Aktienranking

Auch Aktionäre aus der Region hatten an Fastnacht gut Lachen

Die Depots Bergstraße und Rhein-Neckar schnitten in den vergangenen vier Wochen besser ab als der Dax.TE Connectivity macht einen Satz nach oben. Bei Dentsply Sirona warten Anleger auf auf neue Geschäftszahlen.

Von 
Michael Roth
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Der Flughafenbetreiber Fraport wird 100 Jahre alt. Der Aktienkurs erreicht dadurch allerdings keine Höhenflüge. © DPA

Bergstraße. Fastnacht ist die Zeit des ausgelassenen Frohsinns. Und wer Aktien von Firmen aus der Region hat, der konnte sich, zumindest aus finanzieller Sicht, in den letzten Wochen in den Reigen der Feiernden einreihen. Doch an den Börsen gilt wie sonst auch: kaum eine Feier ohne Kater. Der kam an den Aktienmärkten einen Tag vor Aschermittwoch in Form der neuesten Inflationsdaten aus den USA. Die waren höher als gedacht und so rücken die Hoffnungen auf sinkende Zinsen, die im Umkehrschluss höhere Aktienkurse nach sich ziehen, erst einmal wieder in etwas weitere Ferne.

Unter dem Strich überwog dann aber bei den meisten Papieren im Aktienranking des Bergsträßer Anzeigers die in der Fastnachtszeit aufgebaute gute Laune. Die Depots Bergstraße/Südhessen und Rhein-Neckar legten um rund vier Prozent beziehungsweise sieben Prozent in den vergangenen vier Wochen zu. Und schnitten damit besser ab als der Dax-Index. Düsterer sah es im Depot Rhein-Main aus, hier ging es drei Prozent ins Minus.

TE Connectivity hatte einen guten Start

Den größten Sprung im Depot Bergstraße/Südhessen machte TE Connectivity. Dem Elektrotechnikkonzern gelang ein guter Start in das Geschäftsjahr, das im September begonnen hatte. Zwar stagnierte der Umsatz, doch die Gewinne stiegen kräftig. Zugpferd der Quartalszahlen war einmal mehr die Automobilsparte. Hier stellt TE Steckverbindungen und Sensoren her. Bei Elektroautos sieht sich der Konzern als Marktführer. Hinzu kommen ein starker Auftragsbestand und eine stabile globale Autoproduktion. Das Wachstum von acht Prozent in der Auto-Sparte fiel im Quartal laut einer Investorenpräsentation vor allem in Asien und Europa an.

Aufwärts ging es auch mit der Aktie des Darmstädter Merck-Konzerns. Emily Field von der britischen Investmentbank Barclays erklärte: Wenngleich Investoren auf breiter Basis auf eine Erholung des Life Sciences-Bereich (Laborausrüstung) setzten, seien die Merck-Aktien zuletzt hinterhergelaufen. Mit Blick auf den Rest des Jahres seien die Aussichten für den Konzern aber gut.

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Fast stabil blieben die Aktien des Zwingenberger Biotechunternehmens Brain. Im Aktionärsbrief zum Geschäftsbericht schrieb Vorstandschef Adriaan Moelker: „Zwei Fragen werden uns immer wieder gestellt: die Frage nach dem Zeitpunkt der Gewinnschwelle und die Frage nach unserem niedrigen Aktienkurs.“ Bei der Gewinnschwelle sei man trotz hoher Investitionen in die Genom-Editing-Plattform auf einem sehr guten Weg. Was die niedrige Bewertung des Unternehmens angehe, könne er versichern, dass alle hart daran arbeiten, die Basis für eine höhere Bewertung zu schaffen.

Leicht bergab ging es mit dem Aktienkurs von Dentsply Sirona, dem größten Arbeitgeber an der Bergstraße. Ende Februar werden Jahreszahlen und ein Ausblick vorgestellt. Dann wird sich zeigen, ob der Abschwung kurzfristig oder von Dauer ist.

Am wichtigen Standort Bensheim gibt es nach wie vor Kurzarbeit. Finanzanalysten sind immerhin guter Dinge. Von 13 Experten raten acht zum Kauf der Aktie, vier raten, das Papier zu halten und einer empfiehlt das Halten des Papiers.

Die SAP-Aktie reagiert unbeeindruckt

Im Depot Rhein-Neckar hat der Wirbel um den Wechsel im Aufsichtsratsvorsitz von SAP öffentlich mehr Wirbel ausgelöst als an der Börse. Die Aktie reagierte recht unbeeindruckt als SAP-Patriarch Hasso Plattner seinen Nachfolger auf dem Posten des Vorsitzenden des Gremiums kurzfristig austauschte. Mehr Sorgen dürften sich die Aktionäre machen, wenn Plattner nicht mehr mit Rat und Tat zur Seite steht. Wer den SAP-Mitgründer kennt, weiß, dass der 80-Jährige unabhängig vom Alter kaum zu bremsen ist.

