Bergstraße. Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine blieb an den Börsen folgenlos, auch das Hamas-Massaker in Israel und die israelischen Militäraktionen im Gaza-Streifen konnten den Aktienkursen nichts anhaben. Doch mit dem Angriff des Iran auf Israel und möglichen Reaktionen wuchs die Unruhe unter den Börsianern in dieser Woche. Doch zu viele Krisen auf einmal?
Hinzu kommt, dass die Zentralbanken die Zinsen nicht so bald senken werden. Niedrigere Zinsen könnten für einen Auftrieb an den Börsen sorgen, da dann mehr in Aktien investiert wird. Und auch auf der Unternehmensseite sorgt wenig für Optimismus. Die Berichtssaison der börsennotierten Unternehmen in den USA begann nicht gerade berauschend. Und hierzulande kappten die Lufthansa und Südzucker dieser Tage ihre Gewinnprognosen für das laufende Geschäftsjahr. In diesem Umfeld haben sich im Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers die Papiere aus dem Depot Südhessen/Bergstraße in den vergangenen Wochen stabil gehalten. Einbußen von 2,5 Prozent verzeichnete das Depot Rhein-Neckar, im Depot Rhein-Main ging es mit 5 Prozent nach unten.
Weiterhin Kurzarbeit bei Dentsply Sirona in Bensheim
Neuigkeiten vom größten Arbeitgeber an der Bergstraße, dem Dentaltechnikkonzern Dentsply Sirona, sind erst wieder zum Quartalsbericht Anfang Mai zu erwarten. Am großen Standort Bensheim gibt es weiterhin Kurzarbeit und der Aktienkurs, der üblicherweise die Zukunft vorwegnimmt, entwickelt sich wieder abwärts an die Marke von 30 Dollar. Zuversicht sieht anders aus, zumal auch die Kreditzinsen nicht so bald sinken dürften. Die sind wichtig, wenn Zahnärzte in neue Praxiseinrichtung investieren wollen. Viele könnten derzeit auf sinkende Zinsen warten.
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Die Aktie von des Elektronikkonzerns TE Connectivity hat sich hingegen auf dem hohen Niveau vom Jahresbeginn gehalten. Ob und inwieweit die sinkende Nachfrage nach Elektroautos, die TE mit Steckverbindungen und Sensoren ausrüstet, sich bemerkbar macht, wird sich mit dem Quartalsbericht in der kommenden Woche zeigen. Immerhin wurde für das kommende Quartal ein steigender Gewinn avisiert. Dass der Firmensitz von der Schweiz nach Irland verlegt wird, soll keine Auswirkungen auf das operative Geschäft und Finanzergebnisse haben, teilte TE kürzlich mit. Und vermutlich auch nicht auf den Standort Bensheim.
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Beim Darmstädter Merck-Konzern rechnet Brian Balchin vom Analysehaus Jefferies im zweiten Halbjahr mit einer Erholung in wichtigen Segmenten. Erholungssignale sieht auch Matthew Weston von der Schweizer Großbank UBS, vor allem im Bioprocess- und im Halbleitergeschäft. Wenig Neues gibt es vom Zwingenberger Biotechunternehmen Brain. Der Aktienkurs geht in Richtung 3 Euro, vor einem Jahr waren es noch 5 Euro. Immer drängender wird die Frage, ob das Geschäftsmodell profitabel werden kann. Erst dann dürfte auch Kursphantasie nach oben aufkommen.
Einen Sprung nach oben machte hingegen die Aktie des Gabelstaplerherstellers Jungheinrich, mit seinem Standort in Bensheim, in den letzten Wochen. Die Perspektiven des Unternehmens für dieses Jahr und darüber hinaus seien vielversprechend, meint Analyst Stefan Augustin vom Analysehaus Warburg Research. Auftragseingang und Umsatz bestätigten die Stabilisierung der Nachfrage nach Gabelstaplern in Europa, so Jorge Gonzales Sadornil von Hauck Aufhäuser Investment Banking.
SAP-Aktien fallen – allerdings von einem hohen Niveau
Im Depot Rhein-Neckar hielt sich die Aktie der BASF im schwächer werdenden Markt. Nach der Kursrally seit Mitte Januar sei das Potenzial für das Mengenwachstum eingepreist, sagt Analystin Virginie Boucher-Ferte von der Deutschen Bank. Weiteren deutlichen Bewertungsspielraum nach oben sieht sie nun kaum noch. Für das erste Quartal erwartet Samuel Perry von der UBS eine kontinuierliche Verbesserung des operativen Gewinns. Gespannt darf man auf die Aussagen des designierten BASF-Vorstandschefs Markus Kamieth sein, der zur Hauptversammlung nächste Woche Martin Brudermüller ablöst.
