Lorsch. Mitten im Hochsommer denkt kaum jemand an Fastnacht. Bei den Lorscher Bürger-Funken ist das natürlich anders. Die Hauptversammlung des großen Lorscher Fastnachtsvereins findet üblicherweise außerhalb der klassischen Kampagnenzeit statt. Das war auch jetzt wieder so. Vorsitzender Andreas Paul begrüßte am Montagabend im Paul-Schnitzer-Saal Mitglieder und Gäste des Vereins, der seit 1968 das Veranstaltungsprogramm in Lorsch bereichert, und das nicht nur mit typischen Saal- und Straßenfastnachtsbeiträgen.
In seinem Rechenschaftsbericht bilanzierte Paul ein erfolgreiches Jahr mit zahlreichen Terminen – und mit einem deutlichen Mitgliederzuwachs für den Verein. Sechs Austritten und drei Todesfällen stehen 31 Eintritte gegenüber. „Wir sind nun 372 Bürger-Funken“, berichtete Andreas Paul nicht ohne Stolz. Seine Information wurde mit Applaus aus den Zuhörer-Reihen bedacht.
„Wir sind stark bei den Jüngsten gewachsen“, erläuterte der Vorsitzende. Neben der Minigarde und der Purzelgarde konnten die Bürger-Funken eine weitere Gruppe eröffnen: Sternchengarde heißt sie. Trainiert wird sie von Julia de Matteis und Charmain Grieser. Die Purzelgarde wird von Lena Hein und Dana Grün angeleitet.
Bei den jüngeren Gruppen bis zur zweiten Tanzgarde werde ganzjährig viel trainiert, berichtete Andreas Paul. Minis, Sternchen und Purzel hatten übers Jahr verteilt auch eine Reihe von Auftritten, ebenso seien die Solistinnen viel unterwegs gewesen. Die erfahrenen Gruppen wie Garde- und Showballett sowie die Schützen und die erste Tanzgarde seien eher an den Sitzungen orientiert. Bei der Tanzsportgarde hätten die Älteren und die Solistinnen aufgehört, die jüngeren Solistinnen stünden nun im Mittelpunkt.
Erstmals beteiligten sich die Funken nicht nur am großen Lorscher Weihnachtsmarkt auf dem Karolingerplatz mit einem gut besuchten Stand und Auftritten von Mini- und Purzelgarde. Sie waren zusätzlich auch beim Weihnachtsmarkt der Schön-Klinik präsent. „Auch hier war eine Menge los“, erinnerte Andreas Paul an den Stand seines Vereins mit Glühwein und Waffeln und der Darbietung der Purzelgarde, die ein voller Erfolg war. Die begeisterten Zuschauer forderten eine Zugabe, die Kinder erfüllten diesen Wunsch gern.
Ausverkaufte Sitzungen der Lorscher – auch in Einhausen
Die 57. Kampagne beinhaltete außergewöhnliche Herausforderungen, denn erstmals mussten die Lorscher ihre Saal-Fastnacht außerhalb der Klosterstadt feiern. Der Umzug nach Einhausen war notwendig, weil die Nibelungenhalle am Wingertsberg saniert wird. „Wir haben uns in der neuen Location gut zurecht gefunden“, so Andreas Paul rückblickend. Die moderne Mehrzweckhalle der Nachbarn ist sogar noch größer als die Nibelungenhalle – und trotzdem waren beide Abendsitzungen der Lorscher in Einhausen ausverkauft.
Dass das Interesse an der Funken-Fastnacht groß ist, zeigte auch der närrische Nachmittag für Kinder, zu dem ins Paulusheim eingeladen wurde. Die närrische Rathauserstürmung, bei der die Bürger-Funken gemeinsam mit den Lorscher N3, den Rockin‘ Rabbits und dem Frauenbund mit der Konfettikanone vorfuhren und von Bürgermeister Christian Schönung den Schlüssel erbeuteten, war gleichfalls ein Publikumserfolg.
Als „richtige Entscheidung“ beurteilte es Paul, den Lorscher Fastnachtsumzug wie geplant stattfinden zu lassen. Nach einer tödlichen Amokfahrt tags zuvor am Rosenmontag in Mannheim waren manche Großveranstaltungen in der Umgebung abgesagt worden. In Lorsch hielt man dagegen am Terminplan fest und das Fastnachtsfinale verlief ohne Probleme und bereitete allen Teilnehmern viel Spaß. Andreas Paul dankte vor allem auch den Sicherheitskräften.
Auch an die vielen anderen Termine im Kalender der Lorscher Funken erinnerte der Vorsitzende – vom Heringsessen bis zum Sommerfest, für das es diesmal 180 Anmeldungen gab. Die Wasserschlacht vergnügte vor allem die jüngsten Besucher. Andreas Paul berichtete auch von den sportlichen Erfolgen der Funken. Bei der Vereinsmeisterschaft des Lorscher Schützenvereins verteidigte die Schützenabteilung der Fastnachter treffsicher den Pokal, die Kette des Schützenkönigs blieb gleichfalls bei den Funken. Ralf Wenzel trägt sie jetzt.
Die Funken bereicherten überdies den Neubürgerempfang und Lorscher Stadtfeste. „Wenn Auftritte gern gesehen werden und wir rufen, dann seid ihr immer mit tollen Beiträgen präsent“, lobte in der Mitgliederversammlung Bürgermeister Christian Schönung. Die Bürger-Funken bezeichnete er überdies als „angenehmen Verein“ mit „angenehmen Gesprächspartnern“.
2027 geht es zurück in die sanierte Nibelungenhalle
Schönung stimmte darauf ein, dass die Fastnachter ihre großen Sitzungen auch im kommenden Jahr noch einmal auswärts werden abhalten müssen. Für 2027 aber sehe es gut aus mit der Rückkehr in die umgebaute Nibelungenhalle. Er informierte auch darüber, dass es für den Neubürgerempfang ein neues Konzept geben soll. Unter dem Motto „Ankommen und Mitfeiern“ könnte die Willkommensveranstaltung künftig vor den offiziellen Bieranstich der Kerb gelegt werden. Man verspricht sich davon größere Resonanz bei geringerem Aufwand.
„Macht weiter so“, appellierte Schönung an den Funken-Vorstand. Wenig überraschend war es angesichts der Vereinserfolge, dass sich auch die Mitglieder mit der Arbeit ihres Vorstandsteams sehr zufrieden zeigten. Bei den Wahlen, die nach dem Kassenbericht von Jennifer Bender turnusgemäß anstanden, wurden daher alle bisherigen Amtsinhaber bestätigt, und zwar einstimmig und in offener Wahl.
Als stellvertretende Vorsitzende wurden Maike Gröger und Sascha Günthner bestätigt. Schatzmeisterin bleibt Jennifer Bender, Schriftführerin Yvonne Hanisch. Die Amtszeit beträgt zwei Jahre. Vorsitzender Andreas Paul stand nicht zur Wahl, er wurde im Vorjahr wiedergewählt. Die Kassenprüfung übernehmen Nick Lammer und Karin Bohrer.
Den „Saisonauftakt“ feiern die Funken in vier Monaten, am 11. November, im Paulusheim. Andreas Paul dankte abschließend Einhausen für die Bereitstellung der Mehrzweckhalle sowie allen Aktiven im Verein – insbesondere denjenigen, die im Hintergrund arbeiteten und deren ehrenamtlicher Einsatz nicht immer gleich gesehen werde.
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