Winterkasten. „Ja ehr Leit es is es souweit, in Windekaschde ist Kerwezeit“ hieß es jüngst nach dem Umzug durch die Straßen von Winterkasten. Die Kerwegäste trafen sich in der „Ehrhardtsbräu-Festhalle“ wo zu ersten Mal die Kerweredd vorgetragen wurde. Nachdem das Gasthaus Zum Raupenstein seine Pforten geschlossen hatte, war es nun nicht mehr möglich, wie gewohnt von der Treppe des Gasthauses zu reden. Vieles war in diesem Jahr neu, bei dieser Kerb. Ausgerichtet wurde sie vom neugegründeten Verein Windekäschde Kerb. Ansonsten gab es dank der Organisation wie gewohnt den Kerwetanz, den Umzug und nun auch die Kerweredd.
Kerbvadder Max Höhl und Mundschenk Tobias Pfeifer hatten einige Geschichten vor sich liegen, die sie nun zum Besten geben wollten. „Iwwe Corona wolle mer jetzt net schenne, sin liewe frouh dass mer feiern kenne“, damit sprachen sie wohl vielen aus den Herzen, auf eine richtige Kerwefeier mussten die Winterkäster zwei Jahre lang verzichten. „Lang häwwe mer do druff gewatt, die Kerb findt werre im Gonze statt.“
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Gut gefüllt war auch die diesjährige Kerweredd. Die Zuhörer durften sich auf „Jungbauen mit verrobde Hose“, „Scheese, die es Ort noibloose“, „Bulldoggs rickwärts ouzurolle“ un „Buwe die nachts uff Gumbe wolle“ freuen. Erzählt wurde auch die Geschichte von „O-Saft Flasche, die explodiern“ und „Fernseh-Käufe die net rentiern“.
Falsches Dach abgedeckt
Eine Geschichte handelte von einer bevorstehenden Klassenfahrt. Im Allgemeinen findet in den Schulen kurz vor den großen Ferien keine wichtigen Unterrichtsstunden mehr statt – deshalb ist eine Klassenfahrt eine feine Sache. „Moje frieh gäids endlich lous“ – die Vorfreude einer weiblichen Person dieser Klasse war besonders groß, „es gäid nunne in Süden un net nuff ins Koalde“.
Viel zu schnell kam der Abreise näher und schon war der letzte Abend zu Hause angebrochen. „Schun halb elf, wou is die Zeit hie? De Rest mach ich moje, gonz schnell in de frieh“, zum Packen war die junge Frau nicht gekommen. Also wurde der Wecker auf vier Uhr gestellt, dann bliebe noch genügend Zeit für die Vorbereitungen. „Im Halbschloof streckt se sich, un wär ach gern laie bliwwe, doch in de Nochrischde kam: „Es is Vertel noch siwwe“, Kerweparrer Max Höhl wusste nun zu berichten, des es nun wirklich stressig wurde. Ein Zuspätkommen zur Abfahrt ist wirklich nicht schön – ganz besonders dann, wenn es die Klassenlehrerin höchstpersönlich ist.
Winterkasten ist nicht nur in Winterkasten – es gibt Winterkäster, die leben in Amerika und so kommt eine Geschichte von der großen weiten Welt in die Kerweredd des Dorfes am Fuße der Neunkirchner Höhe. Die Familie hatte eine Shopping-Tag in einer großen Einkaufsmeile und kamen abends beladen mit Tüten und Kisten zurück nach Hause. „Er nehert sich ah schon soi Haus, doch er zieht die Stern gonz kraus, denn äijenäbbs sieht komisch aus“, ein Baukran steht vor dem Haus und beim Dach fehlen die Ziegel. „Wer klaut do unnerm Doag moi Ziggel? Der Lump, der kriegt vun mer jetzt Priggel“, mit einer Dachlatte in der Hand steht der Hausbesitzer schnaubend vor dem Handwerker, der aussieht wie „Bob der Bauarbeiter“.
Der Typ grinst ganz heiter; wussten Kerweparrer und Mundschenk zu berichten. „My friend, du warst halt nicht zu Hause, da degge mir your Dach schon aus. Hey, bleib cool – Du weißt doch Honey: Schaffe, schaffe – time is money!“ Als der Hausherr drohte nicht zu bezahlen, weil er nichts bestellt hatte, wird es komisch: „Are you Mr. Harris in Ghettysburg Street?“ - „Noa, de Willi in de Harrisburg Street!“ Nun versteht auch der amerikanische Bauarbeiter, dass er am falschen Haus arbeitet. „Sou – jetzt säht zu un mach eich uff, die Ziggel misse uff’s Dach werre nuff“, kommt die deutliche Ansage vom Hausherrn. Und nun konnte alle erleben, wie schnell amerikanische Handwerker arbeiten können: „Nooch dreiehalb Stunne – däs is es Sach, worn alle Ziggel uff em Willi soim Dach.“ Diesen Handwerker hätten wohl einige Winterkäster sofort engagiert.
Dagegen dürfte ein junger Winterkäster auf der Beliebtheitsskala ganz weit nach unten gerutscht sein. Der junge Mann war mit Kumpels „auf Malle“. „Summer, Strand un Boadeschlappe, un e bissje Meerluft schnappe“, so Kerweparrer Höhl. Auf Mallorca angekommen, ist das erste Ziel der Club Bierkönig und spät in der Nacht wird im Hotel eingecheckt.
Ein Ausflügler konnte nicht schlafen, also zieht er es vor, wieder aufzustehen und noch etwas trinken zu gehen. Vergessen hatte der dabei wo sein Hotelzimmer war. Da niemand an der Rezeption war, besorgt er sich ein Megafon mit dem ruft er lauthals seine Kumpels und Hilfe und weckt auch alle anderen Urlaubsgäste unsanft. jhs
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