Justiz

Kübel-Stiftung sorgt sich um die Sicherheit des Preisträgers

Gegen Muhammad Yunus läuft in Bangladesch ein arbeitsrechtliches Verfahren, das nach Einschätzung der Stiftung zu einer politisch motivierten Haftstrafe führen könnte

Von 
red
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Muhammad Yunus bei der Auszeichnung mit dem Kübel-Preis. © Thomas Neu

Bergstraße. Die Karl-Kübel-Stiftung für Kind und Familie appelliert an die deutsche Bundesregierung, sich „auf diplomatischem Weg für die Freiheit und Sicherheit des Friedensnobelpreisträgers Professor Muhammad Yunus einzusetzen – bevor es zu spät ist“. Kurz vor den nächsten Parlamentswahlen in Bangladesch drohe dem 83-Jährigen jetzt die Inhaftierung aus politischen Gründen.

Die Stiftung hat Yunus im Jahr 2022 mit dem Karl-Kübel–Preis ausgezeichnet und damit sein Lebenswerk gewürdigt. Die Stiftung sorgt sich um Yunus’ persönliche Sicherheit. Mit Sorge verfolgt die Karl-Kübel-Stiftung die jüngsten politischen Entwicklungen in Bangladesch: „Demokratie und Menschenrechte scheinen akut bedroht“. Das zeige besonders der Fall des Friedensnobelpreisträgers Muhammad Yunus, der in seinem Heimatland seit circa 15 Jahren Zielscheibe politischer Anfeindungen sei. Damals hatte Yunus kurzzeitig mit dem Gedanken gespielt, eine Volkspartei zu gründen, um die Demokratie und sozioökonomische Entwicklung in seinem Land zu stärken.

Mit Blick auf die bevorstehenden Parlamentswahlen im Januar 2024 habe die Regierung nun ihre öffentlichen Angriffe auf Yunus verstärkt. Seit einer Woche spitze sich ein arbeitsrechtliches Verfahren gegen Yunus zu, das – so die Stiftung – zu einer politisch motivierten Haftstrafe führen könnte. Vor diesem Hintergrund schließt sich die Karl-Kübel-Stiftung dem jüngsten Appell von 176 führenden Persönlichkeiten aus aller Welt an – darunter Barack Obama und 105 Nobelpreisträger – und fordert ein sofortiges Ende der Repressalien. Die Stiftung appelliert an die Regierung von Bangladesch, das laufende Gerichtsverfahren gegen Professor Yunus auszusetzen und die Anklagepunkte unter Beachtung internationaler Standards von einem Gremium unparteiischer Richter überprüfen zu lassen. Gleichzeitig ermutigt die Stiftung die Bundesregierung, sich aktiv für Yunus’ Sicherheit sowie eine freie und faire Wahl in Bangladesch einzusetzen.

Mit der Gründung der Grameen Bank in Bangladesch habe Yunus Millionen von mittellosen Frauen einen Zugang zu fairen Mikrokrediten verschafft. So habe Yunus, der in den deutschen Medien oft als „Banker der Armen“ tituliert wird, nicht nur das Finanzwesen revolutioniert. Wie der Stifter Karl Kübel habe Muhammad Yunus schon in den 1980er Jahren soziale Ziele mit unternehmerischen Mitteln verfolgt und dabei ganz bewusst auf „Hilfe zur Selbsthilfe“ gesetzt. red

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