Lauresham

Wie unsere Vorfahren durch die kalte Jahreszeit kamen

Lange vor dem Saisonstart im März gibt es im Freilichtlabor Lauresham im Januar einen „Thementag Winter“. Winterkleidung ist dabei ein Schwerpunktthema.

Von 
Nina Schmelzing
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„Freuen Sie sich auch auf Schlittenfahrten mit unseren Zugtieren“, wirbt Lauresham für den Thementag Winter. Publikum ist am 26. Januar willkommen. © Lotz

Lorsch. Derzeit herrscht Winterruhe in Lauresham. Im Experimentalarchäologischen Freilichtlabor ist kein Publikumsbetrieb. Erst im März startet die neue Saison. Noch in diesem Monat aber wird es einen Thementag geben, zu dem Besucher willkommen sind. „Lauresham im Winter“ heißt er.

Am 26. Januar (Sonntag) ab 10 Uhr können Interessierte einen Eindruck davon gewinnen, was die kalte Jahreszeit für die Menschen im Frühen Mittelalter bedeutete und wie sie mit den harten Lebensbedingungen damals zurecht kamen: ohne heute selbstverständliche Annehmlichkeiten wie Heizung, elektrisches Licht und gefülltem Kühlschrank.

Verschiedene Aktionen sollen auf dem großen Gelände anschaulich vermitteln, wie unsere Vorfahren in der Karolingerzeit ihre Häuser isolierten, welche Arbeiten sie auch in den dunklen Monaten erledigen konnten und auf welche Weise sie Nahrungsmittel konservierten, um durch den Winter zu kommen. Ein Schwerpunktthema diesmal soll Winterkleidung sein. „Was konnte man damals anziehen?“ Wie hielt man sich warm?“ Pyjamas gab es noch nicht und sie wären nachts wohl auch nicht ausreichend gewesen. Auch der Wald und damit die Holzernte sollen am Wintertag eine besondere Rolle spielen.

Familien, die mit kleinen Kindern zum Thementag kommen, können sich auch auf Schlittenfahrten in Lauresham freuen – besondere Touren, die man sonst kaum irgendwo erleben kann. Denn gezogen werden die Schlitten von Rindern, die als Zugtiere ausgebildet sind. Ob das Wetter mitspielt und genügend Schnee liegen wird, können natürlich auch die Veranstalter um Lauresham-Leiter Claus Kropp nicht vorab versprechen. Im vorigen Jahr jedenfalls hatten die Besucher Glück.

Das Freilichtlabor präsentierte sich als weiße Winterlandschaft und Kinder, die sich auf dem Schlitten von den Rindern Nancy und David durch den Schnee ziehen ließen, hatten viel Spaß. Aufwärmen kann man sich unter anderem in den Lauresham-Häusern. Dort prasseln zum Thementag üblicherweise Feuer und Living-History-Gruppen kochen zum Beispiel dicke Bohnen und Ragout. Am offenen Feuer im Freien kann man sich zumeist auch mit Stockbrot stärken, das selbst zubereitet besonders gut schmeckt.

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Lauresham – es besteht seit zehn Jahren – hilft dabei, die Zeit vor rund 1200 Jahren besser zu verstehen: die Zeit, als das Lorscher Kloster entstand. Von der Unesco-Welterbestätte Kloster Lorsch hat sich nicht viel originäre Bausubstanz erhalten, der Ort mit seiner einst enormen Bedeutung als Macht- und Wissenszentrum erschließt sich Besuchern nicht auf den ersten Blick. „Oft stehen Besucher vor meiner Haustür und fragen, wo denn das Kloster ist“, berichtete Claus Kropp, der mit seiner Familie in einem der Häuser auf dem Welterbeareal wohnt, zuletzt bei der Hauptversammlung des Vereins zur Förderung des Welterbes Kloster Lorsch. Wenn sie bei ihm klingeln, sind sie an der berühmten Königshalle schon vorbeigelaufen.

Die bedeutende Bibliothek, deren Werke in viele Länder zerstreut wurden, hat man inzwischen zumindest digital wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen können. Das zentrale Thema Grundherrschaft aber war lange nicht leicht zu vermitteln. Dies übernimmt Lauresham, die Rekonstruktion eines frühmittelalterlichen Herrenhofes. Sein Auftrag sei es gewesen, die Erlebbarkeit auch für Familien zu verbessern, so Historiker Kropp zu seinen Anfängen in Lorsch.

Was rund ums Kloster passierte

Besucher in Lorsch wollen nämlich nicht nur etwas über das Klosterleben erfahren, sie wollen auch wissen, wie die Landwirtschaft damals funktionierte und wie handwerklich gearbeitet wurde, so Kropp. In Lauresham hat man die Möglichkeiten genutzt, über solche Themen anschaulich und in Form von vielen Mitmach-Aktionen zu informieren.

Zudem hat sich die Lorscher Adresse zu einem gefragten „Zentrum für frühmittelalterliche Forschung“ entwickelt und ist unter anderem mit der renommierten Uni in Oxford vernetzt. Gemeinsam widmet man sich Themen wie dem Ackerbau, dem Pflügen, den Getreideernten der damaligen Zeit. In vielen Punkten weiß man schließlich noch nicht genau, wie es früher war. Lauresham bietet die Chance, es auszuprobieren mit Langzeitprojekten. Warum etwa hat man früher Wölbacker als Flurform gewählt, wie wurden die Grubenhäuser gebaut, deren Balken nicht gesägt, sondern gebeilt wurden? Lauresham kann Erkenntnisse dazu liefern. Auch über Innenausstattung und Isolation der Häuser ist noch wenig bekannt. „Wir lernen jedes Jahr dazu“, sagt Kropp.

Voriges Jahr wurde in Lauresham überdies das international tätige Zentrum für Zugrinderforschung gegründet. Die historische Forschung ist auch für die Zukunft interessant. Die Frage, wie man nachhaltig wirtschaften kann, ist etwa wegen des Klimawandels aktuell. Unsere Vorfahren hatten weder chemische Dünge- noch Schädlingsbekämpfungsmittel zur Verfügung. In Lauresham ist daher auch die Frage der Nützlingsförderung interessant. Kropp, derzeit auch Präsident der Internationalen Vereinigung landwirtschaftlicher Museen, will auch weiterhin auf wissenschaftliche Arbeit in Lauresham und den internationalen Austausch dazu setzen.

Redaktion

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