Waldwirtschaftsplan

Anteile seltener Baumarten nehmen im Lindenfelser Wald zu

Kai Elsässer beginnt am Freitag seine Arbeit als neuer Förster im Lindenfelser Stadtwald. Dort schwindet der Fichtenbestand, aber der Wald regeneriert sich auch schnell.

Von 
Nora Strupp
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Der Lindenfelser Wald zeigt sich aktuell im herbstlichen Gewand. Neben Buchen und Fichten sind im Stadtwald auch Edellaub-hölzer, Lärchen und Kiefern zu finden. © Thomas Neu

Lindenfels. Wie viel Wald gibt es in Deutschland und wie hat er sich verändert? Wie stark wachsen die Bäume? Wie viel Holz wird genutzt und wie viel wächst nach? Antworten auf solche und viele weitere Fragen liefert die Bundeswaldinventur, die alle zehn Jahre stattfindet. Sie erfasst die großräumigen Waldverhältnisse sowie die forstlichen Produktionsmöglichkeiten und ist somit ein wichtiges Instrument zur Beurteilung der Wälder.

Die Ergebnisse der letzten Bundeswaldinventur von 2022 hat nun Dirk Dins, Bereichsleitung Produktion im Forstamt Lampertheim und ehemaliger Lindenfelser Revierförster, in der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Lindenfelser Bau- und Finanzausschusses vorgestellt. Demnach bestehen fast 43 Prozent der Landesfläche in Hessen aus Wald, circa Zweidrittel davon ist Laubwald. „Hessen ist somit das waldreichste Bundesland. Der Anteil der Waldbestände ist über 140 Jahre gestiegen – insbesondere der Anteil an Eiche und Buche“, erläuterte Dins.

Der Odenwald wird auch in Zukunft ein grüner Wald sein

Positiv sei auch, dass die Naturnähe und der Totholzanteil zunehmen, denn Totholz hat viele, wichtige ökologische Funktionen – für zahlreiche Waldorganismen ist es Lebensraum oder Nahrungsgrundlage. Ebenfalls erfreulich: „Der Wald hat zwischen 2012 und 2022 mehr als 60 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid vermieden beziehungsweise der Atmosphäre entzogen“, so Dins. Rund ein Sechstel aller Treibhausgasemissionen Hessens werden durch Wald kompensiert. Im guten Bereich liegt außerdem der Selbstversorgungsgrad mit Holz mit 85 Prozent (jeder Hesse verbraucht im Schnitt 1,3 Kubikmeter Holz pro Jahr).

Trotzdem hatte Dins auch weniger schöne Nachrichten in Bezug auf den hessischen Wald zu überbringen: Denn letztlich sei die Kohlenstoffsenke um 40 Prozent geringer als noch im Zeitraum 2002 bis 2012. Obendrein sind Zuwachsrückgänge bei allen Baumarten zu beobachten. „Die Bäume leiden zunehmend unter Trockenstress, ihre Vitalität nimmt ab. Sie weisen Schäden durch Insekten oder andere Schaderreger auf“, mahnte er. Der Zustand zahlreicher Buchenbestände habe sich verschlechtert – vor allem auf trockenen Kuppen.

Fichtenbestand auf der Neunkircher Höhe "hat sich schon komplett verabschiedet"

„Außerdem hat sich der Holzvorrat um rund zehn Prozent verringert und liegt aktuell auf der Höhe wie im Jahr 2002“, legte Dins dar. Alleine die Fichte habe die Hälfte ihres gesamten Vorrats eingebüßt, unter anderem wegen Borkenkäferbefalls.

Diese Tendenz ist auch im 314 Hektar großen Lindenfelser Stadtwald zu beobachten. „Die Buche hat es im Schenkenberg sehr schwer, an Wasser zu kommen, und kann sich deshalb nicht richtig erholen“, erklärte Dins. Im Stadtwald liegt der Anteil der Buche bei 64 Prozent.

Darüber hinaus ist viel Fichtenbestand verloren gegangen. „Auf der Neunkircher Höhe hat sich der Bestand schon komplett verabschiedet“, so Dins. Die Fichte macht in Lindenfels derzeit noch 17 Prozent aus. Dins geht allerdings davon aus, dass der Nadelbaum bei der nächsten Inventur nur noch in einstelliger Prozentzahl – zwischen zwei bis fünf Prozent – vorhanden sein wird.

Dirk Dins zieht ein positives Resümee

Eindrucksvoll sei jedoch die rasche Regeneration (Sukzession) des Waldes auf Freiflächen (Blößen). Rund 50 Prozent der Verjüngung ist dort Buche. „Die Wiederbewaldung wird mit Mischbaumarten ergänzt und die Jungwüchse wissenschaftlich fundiert gelenkt“, erklärte Dins. Anlass zur Freude gebe des Weiteren die Tatsache, dass die Anteile seltener Baumarten zunehmen. Im Lindenfelser Stadtwald sind zudem Edellaubhölzer wie Ahorn, Esche, Linde, Vogelkirsche oder Ulme (acht Prozent) sowie Lärche und Kiefer (vier Prozent) vertreten.

