Bergstrasse. Die Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie hat Philipp Lahm mit dem Karl Kübel Preis ausgezeichnet. Sie würdigt damit das außergewöhnliche Engagement des erfolgreichen deutschen Fußballnationalspielers und Ehrenspielführers für benachteiligte Kinder und Jugendliche. Der Preis wurde im Musiktheater Rex vor rund 200 Ehrengästen verliehen. Er wurde 1990 zum ersten Mal vergeben, seit 2015 würdigt die Stiftung mit Sitz in Bensheim damit prominente Persönlichkeiten für ihr überdurchschnittlich hohes Engagement für Kinder und Familien.
In den Townships sah Lahm zahlreiche Kinder und Jugendliche, die in großer Armut aufwuchsen
Das Preisgeld in Höhe von 25 000 Euro soll in die nach ihm benannte Stiftung fließen, die er 2007 gegründet hatte. Lahm war damals 24 Jahre jung. Motiviert wurde er bei einer Reise nach Südafrika und Swasiland im Vorfeld der WM 2010. Der junge Profi wollte vor dem Turnier den Kontinent kennenlernen, den er zuvor nie besucht hatte. Was er dort erlebte, hatte ihn nicht mehr losgelassen. Mit seiner Stiftung unterstützt er seither benachteiligte Kinder und Jugendliche in Deutschland und Südafrika in den Bereichen Bildung, Sport und Gesundheit.
In den Townships sah Lahm zahlreiche Kinder und Jugendliche, die in großer Armut aufwuchsen – er erkannte aber auch das Potenzial, das in ihnen steckt. Diese Begegnungen und die Arbeit lokaler Organisationen, die diese Potenziale fördern, weckten in ihm den Wunsch, jungen Menschen neue Chancen zu eröffnen und andere zu bewegen, ihn dabei zu unterstützen.
„Fußball kann Menschen zusammenbringen. Egal, woher sie kommen“, betonte der Preisträger in Bensheim. Über den Sport hat er Bildungsangebote entwickelt, die dem Nachwuchs Selbstvertrauen und Mut geben sollen, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. „Jeder hat ein Talent, man muss es nur erkennen und fördern“, so der Außenverteidiger, der im Juli 2014 als Kapitän die Mannschaft ins Endspiel im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro führte. Die DFB-Auswahl holte sich den Titel nach einem 1:0 in der Verlängerung gegen Argentinien. Fünf Tage nach dem Titelgewinn trat Philipp Lahm als Nationalspieler zurück. Mit 113 Länderspieleinsätzen gehört der gebürtige Münchner zu den Top 10 der deutschen Rekordnationalspieler. Kein deutscher Abwehrspieler hat mehr Länderspieleinsätze bestritten als er.
„Sie haben nicht weg-, sondern hingeschaut und überlegt, wie Sie benachteiligte Menschen unterstützen können. Mit Ihrer Stiftung eröffnen Sie vielen Kindern und Jugendlichen Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben“, so Stiftungsratsvorsitzender Matthias Wilkes, der Lahm als einen der jüngsten Stiftungsgründer Deutschlands bezeichnete und die Gemeinsamkeiten beider Stiftungen betonte. Es gebe gemeinsame Wertvorstellungen.
Lahms Stiftung organisiert unter anderem Schultouren und Sommercamps
In seinen Projekten vermittele Philipp Lahm Qualitäten wie Fairness, Verantwortung und Toleranz. Aspekte, die auch der Karl Kübel Stiftung wichtig sind, so Wilkes. Eine weitere Gemeinsamkeit sei, dass beide Stiftungen benachteiligte Kinder und Jugendliche stärken, damit sie ihre Persönlichkeit und Talente entfalten können.
„Der Preis ist eine besondere Anerkennung – für mich, meine Stiftung, mein Stiftungsteam und die Arbeit, die wir seit 2007 leisten“, so der Preisträger, der in der Auszeichnung vor allem auch eine Motivation sieht, sich weiterhin für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen einzusetzen. „Das Thema liegt mir persönlich sehr am Herzen.“ Die Einladung nach Bensheim zeige, dass man auf dem richtigen Weg sei, so der Sportler im Gespräch mit Moderator Tobias Kämmerer. Seine Stiftung organisiert unter anderem Schultouren und Sommercamps.
Bei einer Podiumsdiskussion mit Jonas Deußer (Fairwandler-Preis) und Margot Refle aus dem Vorstand der Karl Kübel Stiftung sagte Lahm, dass ihm seine soziale Ader bereits im Elternhaus in die Wiege gelegt worden sei. „Ich bin sehr behütet aufgewachsen.“ Er habe früh Verantwortung übernommen und diese später auch im sportlichen und unternehmerischen Bereich gelebt. In Bensheim plädierte er für mehr gesellschaftliches Engagement: wenn jeder Einzelne sich beteiligt – im Großen wie im Kleinen –, dann könnte die Welt in fünf Jahren durchaus ein bisschen heller aussehen.
„Mit Haltung für eine bessere Welt?“ lautete die eher rhetorische Frage in der Überschrift der Talkrunde. Margot Refle erinnerte an das Leitmotiv des Stifters Karl Kübel (1909-2006): Womit kann ich dienen? „Diese Haltung hat Karl Kübel ein Leben lang geprägt und letztlich zur Gründung der Stiftung geführt.“ Auch heute noch bestimme diese Haltung die Arbeit der Stiftung. „Ausgehend von den Bedarfen benachteiligter Kinder und Familien konzipieren wir Projekte und setzen sie um“, so Refle. Auch bei Jonas Deußer wurde dieser Geist bereits in jungen Jahren innerhalb der Familie geprägt, wie er betont. Das führte zur Gründung seines Berliner Vereins, der alte und junge Menschen zusammenbringt, um sich gegenseitig zu unterstützen.
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