft mit der Stadt. Dass die Zuschauer in diesem Sommer unter freiem Himmel sitzen, sei angesichts wieder steigender Corona-Zahlen eine gute Sache. Für die kommenden Jahre, ergänzt Schöpp-Stromberger, solle es aber wieder einen Regenschutz geben. Premiere fast ausverkauft Neben den Polstern, die von der Stadt auch für andere Veranstaltungen genutzt werden können, spendet die Stiftung den Festspielen 20 000 Euro. „Gelebte Kulturförderung“, die sowohl bei der Sparkasse als auch bei deren Stiftung selbstverständlich sei, sagt Helm. Allmählich zieht auch der Vorverkauf an, für die erste Premiere gibt es nur noch vereinzelt Karten, an allen Abenden lohnt es, an der Abendkasse nachzufragen. In den kommenden Tagen wird der Hof sein Gesicht verändern. An der Seite wird sich die Herrmann Gastro Gruppe aus Lampertheim einrichten, die außer Wein der Bergsträßer Winzer eG und Odenwaldquelle-Wasser auch kleine Speisen anbietet. Nicht nur der weiche Sitz, auch die Bewirtung markiert die Abkehr vom sehr rustikalen Charme, der dieses Festival früher auszeichnete. Dann geht es Schlag auf Schlag, die Endproben zum „Fröhlichen Weinberg“ sind schon auf der Amtshof-Bühne angesetzt, und nach dem ersten Wochenende muss rasch umgeräumt werden, damit die bereits fertig einstudierte zweite Produktion „Cash!“ am 22. Juli folgen kann. Die Wartezeit darauf verkürzt von 19. bis 21. Juli an drei Abenden der Schauspieler Walter Renneisen – mit zwei Programmen seines Dauerbrenners „Deutschland, deine Hessen“, dazwischen moderiert er mit eigenen Erinnerungen den Abend „Als der Jazz in Deutschland laufen lernte“, zu dem Sigi’s Jazz Men musizieren. Dann wird im Wochenturnus zwischen rheinhessischem Volksstück und britischer Farce gewechselt. In beiden Komödien hat Iris Stromberger als Regisseurin ihren Ensembles nicht nur Präzision, sondern auch Tempo verordnet. Den „Weinberg“ will sie in rekordverdächtigen neunzig Minuten plus Pause auf die Bühne bringen. Die Regisseurin verspricht: „Wir sind flott unterwegs.“ job/ü

    Mehr erfahren
  • Bergstraße Die Proben von „Cash“ machen Lust auf die Festspiel-Premiere im Amtshof

    In rund sechs Wochen – am 15. Juli zunächst mit Zuckmayers „fröhlichem Weinberg“ und ab 22. Juli mit „Cash“ – hebt sich nach zwei Jahren Corona-Pause wieder der Vorhang in Heppenheim.

    Mehr erfahren

Thema : Bürgermeisterwahl Heppenheim