Mannheim. Es ist fast zwei Wochen her, da stand Sebastian Grüne noch ganz entspannt im Innenraum der Mannheimer SAP Arena. Vor dem Heimspiel der Rhein-Neckar Löwen gegen die SG Flensburg-Handewitt plauderte der stellvertretende Geschäftsführer des Handball-Bundesligisten zunächst mit Spielerberater Sascha Bratic, später mit seiner Chefin Jennifer Kettemann. Oder besser gesagt: Seiner jetzigen Ex-Chefin.
Der Club hat sich nämlich überraschend von Grüne getrennt. Entsprechende Informationen dieser Redaktion bestätigte Kettemann auf Anfrage: „Wir haben die Zusammenarbeit beendet. Ein solcher Schritt ist selbstverständlich bei langjährigen Mitarbeitern oder Spielern immer schwer.“
Geht’s vor Gericht?
Laut der Geschäftsführerin sei die Entscheidung mit dem Aufsichtsrat abgestimmt worden. Zu weiteren Details wollte sie sich nicht äußern, weil diese Informationen „ausschließlich das Arbeitsverhältnis“ betreffen würden. Die Hintergründe bleiben also unklar. Möglicherweise bis zu einem Termin vor dem Arbeitsgericht. Dort endete 2021 auch die Personalie Christopher Monz. Vom langjährigen Pressesprecher (13 Jahre im Club) trennte sich der Bundesligist damals ebenso unerwartet. Mittlerweile arbeitet er für Champions-League-Sieger SC Magdeburg. Monz ist dort vor allem im administrativen Bereich tätig. Über seinen neuen Job sagte der Ex-Löwe kurz nach seinem Amtsantritt der „Bild“: „Jeder, mit dem ich gesprochen habe, sagte: ‚Ja, das musst du machen.’ Das ist gefühlt, wie wenn du im Fußball einen Anruf von Bayern München bekommst. SCM ist das Größte.“
Wohin Grünes Weg führt, ist offen. Auf Anfrage dieser Redaktion wollte er die Trennung und seine Zukunftsplanungen nicht kommentieren. Klar ist aber: Bei den Löwen legte der 43-Jährige eine absolute Bilderbuchkarriere hin, wurde zum anerkannten Macher im Hintergrund. Als er bei den Badenern 2004 als Praktikant anfing, hieß der Verein noch SG Kronau/Östringen. An seinem ersten Arbeitstag stieg der Club übrigens in die 2. Liga ab, spielte in der Rhein-Neckar-Halle in Eppelheim und nicht in der schmucken SAP Arena.
Sebastian Grüne ist ein Mann der ersten Stunde
Anschließend gestaltete er als Mann der ersten Stunde den Weg des Vereins aus dem Bundesliga-Unterhaus bis hin zu zwei deutschen Meisterschaften entscheidend mit. Erst im Marketing, dann im Vertrieb und schließlich als stellvertretender Geschäftsführer mit weitreichenden Kompetenzen.
Mehrere große Geldgeber zog er für den Verein an Land, fast alle der rund 400 Löwen-Partner kennt Grüne persönlich. Die Trennung von ihm sorgte nach Informationen dieser Redaktion auch bei manch einem Sponsor für Verwunderung. Aber wie gesagt: Die Hintergründe sind unklar und kennen nur die Beteiligten.
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Besonders nach dem überraschenden Wechsel von Ex-Manager Thorsten Storm im Sommer 2014 zum THW Kiel war Grüne gefragt. Denn auf den Abschied des langjährigen Geschäftsführers Storm, der maßgeblich an der Zusammenstellung der späteren Meistermannschaft der Jahre 2016 und 2017 beteiligt war und einst Erfolgstrainer Nikolaj Jacobsen zu den Löwen holte, reagierte der Club mit einer Übergangslösung. Lars Lamadé, seit vielen Jahren Aufsichtsratsmitglied beim Bundesligisten, übernahm in einer wirtschaftlich schwierigen Phase den Posten des Geschäftsführers. Allerdings nur im Nebenjob, parallel zu seiner hauptberuflichen Tätigkeit beim Software-Riesen SAP.
2016 folgte Kettemann als Geschäftsführerin. Auch sie kam von SAP und kündigte jetzt an, Grünes Aufgaben künftig „aufteilen“ zu wollen. Eine entsprechende Information hätte der Club auch schon an seine Partner herausgegeben. Und: „Es war ohnehin schon länger geplant, das Vertriebsteam zu erweitern und insgesamt neu aufzustellen.“
Längst klar ist, dass die Mannheimer ab April Verstärkung aus dem Norden erhalten: Annika Schneider wechselt vom Ligarivalen HSV Hamburg zu den Löwen und wird zum Vertriebsteam gehören.
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