Einhausen. Wenn am Freitag und Samstag in der Mehrzweckhalle die ersten Narrengiggel-Sitzungen nach der Pandemie steigen, dann wird gleich zu Beginn so richtig herzhaft gelacht. Denn darum geht’s im Sketch der Gruppe Wielmeis, die das Fastnachtstreiben traditionell eröffnen wird. Genaueres wird hier natürlich nicht verraten.
Beim Besuch der Proben am Donnerstagabend schallte es zumindest schon mal ausgelassen von der Bühne in den noch leeren Saal hinein, in dem außer dem Pressebesuch nur Jacky Degen als einziger Zuschauer das Geschehen verfolgte.
„Gleich bei der Eröffnung muss ich nicht mehr unbedingt selbst auf der Bühne stehen“, sagt das närrische Urgestein der Einhäuser Fastnacht. Er ist das einzige verbliebene Gründungsmitglied der Wielmeis, deren Ursprünge bis ins Jahr 1983 zurückreichen. Damals hatte die Kerwegruppe Adi bei der seinerzeit groß gefeierten Proklamation des Traditionsvereins einen Tanz aufgeführt. „Der kam so gut an, dass wir bei der Fastnachtssitzung 1984 gleich wieder auftreten sollten.“Und das war die Geburtsstunde der Wielmeis.
Die Wielmeis
Die Wielmeis bestehen aktuell aus zehn Mitgliedern. Trotz der langen Pandemiepause habe es keine Abgänge gegeben. Zur aktuellen Gruppe gehören: Rolf Schneider (musikalischer Leiter), Jacky Degen, Jürgen Arnold, Luisa
Und schon ein Jahr später entwickelte die Gruppe mit der musikalisch-närrischen Show „Das kann doch nur Einhausen sein“ einen wahren Evergreen. Seit Jahren darf das jeweils textlich auf aktuelle Begebenheiten aktualisierte Lied auf die Melodie der in den 80er Jahren populären Fernsehsendung „Zum Blauen Bock“ bei keiner Narrengiggel-Sitzung mehr fehlen.
Auch, wenn heute wohl nur die wenigsten jüngeren Besucher des fastnachtlichen Treibens noch wissen dürften, wer Heinz Schenk (TV-Moderator und Gastgeber) und Lia Wöhr („Blauer-Bock“-Wirtin) waren, so ist der Song in Einhausen längst zu einem Selbstläufer geworden.
Es folgten jede Menge weitere Auftritte, die bis heute vielen örtlichen Fastnachtern als närrische Höhepunkte in Erinnerung geblieben sein dürften. Mal waren die Wielmeis als Teufelchen in der Hölle, mal als Engelchen im Himmel. Oder die Fastnachter verwandelten sich auf der Bühne gar in klassische Götter. Zudem bestreitet die Gruppe regelmäßig mit kleinen Liedern, Sketchen oder spaßigen Aktionen den Auftakt zum närrischen Treiben. „Einmal haben wir sogar einen Boxkampf aufgeführt“, erinnert sich Jacky Degen.
Im Jahr 2002 gehörten die Wielmeis zu den örtlichen Akteuren, die Einhausen beim Städtewettkampf des Rhein-Neckar-Fernsehens vertraten.
Was „Layla“ mit ’ner Kuh zu tun hat
Doch natürlich versinkt man bei den Wielmeis nicht in Nostalgie. Ebenso, wie sich die Besetzung des Ensembles in den vergangenen 38 Jahren verändert hat, geht man auch inhaltlich, musikalisch und technisch mit der Zeit.
Unter den vom musikalischen Leiter Rolf Schneider auf dem Keyboard begleiteten Stücken, die zumeist auf 20 bis 30 Sekunden gekürzt werden, findet sich in diesem Jahr auch „Layla“ – der Skandal-Song 2022 . Allerdings geht es in der Einhäuser Version nicht um das „horizontale Gewerbe“ wie im Original, sondern um eine Kuh auf dem Feld. Von den Toten Hosen hat man die Melodie des Hits „Feiern im Regen“ adaptiert.
Karten für die Narrengiggel gibt’s nur noch mit Glück
„Wir sind eigentlich an beiden Abenden ausverkauft“, sagt die für die Fastnacht im Traditionsverein verantwortliche zweite Vorsitzende Monika Rau-Wiegand mit Blick auf die beiden Narrengiggel-Sitzungen am Freitag und Samstag (Beginn jeweils um 20.11 Uhr). Lediglich für Freitagabend gab es Ende vergangener Woche noch eine Handvoll Restkarten. Wer die Einhäuser Fastnachtsshow noch spontan miterleben möchte, muss sich also sputen oder darauf hoffen, dass Karten kurzfristig zurückgegeben werden. Da lohnt es sich, bei der Vorverkaufsstelle im Geschenkehaus Rau noch einmal nachzufragen und auf sein Glück zu hoffen.
Alle, die ihr Ticket bereits in der Tasche haben, können sich auf zwei Abende voller, Spaß, Tanz und Musik freuen. Die Wielmeis werden nach ihrem Eröffnungssketch mit ihrem langen Programm direkt nach der Pause auf der Bühne stehen. Außerdem werden die Weschnitzschnouge für gute Laune sorgen.
In die Bütt steigen werden nach Angaben des VzEdT Joachim Schwöbel, Christopher Hiemenz, Daniel Degen, Nadine Hedderich und Sabrina Gratzer. Die Tanzgruppen des Traditionsvereins werden mit tollen Choreographien über die Bühne wirbeln.
Gespannt sein dürfen die Einhäuser Fastnachter auf das Ambiente in der neuen Mehrzweckhalle, in der aufgrund der zweijährigen Pandemiepause erstmals eine Narrengiggel-Sitzung stattfinden kann. Auf der großen Bühne ist nun nicht nur ausreichend Platz für alle Darbietungen, sondern auch für den kompletten Elferrat von Sitzungspräsident Kristof Glanzner. Im während der Bauphase der Mehrzweckhalle als Ausweichquartier genutzten Bürgerhaus mit seiner kleinen Bühne war ein Dreigestirn im Einsatz. kel
Nicht fehlen dürfen auf jeden Fall auch die auf örtliche Geschehnisse gemünzten Collagen. Die werden in diesem Jahr von den Mitgliedern der Wielmeis zwar wie eh und je auf großen Papierausdrucken in die Höhe gehalten. Erstmals werden die spaßigen Bilder jedoch auch parallel auf die Leinwand über der Bühne projiziert. Die neue Mehrzweckhalle macht’s möglich.
Ein festes Motto – wie in früheren Zeiten – hat das Programm der Wielmeis in diesem Jahr nicht. Mit den Liedern und Textbeiträgen wird das Ortsgeschehen auf die Schippe genommen. Die große Politik bleibt hingegen ganz bewusst außen vor.
Zumeist im Herbst – „zwei Wochen nach der Kerwe“ – setze man sich erstmals zusammen, um sich Gedanken zum neuen Programm zu machen. „Wir bauen aber auch noch ganz kurzfristig aktuelle Geschehnisse ein“, sagt Jacky Degen, der sich viele Themen überlegt. „Es kann sich aber jeder einbringen“, sagt er beim Gespräch mit dieser Zeitung.
Geprobt wird dann ab Ende Dezember rund ein Dutzend Mal – in der Woche vor den Narrengiggel–Sitzungen ziemlich intensiv. Schließlich soll ja alles sitzen, wenn am kommenden Freitag und Samstag die Mehrzweckhalle mit närrischem Volk gefüllt sein wird, das sich darauf freut, nach zwei Jahren Pandemiepause wieder richtig lachen zu können.
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