Neue Ausstellung

Fotoschau in Lorsch zeigt das Kloster in überraschender Vielfalt

Die Fotoschau „Perspektiven“ im Museumszentrum wird eröffnet. Warum sich der kostenlose Besuch der Ausstellung lohnt.

Von 
Nina Schmelzing
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Eine neue Ausstellung im Museumszentrum zeigt das Lorscher Kloster im Wandel der Zeit. Perspektiven heißt die Schau, die eine Gegenüberstellung von historischen und neuen Aufnahmen präsentiert und zudem Interpretationen des Klostergeländes. Auch ein Werk, das mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt wurde, ist dabei. © Strieder

Lorsch. Jeder kennt das Lorscher Kloster. In der überraschenden Vielfalt, in der es in der jetzt eröffneten Ausstellung im Museumszentrum präsentiert wird, hat es aber noch kaum jemand gesehen. Die Foto-Schau namens „Perspektiven“, die sich der Welterbestätte widmet, ist am Kerwe-Wochenende (14./15.) gratis zu besichtigen. Man sollte die Gelegenheit zum Besuch unbedingt nutzen.

Schwerlastverkehr donnert vorbei

Der Rundgang im Obergeschoss des Hauses beinhaltet unter anderem beeindruckende historische Aufnahmen, die den Betrachter fesseln. Eine Ansicht der Königshalle, vor der mehrere Autos parken gehört zum Beispiel dazu: In direkter Nachbarschaft des einzigartigen, mehr als 1200 Jahre alten Monuments, donnerte damals, in den frühen 1970er Jahren auf der Bundesstraße sogar noch der Schwerlastverkehr vorbei.

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Die Schau mit dem Untertitel „Ein Kulturdenkmal im Zeitenwandel“ zeigt aber auch moderne Interpretationen des Lorscher Klosters, das erst seit 1991 als „Welterbestätte“ geadelt ist. Ein Bild etwa wurde mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt. Fotograf Dominik Lehman, der gemeinsam mit seiner Kollegin Stephanie Deckers frühen Schwarz-Weiß-Aufnahmen eigene zeitgenössische Werke gegenüberstellt, hat es erarbeitet. Dass die KI noch übt, ist zumindest auf den zweiten Blick erkennbar. Bei den Nonnen jedenfalls, die von der Künstlichen Intelligenz vor die Königshalle gezaubert wurden, fehlen Köpfe.

Hobbyfotografin fotografiert seit sie 16 ist

Der 46 Jahre alte Hobbyfotograf aus Heppenheim, hauptberuflich im Marketingbereich tätig, experimentiert gern und spielt mit den Möglichkeiten moderner Technik, etwa mittels Lichtmalerei. Ein anderes altes Bild, das Kinder Anfang des vorigen Jahrhunderts vor der Torhalle zeigt, hat er mit Hilfe seiner eigenen Kinder in die Jetztzeit übertragen. Seine drei Sprösslinge, die er in die historische Umgebung hineinplatziert hat, halten Smartphones und Tablets in der Hand.

Stephanie Deckers, 28 Jahre alt und in Lorsch aufgewachsen, fotografiert, seit sie mit 16 Jahren ihre erste Kamera bekam. Ihren Blick hat die Hobbyfotografin früh unter anderem durch den Besuch der Malschule von Birgit Metzler geschult. Deckers hat herbstlich-golden anmutende Kloster-Motive beigesteuert. Sie bevorzugt stimmungsvolle Bilder, die Wärme ausstrahlen.

"Perspektiven"-Schau zum zehnjährigen Jubiläum der Umgestaltung des Klosterhügels

Bürgermeister Christian Schönung sowie Jana Lenhart und Marcel Ehret vom Kulturbüro dankten denjenigen, die mithalfen, die Schau mit Exponaten zu bereichern. Allen voran dem Heimat- und Kulturverein und Hans de Raadt, der sich dort um das Bildarchiv kümmert sowie dem Lorscher Fotografen Walter Schumacher, der bei der Vernissage mit viel Applaus begrüßt wurde. Sie erinnerten an den Wettbewerb, den die Stadt im Vorfeld der Ausstellung gestartet hatte.

Anlass für die „Perspektiven“-Schau ist das zehnjährige Bestehen der Umgestaltung des Klosterhügels. 2014 wurde das Gelände großflächig nach den Plänen der Büros HG Merz und Topotek neu geordnet. Vertiefungen im Boden wurden zum Beispiel geschaffen, die einen Eindruck geben sollen von früheren Klostergebäuden. Die Geschichte des Ortes zu vermitteln ist schon deshalb eine besondere Herausforderung, weil von den Bauten – abgesehen von Königshalle, Kirchenrest und Klostermauer – oberirdisch nichts erhalten blieb. Pläne von drei anderen Architekturbüros, die nicht realisiert wurden, sind in der Ausstellung gleichfalls zu sehen.

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Die Bilder werden ohne Vermerk der Aufnahmedaten präsentiert, was Interessierte bemängeln dürften, die sich mehr Informationen wünschen. Eine Farbmarkierung hilft immerhin Zeiträume einzuordnen.

Torhalle auf Teller und Teppich

Ein Zusatz-Hingucker ist die Wand mit Wohnzimmerkunst. Dort werden Königshallen-Motive gezeigt, wie sie bei vielen Lorschern daheim über dem Sofa hängen: als Zinnteller, Holzschnitt, geknüpfter Teppich oder kunstvoller Scherenschnitt.

Dr. Hermann Schefers, Leiter der Welterbestätte, blickte in seiner Rede bei der Vernissage auf mehrere Wendepunkte in der jüngeren Klostergeschichte zurück – nicht zuletzt auf den „dornigen Weg voller Emotionen“ 2014.

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