Lorsch. Sehen, hören, lernen, staunen, mitmachen, innehalten und genießen. Auf die Besucher des Unesco-Welterbe- und Geo-Naturparktags wartete an Pfingstsonntag auf dem Klosterhügel, rund um das Gelände und das benachbarte Haus Lorbacher ein ebenso spannendes, informatives, sinnliches, unterhaltsames wie buntes und lehrreiches Programm. Das Lorscher Kloster zählt zu den 51 deutschen Welterbestätten. Gemeinsam mit dem Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, der in diesem Jahr sein Jubiläum „20 Jahre Europäischer Geopark“ feiert, beteiligte sich das Welterbe an dem bundesweiten Aktionstag und hieß dazu zahlreiche Kooperationspartner und Gäste willkommen.
Nach einer Pandemiepause war allen Akteuren, den Organisatoren, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den zahlreichen Ehrenamtlichen, den Partnern aus Tourismus und Vereinen, vor allem aber den Besuchern aus der gesamten Region, die Freude über die persönlichen Begegnungen und Gespräche an den Ständen, bei den kostenlosen Führungen, Besichtigungen, Ausstellungen und den vielen Mitmachangeboten anzumerken.
Aktionen nach drinnen verlegt
Angesichts der unsicheren Wetterlage hatten Kuratorium und Museumspädagogik kurzfristig umdisponiert und einige der Aktivitäten und Infostände vom Freien in die Zehnscheune verlegt. So konnten Kinder dort beispielsweise nach Vorlagen von keltischen und karolingischen Modellen ihre eigenen Metallornamente prägen und das mittelalterliche Buchbinden erlernen. Gleichzeitig lockte nebenan die Präsentation einer kostbaren Faksimile-Sammlung antiker und mittelalterlicher Handschriften mit einzigartigem Buchdeckel-Schmuck – eine Schenkung von Franz-Josef Straka an das Kuratorium – interessierte Betrachter an.
Schreiben wie im Mittelalter.
Brot, Wasser und/oder Wein stand am zentralen Tisch für die Gäste bereit, die eine kleine Ruhepause einlegen oder einfach die besondere Atmosphäre in dem alten Klostergebäude aus dem 16. Jahrhundert genießen wollten. Die im Adelherhaus eingerichtete Schreibstube konnte ebenfalls nicht über mangelnden Zuspruch klagen, und die „professionellen Lehrerinnen“ hatten alle Hände voll zu tun, ihren Schülern das „Schönschreiben“ a la Mittelalter beizubringen.
Mit einer gelungenen Mischung aus Information und Aktion begrüßte der Geo-Naturpark seine kleinen und großen Gäste rund um die Geschäftsstelle am Haus Lorbacher nur wenige Meter vom Kloster entfernt. Die kurzen, aber heftigen Gewittergüsse überstanden die insgesamt elf Pavillon erstaunlich gut und ohne Schäden.
„Die Menschen wollen selbst etwas tun und nehmen auch gern etwas mit“, beschrieb Geschäftsführerin Jutta Weber das Angebot des Jubilars, das sich in erster Linie um die Schwerpunktarbeit des Geo-Naturparks mit seinen unterschiedlichen Facetten drehte. Gleichzeitig wurde den aktuellen Partnern, wie der Klima-Arena Sinsheim, dem Reiss-Engelhorn-Museum Mannheim mit seinem X-perimente-Mobil, in dem man mittels spannender Experimente und verschiedenen Gerätschaften „Unsichtbares sichtbar machen konnte“ und dem Verein Burgenlandschaft aus dem Spessart mit seinen mittelalterlichen Spielen eine Bühne bereitet.
Unermüdlich im Einsatz waren die Geopark-Ranger, die ein Burgen-Quiz für Erwachsene zusammengestellt hatten und gemeinsam mit den Kids Burgen bastelten und mit Erdfarben malten. Der Verein Genial Regional präsentierte nicht nur eine Auswahl regionales Produkte wie „Streuobst-Apfelkuchen in der Dose“ und „Galloway-Rindswurst“, sondern hatte zudem einen Mini-Streichelzoo aufgestellt. Insbesondere die Hühner mit dem farbenfrohen Federkleid wurden bestaunt und bewundert „und etliche Besucher wollten wissen, ob man die kaufen kann.“
Über „die wilden Artgenossen der Bienen“ und den Wildbienen-Lehrpfad gab’s ausreichende Informationen an einer Extra-Station und Kreiswegewart Christoph Picht berichtete über seine Arbeit im Wald, die dazu dient, „dass sich möglichst niemand verläuft.“ Picht und weitere 70 Wegewarte sind für die Markierung von 1800 Kilometer Wanderwegen im Kreis Bergstraße verantwortlich. Musikalische begleitet wurden die Gäste bei ihrem Rundgang vom Duo „HuKa“ aus Argentinien und dem Duo „Emajamaa“. Die Ensembles spielten jeweils an unterschiedlichen Stellen und auf Plätzen.
Friedensgebet zum Abschluss
Am Abend fand dann – nach einem neuerlichen Regenschauer, der wohl einige Besucher von der Teilnahme abgehalten hat– die feierliche Abschlussveranstaltung des Welterbe- und Geo-Naturparktages im Fragment der einstigen Klosterkirche statt.
Zum Thema Weltreligionen im Trialog trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der drei großen abrahamitischen Weltreligionen Islam, Judentum und Christentum zum interreligiösen Friedensgebet. Teilnehmer waren Büsra Cebi und Petra Kunik, Pfarrer Renatus Keller, die aus Haifa stammende Klarinettistin Irith Gabriely mit dem Organisten Thomas Wächter und dem Percussionisten Abuseyf Kinik.
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