Bensheim. Cornelia Funke ist mit dem Karl-Kübel-Preis ausgezeichnet worden. Die Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie hat die bekannte Kinderbuchautorin für ihr vielfältiges Engagement im Bereich der Kinder- und Familienförderung gewürdigt. Die Preisverleihung war gestern im Musiktheater Rex. Der nach dem früheren Stiftungsratsmitglied Dietmar Heeg benannte Medienpreis ging an drei herausragende Beiträge zum Thema „Familie zählt – weil zusammen mehr geht!“.
Der Preisträgerin Cornelia Funke sei Gemeinschaft und gegenseitige Unterstützung ein großes Anliegen, betonte sie in Bensheim. In ihren Büchern geht es vor allem um Freundschaft und Miteinander. Mit ihrer Stiftung „Rim of Heaven“ organisiert sie Begegnungsorte in Italien, an denen Kinder und Künstler sich entfalten und Gemeinschaft erleben können, so Stiftungsratsvorsitzender Matthias Wilkes über das vielfältige Engagement der 64-jährigen Schriftstellerin. Das Preisgeld in Höhe von 25 000 Euro fließt in ihre Stiftung, so Funke, die sich sehr über die Auszeichnung freute, „weil der Preis von einer Stiftung kommt, deren Arbeit ich bewundere und für unverzichtbar halte“.
Die Corona-Jahre hätten bewiesen, wie wenig Unterstützung Kindern und ihren Familien zukäme, um sie durch schwere Zeiten zu begleiten. Junge Menschen würden zu oft allein gelassen, obwohl sie die Zukunft repräsentierten. Der Preis sei eine Inspiration, um – gegebenenfalls auch gemeinsam mit der Kübel-Stiftung – Familien und all den Kindern und jungen Menschen Orte anzubieten, an denen sie nicht allein gelassen werden.
Keine einsamen Helden
Auf einem ehemaligen Bauernhof in der Toskana, der in den vergangenen Jahren als Agriturismo geführt wurde, arbeitet Funke mit Schriftstellern, Illustratoren und Musikern zusammen. Die Stiftung übernimmt die Reisekosten, die Apartments auf dem Gutshof bieten den Gästen Unterkunft. Es gibt Arbeitsräume für Maler und Illustratoren, ein Ton-Studio und andere Kreativräume.
Die Schriftsteller finden immer irgendwo auf dem Hof oder in einem der Apartments einen Schreibtisch, erzählte Funke in Bensheim, wo sie die Auszeichnung sichtlich gerührt von Matthias Wilkes entgegennahm. Der Stiftungsratsvorsitzende sprach von einem Lebenswerk.
„In meinen Büchern gibt es keine einsamen Helden, es geht um Freundschaft und Gemeinschaft“, so die Erfolgsautorin im Rex, wo per Video auch Stimmen und Grußworte einiger langer Weggefährten, Kollegen und Kooperationspartnern zu hören waren. Auch ihr gesellschaftliches Engagement sei auf das Kollektiv gerichtet, sagte die ehemalige Erzieherin und Sozialpädagogin. „Ich stehe hier für ganz viele andere, die Großes leisten.“
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Nach „vielen dicken Büchern“ wolle sie sich im nächsten Jahr einem der wichtigsten Themen widmen: der Umwelt im Kontext einer Klimakatastrophe, die junge Menschen vor eine enorme Lebens-Herausforderung stellt. In Italien will sie Projekte mit Umwelt- und Naturschutzexperten initiieren und sich mit der Artenvielfalt auseinandersetzen. „Ich möchte alles darüber lernen“, so die Schriftstellerin, die ihren Durchbruch im Jahr 2002 mit „Herr der Diebe“ feierte. Ab 2017 lebte Cornelia Funke auf einer Avocadofarm in Malibu. Vor zwei Jahren zog sie nach Italien – auch wegen der Waldbrandgefahr in Kalifornien im Zuge der Klimaerwärmung.
Kooperation und gesellschaftlicher Zusammenhalt dominierte auch den Talk mit Cornelia Funke und Mitarbeitern der Stiftung. Bildungsreferentin Monika Gerz berichtete, wie Schüler der Bensheimer Geschwister-Scholl-Schule aus vielen einzelnen Bildern zu den 17 Nachhaltigkeitszielen ein Gesamtkunstwerk geschaffen haben. „Gerade bei diesem Thema wurde sehr deutlich, dass es viele Menschen braucht, um etwas zu verändern“, so Gerz in der kleinen Dialogrunde.
Partnerschaftliche Projekte gehörten auch zum Selbstverständnis der Karl-Kübel-Stiftung, betonte Vorstandsmitglied Aslak Petersen: „Wir freuen uns, wenn Organisationen und Institutionen gemeinsam mit uns starke Allianzen für Kinder und Familien bilden. Wir müssen in Netzwerken Denken und Handeln, um die Rahmenbedingungen für Kinder und Familien nachhaltig zu verbessern.“ Mit Blick auf eine bewegte Gegenwart und eher düstere globale Zukunft betonte Petersen, dass er allein aufgrund seiner Rolle in der Stiftung eine gewisse naive Zuversicht mitbringen müsse.
Es sei der Kernauftrag der Stiftung, das Leben der Menschen ein bisschen besser zu machen. Cornelia Funke sagte, trotz der bedrohlichen Lage und einer ihrerseits eher skeptischen Haltung dürfe man die Hoffnung nicht aufgeben, die Welt doch noch zu retten.
Musikalisch umrahmt wurde die Preisverleihung von Andres Bertomeu, Nicolai Pfisterer und Peter Hinz. Für Cornelia Funke war die Preisverleihung gestern nicht der einzige Termin in der Region. Am Vormittag besuchte sie das Drachenmuseum in Lindenfels und die dortige Carl-Orff-Schule, wo sie ihr Buch „Drachenreiter“ vorstellte.
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