Abwärts ging es mit dem Papier von SAP. Allerdings von einem hohen Niveau aus. Doch das stört die Analystenzunft nicht sonderlich. James Goodmann von der britischen Investmentbank Barclays hält es für unwahrscheinlich, dass das erste Quartal die positive Dynamik der Fundamentaldaten und Aktienkurse wichtiger Jahresauftaktgewinner (darunter SAP) ins Gegenteil verkehren könnte.
Drei Regionen – drei Depots: Das Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers
- Der Bergsträßer Anzeiger hat verschiedene regionale Aktiendepots zusammengestellt und berichtet in regelmäßigen Abständen über die Entwicklung dieser (fiktiven) Geldanlagen
- Im Depot Bergstraße/Südhessen sind die Anteilsscheine des Dentaltechnikweltmarktführers Dentsply Sirona enthalten, ebenso die Papiere von TE Connectivity. Beide Konzerne sind an US-Börsen notiert. Für den besseren Vergleich werden Euro-Wechselkurse verwendet. Mit von der Partie sind die Anteilsscheine des Flurfördertechnikunternehmens Jungheinrich und des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain. Nicht fehlen darf natürlich der Dax-Konzern Merck aus Darmstadt
- Im Depot Rhein-Neckar liegen Aktien des Softwarekonzerns SAP, des Mannheimer Energieversorgers MVV, von Südzucker, dem Schmierstoffkonzern Fuchs Petrolub sowie der BASF
- Das Depot Rhein-Main enthält Papiere der Deutschen Bank und der Commerzbank, sowie von Lufthansa und Fraport. Hinzu kommt der Bad Homburger Fresenius-Konzern. mir
Die Erwartungen an den Softwarekonzern aus Walldorf seien „zugegebenermaßen hoch“, fügte er an. Goodman rechnet mit einer leichten Beschleunigung des Cloud-Umsatzwachstums und einer Bestätigung der Jahresziele durch SAP. Der Fokus der Anleger dürfte auf den mittelfristigen Zielen liegen.
Düstere Wolken ziehen über dem Südzucker-Konzern auf. Die Eckdaten des Nahrungsmittelproduzenten seien im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, so Analyst Oliver Schwarz von Warburg Research. Der Ausblick auf 2024/25 impliziere aber einen Gewinneinbruch. Da half dem Aktienkurs auch eine höhere Dividende nicht.
Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank beflügelt
Die hohen Leitzinsen und die Aussicht, dass diese doch nicht so schnell sinken, haben in jüngster Zeit die Aktienkurse von Deutscher Bank und Commerzbank beflügelt. Eine erfreuliche Gebührendynamik dürften die leicht rückläufigen Nettozinserträge wettmachen, meint UBS-Analyst Mate Nemes. Bei der Aktie ist noch Luft nach oben, sagt Chris Hallam von der US-Investmentbank Goldman Sachs Die Bewertungen im europäischen Bankensektor blieben generell wenig anspruchsvoll.
Für die Commerzbank sieht Nemes ein erhebliches Aufwärtspotenzial und begründet das mit Renditesteigerungen und hohen Ausschüttungen und verweist auch hier auf die niedrige Bewertung.
Die Streiks im ersten Quartal haben nicht nur Passagieren, sondern auch der Lufthansa-Aktie zugesetzt. Und für das zweite Quartal wird mit einem Gewinnrückgang gerechnet, sagt Patrick Creuset von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Derweil sei ein schwächeres erstes Quartal wohl bereits eingepreist gewesen.
Mit einem schwierigen Quartal mit Blick auf die Gewinnentwicklung habe er bereits gerechnet, aber die Prognose der Airline sei schlechter als er gedacht habe, kommentiert Analyst Harry Gowers von JPMorgan und fragt sich, ob mit der Prognosekürzung alles aufgeräumt sei und Investoren die Aktien wieder kaufen sollten. Hier rät der Experte zur Vorsicht.
Lob erntete das Fresenius-Management. Der Gesundheitskonzern habe viel Vertrauen eingebüßt in den vergangenen Jahren, so Analyst Falko Friedrichs von der Deutschen Bank mit Blick die zuletzt „ordentlichen Zahlen“ und den dennoch davon kaum bewegten Aktienkurs. Das neue Management mache aber eindeutig Fortschritte. Es gehe in die richtige Richtung.
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