Beim Chemiekonzern BASF und für die ganze Branche dürfte das Jahr 2024 im Verlauf zu dem Jahr werden, das sie sich eigentlich für 2023 erhofft hatten - ein Jahr der Volumenerholung und verbesserter Profitabilität, meint Analyst Sebastian Bray von der Privatbank Berenberg. An den Gewinnerwartungen für 2023 sollte es die letzten großen Kürzungen aus Ludwigshafen gegeben haben.

Stabil hielten sich die Aktien von Südzucker und des Energieversorgers MVV sowie die von Fuchs (früher Fuchs Petrolub). Bei letztgenanntem sollte sich die vorteilhafte Entwicklung des operativen Ergebnisses vor den Zahlen zum vierten Quartal fortgesetzt haben, meint Analyst Oliver Schwarz vom Analysehaus Warburg Research.

Im Depot Rhein-Main droht bei der Deutschen Bank womöglich Ungemach aus Übersee. Es muss sich zeigen, wie stark die Bank unter der Krise bei Gewerbeimmobilien in Form von Rückstellungen für Kreditausfälle leidet. Die grundsätzliche Zielsetzung von Bankchef Christian Sewing ist: der Umsatz muss wachsen aber die Kosten sollen weiter sinken. Hier ist der Abbau von 3500 Arbeitsplätzen bis nächstes Jahr geplant. Ein Bonbon für die Aktionäre ist die angekündigte höhere Dividende sowie Aktienrückkäufe. Beide sollen im Vergleich zum Vorjahr um mindestens 50 Prozent steigen.

Die Zinswende verhalf der Commerzbank im vergangenen Jahr zu einem Rekordgewinn, das beste Ergebnis seit 15 Jahren. Und dieses Jahr soll der Gewinn weiter steigen. Auch die Aktionäre sollen profitieren. Die in Aussicht gestellten Dividenden und Aktienrückkäufe dürfte bei den Anlegern Freud ausgelöst haben. Auch wenn Kian Abouhossein von der US-Bank JPMorgan noch anmerkt, dass höherer Kosten zur Absicherung von Risiken im Zusammenhang mit Fremdwährungskrediten der Tochter mBank drohten.

Für die Lufthansa ist Alexander Irving vom US-Analysehaus Bernstein Research zuversichtlich dass die Reisenachfrage hoch bleibt, das Angebot begrenzt und die Treibstoffpreise stabil. Dies verstärke das weiterhin positive Gewinnumfeld für Fluggesellschaften. Auf Kurzstrecken verbesserten sich die Durchschnittserlöse, während sie auf Langstrecken etwas zurückkämen. An der Lufthansa bemängelt er die starke Abhängigkeit vom Geschäftsreiseverkehr. Nicht zu vergessen die latente Gefahr von Streiks, die Fluggäste verärgert und schlimmstenfalls in die Arme der Konkurrenz treibt.

Fraport im Geburtstagsjahr

Einen schwachen Start ins Jahr seines 100-jährigen Geburtstages attestierte Graham Hunt vom Analysehaus Jefferies dem Fraport-Konzern. Und es soll seiner Ansicht nach nicht besser werden. Auch andere Börsenexperten rechnen mit einem schwachen Gesamtjahr. Sie bemängeln unter anderem den beträchtlichen Verschuldungsgrad des Unternehmens. Vor diesem Hintergrund seien die Aktien anspruchsvoll bewertet. Die Geburtstagsstimmung wollte sich Fraport-Chef Stefan Schulte gleichwohl nicht vermiesen lassen. „Der Airport hat die Region geprägt, Wirtschaftswachstum gefördert, Arbeitsplätze geschaffen und den kulturellen Austausch vorangetrieben“, sagte er beim Geburtstagsfest.“ Im langfristigen Vergleich dürfte die Aktie derzeit, grob geschätzt, weder zu hoch noch zu niedrig bewertet sein.

Die Aktie des Gesundheitskonzerns Fresenius hat ihre Höhepunkte im Sommer und Spätjahr nicht halten können. Seit Jahresbeginn geht es mehr oder weniger bergab.

David Adlington von der US-Bank JPMorgan rechnet zunächst mit einem eher konservativen Ausblick des Krankenhaus- und Medizinkonzerns. Damit habe das Management im Verlauf des weiteren Jahres noch Luft nach oben. Aktuell sei er skeptischer als der Markt, was die Ergebnisse für das Schlussquartal 2023 und das Gesamtjahr 2024 angehe.

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