Bergstraße. Da hat die Bergsträßer CDU am Donnerstagmittag für einen Paukenschlag gesorgt: In einer Pressemitteilung gab der Kreisverband bekannt, dass die Abtsteinacher Bürgermeisterin Angelika Beckenbach (parteilos) neue Erste Kreisbeigeordnete werden soll.
Die zweithöchste Stelle im Landratsamt war verwaist, seit die bisherige Amtsinhaberin Diana Stolz im vergangenen Januar von Ministerpräsident Boris Rhein als Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege in das schwarz-rote hessische Landeskabinett berufen worden war. Diana Stolz bekleidete das Amt in der Kreisspitze seit 2016. Ihre Aufgabenbereiche teilen sich derzeit Landrat Christian Engelhardt und der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf (Grüne).
Die Kreiskoalition aus CDU und Grünen stellte bei der vergangenen Sitzung des Kreistags einen Antrag zur Wiederbesetzung der Position eines oder einer neuen Ersten Kreisbeigeordneten. Klar geregelt ist im Koalitionsvertrag, dass die Christdemokraten das Vorschlagsrecht für die nach dem Landrat zweithöchste Position in der Kreisverwaltung haben. „Die CDU ist jetzt am Zuge“, stellte Matthias Schimpf in seiner Eigenschaft als Grünen-Kreisvorsitzender schon im Januar klar.
Gemeinsame Sitzung von Vorstand und Kreistagsfraktion
Nun hat sich die CDU Bergstraße auf eine Nachfolgerin festgelegt, verkündeten die Christdemokraten am Donnerstagmittag in einer Pressemitteilung. Dass Angelika Beckenbach neue Erste Kreisbeigeordnete werden soll beschlossen der Kreisvorstand sowie die Kreistagsfraktion der CDU Bergstraße in einer gemeinsamen Sitzung am Mittwoch (22. Mai). Nun wollen sie Beckenbach bitten, sich zu bewerben. Denn auch, wenn die Erste Kreisbeigeordnete letztlich durch den Kreistag gewählt wird: Den Hut in den Ring werfen kann jeder, der sich für die Position geeignet hält. Auf der Internetseite der Kreises findet sich eine öffentliche Stellenausschreibung.
Den jetzigen Personalvorschlag unterbreitete die parteiinterne Findungskommission der CDU. Angelika Beckenbach ist 56 Jahre alt, gebürtige Hirschhornerin, verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne. Derzeit ist sie Bürgermeisterin der Gemeinde Abtsteinach. 62,1 Prozent der Wähler sprachen ihr bei ihrer ersten Wahl im Jahr 2017 das Vertrauen aus. Bei ihrer Wiederwahl im vergangenen Jahr erhielt sie sogar 92,6 Prozent der Stimmen.
Diese „grandiosen Ergebnisse“ basieren nach Auffassung der CDU Bergstraße vor allem auf „ihrer Fachkompetenz, die auf ihrer langjährigen Verwaltungserfahrung gründet“. So war sie bereits vor ihrer Wahl zur Bürgermeisterin 30 Jahre in der Kommunalverwaltung tätig. Zudem ist Beckenbach ehrenamtlich sehr aktiv, unter anderem als stellvertretende Vorsitzende des Verbands der kommunalen Wahlbeamten in Hessen sowie als Mitglied im Präsidium des Hessischen Städte- und Gemeindebundes.
Die Personalie ist dennoch eine große Überraschung, da Angelika Beckenbach gerade erst vor knapp einem Jahr in der Überwälder Gemeinde ihre zweite Amtszeit antrat und dabei versprach, sich auch weiterhin mit ihrer ganzen Kraft für Abtsteinach und seine Bürger einzusetzen. Auch vor Hintergrund, dass sie zwar als parteilose Kandidatin bei den beiden vergangenen Bürgermeisterwahlen angetreten war, zuvor aber über zwei Jahrzehnte für die Freie Wählervereinigung als Mandatsträgerin in der Gemeindevertretung tätig war, ist die Entscheidung der Kreis-CDU zumindest unerwartet, spricht aber für das Ansehen, dass sie sich in ihrer nun fast siebenjährigen Amtszeit kreisweit verdient hat.
„Das war keine leichte Entscheidung“, bekannte Angelika Beckenbach am Donnerstagnachmittag im Gespräch mit unserer Redaktion angesichts ihrer großen Verbundenheit mit der Gemeinde Abtsteinach. Gleichwohl fühlte sie sich sehr geehrt, als sie darauf angesprochen wurde, ob sie für das Amt der Ersten Kreisbeigeordneten zur Verfügung stehen würde. „Ich bin sehr stolz und dankbar, dass die CDU mit das Vertrauen für diese Aufgabe schenkt“, erklärte sie.