Somit konnte Dirk Dins im Großen und Ganzen ein positives Resümee ziehen: „Der Odenwald wird auch in Zukunft ein grüner Wald sein und seine Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktion erfüllen.“ Der Zielwald sollte aber nicht nur naturnah, stabil und artenreich sein, sondern weiterhin ökologischen Rohstoff liefern.

Überschuss von rund 8600 Euro im nächsten Jahr

Anschließend gab Dirk Dins den Ausschussmitgliedern noch ein paar Zahlen an die Hand. Der Waldwirtschaftsplan für 2025 umfasst Aufwendungen in Höhe von knapp 145 300 Euro. Am meisten zu Buche schlagen hierbei die Lohnkosten für die Waldarbeiter mit rund 62 000 Euro, die Beförsterungskosten mit rund 39 600 Euro, das Holzrücken – also der Transport von gefällten Bäumen innerhalb des Waldes zu einem Weg, von dem aus die Stämme zum Beispiel per Langholzwagen abtransportiert werden – mit circa 11 650 Euro, das Wegebau-material mit 8400 Euro, Leistungen wie die Verkehrssicherung mit 7840 Euro und die Holzernte inklusive Harvester (eine spezielle Maschine, die Bäume fällt, entastet und auf die entsprechenden Längen zuschneidet) mit etwa 4200 Euro.

Demgegenüber stehen die Erträge, die bei knapp 133 295 Euro liegen. Dazu gehört etwa der Holzverkauf, der 91 940 Euro eingebracht hat und die Gemeinschaftsaufgabe für die Verbesserung von Agrarstruktur und Küstenschutz (GAK), mit der Bund und Länder die Investitionen in den Baumartenwechsel (Waldumbau) und die Wiederbewaldung von Schadflächen fördern. Diese Förderung, die im Zusammenhangmit dem Programm „Klimaangepasstes Waldmanagement“ steht, beläuft sich auf 38 250 Euro. Hinzu kommt die innerbetriebliche Leistungsverrechnung für den Einsatz im Bauhof mit 20 580 Euro.

Nadelbäume werden voraussichtlich 65 Prozent Stammholz liefern

Subtrahiert man die Ausgaben von den Einnahmen, ergibt sich für den Waldwirtschaftsplan 2025 ein Überschuss in Höhe von 8617 Euro. Bei der Einschlagshöhe prognostiziert man für das kommende Jahr insgesamt 1495 Festmeter, die wohl vor allem aus Buchenholz bestehen wird (1380 Festmeter).

In Bezug auf die Holzverwertung wird der Nadelbaum voraussichtlich 65 Prozent Stammholz – also Sägeholz wie Bretter, Bohlen und Kantholz – liefern, 25 Prozent wird Industrieholz (Brennholz, Spanplatte) sein und zehn Prozent nicht aufgearbeitetes Derbholz (so bezeichnet man Teile des Baumes mit einem Durchmesser von über sieben Prozent). Beim Laubbaum wird das Stammholz (Parkett, Bretter, Furnier) zwischen 20 bis 60 Prozent liegen, das Industrieholz bei 30 bis 40 Prozent und nicht aufgearbeitetes Derbholz bei 25 bis 40 Prozent.

Holzernte fiel deutlich höher aus als erwartet

Danach warf Dirk Dins noch einen Blick auf das Waldwirtschaftsjahr 2024. Bei der Holzernte hatte man ursprünglich mit einem Gesamteinschlag von rund 1100 Festmetern geplant – tatsächlich sind es aber fast 1900 Festmeter geworden. Dies betrifft vor allem die Buche, die mit 450 geschlagenen Festmetern deutlich über dem anvisierten Einschlag von 120 Festmetern bei der Hauptnutzung lag. Bei der Fichte lag der geplante Einschlag im Bereich der Pflegenutzung bei 300 Festmetern – letztlich wurden aber knapp über 700 Festmeter geschlagen.

Der Waldwirtschaftsplan 2025 wurde sowohl vom Bauausschuss als auch vom Finanzausschuss und der Stadtverordnetenversammlung einstimmig beschlossen.

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Auf Nachfrage von Thomas Bauer (SPD) gab Dirk Dins abschließend bekannt, dass die seit Anfang des Jahres vakante Stelle des Revierförsters für Lindenfels und Lautertal in Kürze wieder besetzt sein wird. Der neue Förster wird am kommenden Freitag, 15. November, seine Arbeit aufnehmen. Kai Elsässer wird dann die Nachfolge von Robin Töngi antreten. Töngi hatte die Wälder in Lautertal und Lindenfels seit dem Frühjahr 2022 betreut, dann aber innerhalb des Forstamts Lampertheim eine neue Stelle angetreten. Trotzdem blieb Töngi noch Ansprechpartner für die Waldbesitzer, bis ein neuer Revierförster gefunden war.

Redaktion

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