Geschichte

Eine Führung durch die Geschichte der Heppenheimer Starkenburg

Von Geisterhund Melampus waren vor allem die jungen Besucher fasziniert.

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pam/ü
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Karlheinz Mulzer führt auf der Starkenburg auf besondere Weise durch die Geschichte. © Meike Paul

Heppenheim. Am vergangenen Sonntag verwandelte sich die Starkenburg in ein lebendiges Mittelaltermuseum. Schon der Weg durch das goldene Herbstlaub hinauf zum Unteren Burghof ließ Kinderherzen höherschlagen. Am Nachmittag begann die Kinderburgführung, bei der die Veranstalter versprochen hatten, Geschichte nicht nur zu erzählen, sondern erlebbar zu machen – und genau das geschah.

Karlheinz Mulzer, in mittelalterlichem Gewand und mit funkelnden Augen, führte die jungen Entdecker durch die Jahrhunderte. Mal schlüpfte er in die Rolle des jungen Heinrich, mal in die Figur des Abts Udalrich oder des Adalbert. Mit spürbarer Leidenschaft erzählte er von Heinrichs frühem Verlust des Vaters, von Intrigen am königlichen Hof in Worms und von der Entdeckung der Starkenburg aus dem Kloster Lorsch.

Geschichte von Melampus beeindruckt die Kinder

Zwar war der rasanten Abfolge der Rollenwechsel und historischen Details für die Kinder und selbst Erwachsene manchmal schwer zu folgen, doch die Gäste lauschten gebannt – besonders, wenn Mulzer die Geschichten lebendig und mit Gesten und Stimme unterstrich. Den größten Eindruck hinterließ die Sage vom Geisterhund Melampus. Die Kinder hielten den Atem an, als Mulzer von dem treuen Hund erzählte, der einst Nachrichten durch den geheimen Gang zwischen Burg und Kloster Lorsch überbrachte und sein Leben im Kampf um die Burg verlor.

„Melampus bewacht noch immer den Geheimgang“, flüsterte der Führer und ließ die Kinder schaudern. Kleine Finger griffen nach der Hand der Eltern, während die Vorstellung von einem mutigen Hundegeist die Fantasie der jungen Burgbesucher beflügelte. Aber es ging nicht nur um Märchen und Mythen. Mulzer spannte geschickt den Bogen zur realen Geschichte Heinrichs IV., des jungen Königs, der bereits mit fünf Jahren den Tod seines Vaters verkraften musste und später über Macht, Krieg und Kirchenstreitigkeiten herrschte.

Mit kindgerechten Worten erzählte er von Heinrichs Schwertleite mit vierzehn Jahren, vom Bau der Höhenburgen wie der Harzburg, von der dramatischen Reise nach Canossa und den Kämpfen gegen seine Widersacher. Die Kinder staunten, dass historische Figuren wie Heinrich IV. nicht nur Könige auf dem Papier waren, sondern Menschen mit Ängsten, Mut und Strategien.

Besonders berührend waren die Momente, in denen Mulzer die kleinen Besucher einbezog. Fragen wurden gestellt, kleine Aufgaben gelöst. Ob sie denn ihren Erziehern im Kindergarten auch schon etwas geschenkt hatten, wollte Mulzer wissen. Heinrich wollte seinem Betreuer das Kloster schenken. Die Mischung aus Mitmachen, Lauschen und Staunen machte die Führung zu einem unvergesslichen Erlebnis.

Als die Sonne langsam hinter den Hügeln verschwand und den Burghof in warmes Herbstlicht tauchte, endete die Tour. Kinder und Eltern verließen die Starkenburg mit leuchtenden Augen und Geschichten im Gepäck, die sie noch lange miteinander teilen würden.

Für viele war es nicht nur eine Führung, sondern eine Zeitreise, die Abenteuer, Sagen und Geschichte zu einem lebendigen Ganzen verschmelzen ließ. Die Kinderburgführung auf der Starkenburg zeigte eindrucksvoll, wie Geschichte spielerisch, emotional und greifbar vermittelt werden kann. Von Ritter Heinrich bis zum treuen Hund Melampus – die Vergangenheit lebte an diesem Nachmittag in jedem kleinen Besucher weiter.

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