Einhausen. Nach 40 Jahren soll Schluss sein: Das hat die Einhäuser Fastnachts-Gruppe „Wielmeis“ entschieden und wird bei der zweiten Narrengiggelsitzung des Vereins zur Erhaltung der Tradition (VzEdT) am Samstag, 10. Februar, zum allerletzten Mal auf der Bühne stehen (wir berichteten).
Innerhalb der vierstündigen Sitzung wird die Gruppe nach der Pause einen etwa einstündigen Auftritt haben, bei der sie eine „Sitzung in der Sitzung“ nachstellt. Es ist bereits das sechste Mal, dass sich die Gruppe des Themas annimmt.
Mit dabei sind bei diesem letzten Auftritt auch noch einmal Mitglieder, die eigentlich schon aufgehört haben. Auf der Bühne stehen werden Ralf Masoth, Jörg Huss, Rolf Schneider, Gregor Gärtner, Jürgen Arnold, Rainer Schumacher, Sandra Schumacher, Luisa Arnold, Andreas Mizera, Ralf Halkenhäuser, Luca Hildebrand und natürlich der Kopf der Gruppe, Jacky Degen. Er ist das einzige der Gründungsmitglieder aus dem Jahr 1984, das bis heute der Gruppe angehört.
Insgesamt rund 50 Mitglieder haben der Gruppe im Lauf der Jahre angehört, schätzt Jacky Degen, manche seien abgesprungen, andere neu dazugekommen. „Der Einzige, der geblieben ist, bin ich“, sagt er, dessen Leidenschaft für die Fastnacht auf seinen Sohn Daniel übergegangen ist. Dieser wird in der Narrengiggelsitzung in guter Tradition das von Heinz Diehl gedichtete Protokoll, den Rückblick auf das Jahr 2023, vortragen.
„Ich kenne die Leute nicht mehr“
Derzeit proben die „Wielmeis“ für ihren letzten Auftritt, drei Monate Vorbereitung seien insgesamt nötig. Die Gründe für die Entscheidung, aufzuhören, seien vielfältig. „Die Leute wollten schon voriges Jahr nicht mehr“, berichtet Jacky Degen. An der neuen Mehrzweckhalle, in der die Narrengiggelsitzung vergangenes Jahr zum ersten Mal stattgefunden hat, liege es jedenfalls nicht. „Es passiert nichts mehr, und ich kenne die Leute nicht mehr“, sagt er knapp.
Früher, vor 20 Jahren, habe jeder jeden in Einhausen gekannt. Dadurch habe es Stoff für die Fastnachtssitzungen gegeben. Habe man eine Person auf der Bühne aufs Korn genommen, habe sie auch das Publikum gekannt und entsprechend lachen können. Dass jeder jeden kennt, sei heute in der Gemeinde nicht mehr der Fall. Auch den Einhäuser Dialekt, der sich selbst von dem in Lorsch unterscheide, verstünden junge Leute oft nicht mehr. Außerdem seien Personen, die man auf der Bühne aufs Korn nehme, schneller beleidigt als früher: „Ich kann mich nur noch selber verarschen“, verdeutlicht Degen.
Die Jugend sei am Schreiben von Büttenreden, für das man Fantasie und eine gewisse Ausdauer brauche, nicht mehr interessiert: „Die meisten gehen ins Ballett rein“, beschreibt er einen Trend im Verein zur Erhaltung der Tradition. Die Generation, die die Tradition der Büttenrede noch aufrecht erhalte, sei wie er im Alter von 70 Jahren aufwärts. „Dafür musst Du proben“, verdeutlicht Degen. Dafür habe die heutige Jugend keine Zeit und Lust mehr. „Mir fällt’s auch nicht mehr so leicht“, gibt er zu.
Ein letztes Mal also wird sich beim Auftritt der „Wielmeis“ alles um das Einhäuser Ortsgeschehen im vergangenen Jahr drehen. Das Publikum, auch wenn es sich vielleicht nicht mehr untereinander kennt, wird sicher lachen.
Für die Musik sei auch in diesem Jahr Rolf Schneider zuständig: „Ohne ihn läuft nichts.“ Für ihren letzten Auftritt haben die „Wielmeis“ wie in den vergangenen Jahren auf Musikstücke, die eine knappe Minute angespielt werden, neue Texte gedichtet. Das Publikum darf gespannt sein, was der Gruppe zu Hits wie „Himbeereis zum Frühstück“, „Saufen, saufen, saufen“, „Mein kleiner grüner Kaktus“ und „Atemlos“ diesmal eingefallen ist. Wie könnte es anders sein: Mit zwei Strophen ihres Liedes „Das kann doch nur Einhausen sein“ wird sich die Gruppe für immer von der Bühne verabschieden.
Das Ende der „Wielmeis“ bedeutet aber keineswegs das Ausscheiden Jacky Degens aus dem Verein zur Erhaltung der Tradition: „Ich werde dem Verein erhalten bleiben“, verspricht er. Weiterhin mitwirken wird er beim Erstellen der Kerwe-Zeitung, und er wird sich als Mitglied der Gruppe „Adi AH“ mit einer Nummer am Kerwe-Umzug beteiligen.
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