Kulturstiftung Bergstraße

Ausstellung in Zwingenberg zum Metzendorf-Preis 2024

Im sanierten ehemaligen Güterschuppen werden alle eingereichten Projekte des Vorjahres vorgestellt

Von 
Eva Bambach
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Im sanierten alten Zwingenberger Güterschuppen wurde am Freitagabend eine Ausstellung zum Heinrich-und-Georg-Metzendorf-Preis 2024 eröffnet. © Thomas Neu

Zwingenberg. Die nun schon dritte Verleihung des von der Kulturstiftung für die Bergstraße ausgelobten Heinrich-und-Georg-Metzendorf-Preises stand im Zeichen der Nachhaltigkeit im Planen und Bauen. In Zwingenberg, dem Sitz der Stiftung, wurde am Freitagabend eine Ausstellung eröffnet, die alle eingereichten Projekte vorstellt.

Gelungene Verbindung von Denkmalpflege und Nachhaltigkeit

Eine Besonderheit dabei: Der Ausstellungsort ist zugleich eines der beiden ausgezeichneten Objekte. Der ehemalige Güterschuppen, der derzeit den Ausschank einer Kaffeerösterei beherbergt – deren Qualität im Rahmen der Veranstaltung ebenfalls gewürdigt wurde -, erhielt zwar nicht den eigentlichen Metzendorf-Preis 2024, wohl aber eine ausdrückliche Anerkennung. Gewürdigt wurde insbesondere die gelungene Verbindung von denkmalpflegerischen Anliegen mit Aspekten der Nachhaltigkeit. Hervorgehoben wurde zudem die neue Nutzung, die im Sinne einer lebendigen Gemeinschaftsförderung steht.

Der 2015 zum ersten Mal (Thema „Neues Leben für alte Mauern - Bauen im Bestand, Preisträger: Lernzentrum Liebfrauenschule Bensheim) und 2018 zum zweiten Mal (Thema „Bauen für den öffentlichen Raum“, Preisträger: Besucher-Informationszentrum im UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch) verliehene Heinrich-und-Georg-Metzendorf-Preis würdigt im mehrjährigen Rhythmus zeitgenössische Architektur an der Bergstraße. Ein Preisgeld ist nicht ausgelobt. Die Preisträger erhalten eine künstlerisch gestaltete Bronzeplakette zur Anbringung am ausgezeichneten Objekt.

Der Metzendorf-Preis 2024 ging an den Bildungs- und Sportcampus in Bürstadt. Bereits im vergangenen September war die Auszeichnung an die damalige Bürgermeisterin Bärbel Schader überreicht worden. Dass das inzwischen mehrfach – auch bundesweit – preisgekrönte Projekt ihr eine Herzensangelegenheit war, unterstrich sie nun bei der Ausstellungseröffnung in Zwingenberg. Sie ließ die Entwicklung noch einmal Revue passieren: von den ersten Überlegungen zu einer klassischen Sportanlage mit eingezäunten Arealen hin zur heutigen Vision einer offenen, in den Raum gedachten Bewegung. Den entscheidenden Impuls habe die „alla hopp!“-Anlage in Bürstadt gegeben.

Lob für Bürstädter Bildungs- und Sportcampus

„Gesundheit ist in Bürstadt neu gedacht worden“, erklärte Schader – nicht nur als körperliche Bewegung, sondern auch als gesundes soziales Klima. Die mit erheblichen Mitteln der Dietmar-Hopp-Stiftung finanzierte Anlage sei nicht am Schreibtisch entstanden, sondern im Dialog mit den künftigen Nutzern, Schulen und Vereinen. Herausgekommen ist ein offenes Zentrum auf einem auch nachts zugänglichen Gelände, ohne Zäune und mit einem Gebäude, das durch seine Materialität wirkt. Lehm und Holz sind die prägenden Baustoffe. Der Kunstrasen besteht aus Recyclingmaterial. Photovoltaik und ein Wärmenetz 4.0 sichern Zukunftsfähigkeit. „Wir wollten modellhaft einen Weg gehen“, sagte Schader und appellierte an künftige Bauherren: „Denken Sie groß! Die Zeiten des billigen Standards sind vorbei.“

Kontinuität und zugleich Offenheit hätten die Zusammenarbeit mit der Stadt Bürstadt ausgezeichnet, ergänzte ein Vertreter des Architekturbüros „prosa“. So sei es zum Beispiel möglich gewesen, ein Gewerk in Stampflehm auszuführen – ein Schritt, den andere Bauherren nicht gewagt hätten.

Bei der Ausstellungseröffnung im ehemaligen Zwingenberger Güterschuppen begrüßte Bürgermeister Sebastian Clever neben Mitgliedern der Kulturstiftung und Gästen auch den Kreisbeigeordneten Philipp Otto Vock, der im Namen des Landrats gratulierte.

Regionale Bautradition und Anlehnung an Metzendorf Architektur

Der Juryvorsitzende Joachim Klie vom Bund Deutscher Architekten (BDA) in Darmstadt hob in seiner Würdigung die gelungene Verbindung von Hochbau und Freiflächengestaltung hervor: „Sportangebote ebenso wie Bildung finden hier Raum.“ Die bauliche Gestaltung mit einer turmartigen Überhöhung im ansonsten langgestreckten Gebäude verleihe dem Ensemble eine besondere Identität. Mit den verwendeten Holzschindeln greife das Projekt regionale Bautraditionen auf und knüpfe zugleich an die Architektur der Gebrüder Metzendorf an. Klie betonte außerdem das hohe gestalterische Niveau aller eingereichten Projekte, das künftigen Bauherren als Vorbild und Ermutigung dienen könne.

Details zu den beiden ausgezeichneten Objekten sowie zu den weiteren 13 Bewerbungen – darunter mehrere sanierte Metzendorf-Häuser und größere stadtplanerische Projekte – zeigt die Ausstellung im „Kaffeeschuppen Zwingenberg“ (ehemaliger Güterschuppen). Öffnungszeiten: Mittwoch bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr.

Die Sanierung des ehemaligen Zwingenberger Güterschuppens, heute der „Kaffeeschuppen Zwingenberg“, erhielt im Rahmen des Metzendorf-Preises 20204 von der Jury eine ausdrückliche Anerkennung. © Thomas Neu

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