Baustoffe

Heidelberg Materials plant erstes deutsches Zementwerk ohne CO2-Ausstoß

Ganz schön aufwendig, was der Dax-Konzern da vorhat: Heidelberg Materials will Kohlendioxid bei der Zementherstellung abspeichern und auf langen Wegen an die Nordsee transportieren. Denn das künftige Vorzeige-Werk steht mitten in Deutschland

Von 
Bettina Eschbacher
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Dominik von Achten ist mächtig stolz. Nicht nur, weil Heidelberg Materials am Donnerstag den Markt mit einer kräftigen Anhebung der Prognose überrascht. Sondern vor allem, weil der Vorstandschef endlich auch im Heimatland des Baustoffherstellers „ein Herzensprojekt“ vorzeigen kann: ein deutsches Zementwerk, das künftig kein CO2 mehr ausstoßen wird.

Dekarbonisierung ist derzeit das ganz große Thema in der Zementindustrie, die bislang zu den weltweit großen CO2-Schleudern gehört. GeZero heißt das Projekt im nordrhein-westfälischen Werk Geseke. Es wird ab 2026 so umgebaut, dass das anfallende Kohlendioxid ab 2029 aufgefangen, abtransportiert und in der Nordsee gespeichert wird.

Kohlendioxid wird in der Nordsee gespeichert

Dadurch soll der Ausstoß von rund 700 000 Tonnen CO2 vermieden werden - das entspricht zehn bis 15 Prozent der Konzern-Emissionen in Deutschland. Es sei ein komplexes Milliardenprojekt, sagt von Achten. Auch weil es nicht nur um die Abscheidung des CO2 im Betrieb geht, sondern auch um den Abtransport Richtung Meer. In der Nordsee sollen leere Gaskavernen als Speicher genutzt werden. Das erste Werk von Heidelberg Materials, das ab 2024 CO2 in industriellem Maßstab abspaltet, steht in Brevik an der norwegischen Küste.

Wintershall Dea ist als Partner für die Speicherung verantwortlich

Einzigartig in der Branche ist nun laut Konzern, dass man auch eine Lösung für Standorte im Landesinneren gefunden hat. Das Projekt GeZero umfasst eine Transportlösung zur Überbrückung, bis eine Pipeline-Infrastruktur zur Verfügung steht. Als Partner hat sich Heidelberg Materials die BASF-Beteiligung Wintershall Dea ausgesucht. Wintershall Dea wird für die Verschiffung ab Wilhelmshaven und für die dauerhafte Speicherung des CO2 in der Nordsee verantwortlich sein. Dafür wird die EU aus einem speziellen Innovationsfonds einen dreistelligen Millionenbetrag zur Verfügung stellen.

Der größte Konkurrent der Heidelberger, Holcim in der Schweiz, hat ebenfalls Projekte zur Dekarbonisierung angestoßen - auch in Deutschland. Von Achten ist dennoch überzeugt, dass Heidelberg Materials „die Nase vorn“ und bei der Umsetzung ein bis zwei Jahre Vorsprung hat. Und gerade im Heimatland wolle man sich „nicht die Butter vom Brot“ nehmen lassen.

Gute Zahlen für das erste Halbjahr

In seltener Einigkeit haben Holcim und Heidelberg Materials am Donnerstag die Börse mit ihren Halbjahreszahlen erfreut. Für Heidelberg Materials lief es sogar so gut, dass der Vorstand die Prognose für das Gesamtjahr anhob: Jetzt rechnet er mit einem bereinigten Ergebnis vor Zinsen und Steuern zwischen 2,7 Milliarden und 2,9 Milliarden Euro. Der Aktie brachte das im Tagesverlauf ein Plus von 4,6 Prozent.

Und das trotz weiter hoher Energiekosten und eines Rückgangs beim Wohnungsbau. Gut bleibt dafür die Auftragslage bei Infrastrukturprojekten und im Gewerbebau.

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Redaktion Bettina Eschbacher ist Teamleiterin Wirtschaft.

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