Die Bewerbungsfrist läuft am 29. Mai ab
- Die oder der Erste Kreisbeigeordnete ist Stellvertreter(in) des Landrats.
- Die Wahl durch den Kreistag erfolgt für eine Amtszeit von sechs Jahren. Eine Wiederwahl ist möglich.
- Laut Stellenausschreibung such der Kreis „eine zielstrebige, verantwortungsbewusste und engagierte Persönlichkeit, die die für ein kommunales Spitzenamt erforderliche Eignung und Befähigung besitzt sowie über umfassende und vielseitige Erfahrungen in der öffentlichen Verwaltung verfügen soll.
- Darüber hinaus sind mehrjährige politische und insbesondere kommunalpolitische Erfahrungen wie auch ehrenamtliches Engagement erwünscht.
- Bewerbungen von Frauen sind laut Ausschreibung „besonders erwünscht“.
- Bewerbungsunterlagen müssen einschließlich eines lückenlosen Tätigkeitsnachweises bis zum 29. Mai 2024 in einem verschlossenem Umschlag mit Angaben des Absenders und dem Kennwort „Wahl der oder des hauptamtlichen Ersten Kreisbeigeordneten“ beim Vorsitzenden des Wahlvorbereitungsausschusses, Norbert Schmitt, eingehen.
- Die vollständige Stellenausschreibung findet sich unter www.kreis-bergstrasse.de red
Als Erste Kreisbeigeordnete im Landkreis Bergstraße wäre sie zugleich Dezernentin für Jugend, Arbeit, Gesundheit und Verbraucherschutz. Damit geht die Zuständigkeit für das Gesundheitsamt, das Jugendamt sowie den Eigenbetriebe Neue Wege einher. Die CDU Bergstraße ist der Auffassung, dass Beckenbach den Fachbereich „durch ihren reichhaltigen Erfahrungsschatz authentisch und gewinnbringend für die Region vertreten wird“.
„Frau Beckenbach kennt die gesamte Bandbreite der kommunalen Aufgaben“, wird Landrat Christian Engelhardt in der Pressemitteilung der CDU zitiert. Vor ihrer Zeit als Bürgermeisterin sei die Verwaltungsfachwirtin im Hirschhorner Rathaus bereits in stellvertretender Leitungsfunktion tätig gewesen. „Neben den vorgesehenen Aufgaben verfügt sie auch über Kenntnisse im Bereich Bauen und Finanzen, was im Vertretungsfall nicht unbedeutend ist“, so der Landrat.
„In der Pandemie hat sie gezeigt, dass sie Krisenmanagement kann“
CDU-Kreisvorsitzende Birgit Heitland freut sich laut Pressemitteilung, mit Beckenbach eine „kompetente und beliebte Kandidatin“ zu haben, die insbesondere auch in der Pandemie gezeigt habe, dass sie Krisenmanagement kann: „In ihrer Gemeinde Absteinach hat sie sich mit großem Engagement und Herzblut für die Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum, betreutes Wohnen für ein selbstbestimmtes Leben für Senioren und auch das Thema der Kinderbetreuung stark gemacht. Sie ist gut vernetzt und bringt alle Qualitäten mit, die die Bürgerinnen und Bürger von einer stellvertretenden Landrätin erwarten“, so Heitland.
Die Bürstädter Bürgermeisterin Bärbel Schader, ebenfalls Mitglied der Findungskommission, betonte laut Pressemitteilung auch die gute regionale Verteilung der drei Dezernenten. Denn mit Angelika Beckenbach werde auch der ländliche Raum und der Odenwald in der Kreisspitze vertreten sein. Zudem sei Beckenbach als Verwaltungschefin in Personalverantwortung geübt – ein wichtiges Kriterium für das Amt der Ersten Kreisbeigeordneten.
„Wir haben als Bürgermeisterinnen im Landkreis Bergstraße gut und vertrauensvoll zusammengearbeitet. Ich bin daher überzeugt, dass der parteiübergreifende Austausch zwischen Frau Beckenbach und den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern in unserem Landkreis auch in Zukunft hervorragend sein wird - ein transparentes und faires Miteinander auf Augenhöhe mit der Kreisebene ist wichtig für die Städte und Gemeinden in unserer Region. Ich habe hier vollstes Vertrauen in Frau Beckenbach“, so Schader.
Angelika Beckenbach dankte der CDU Bergstraße für die Nominierung und freute sich über das in sie gesetzte Vertrauen. Auf ihrer Agenda steht nun laut Pressemitteilung ein Besuch bei der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, dem Koalitionspartner der CDU im Kreistag. In den folgenden Wochen will sie sich auch den anderen im Kreistag vertretenen demokratischen Fraktionen vorstellen. kel/jün/red
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