Konzert

Konzert in Lindenfels: Orgelmusik von Bekannten und Unbekannten

Das nächste Orgelkonzert gibt es am Neujahrstag in der evangelischen Kirche.

Von 
Gisela Grünwald
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Jens Hebenstreit begeisterte die Zuhörer in der evangelischen Kirche in Lindenfels mit ungewöhnlicher Orgelmusik. © Gisela Grünwald

Lindenfels. Jens Hebenstreit mag die mittelalterliche Orgel in der evangelischen Kirche in Lindenfels. „Diese Orgeln werden nicht gerne gespielt, dabei klingen sie so wie jene, an denen die Komponisten im 15. und 16. Jahrhundert ihre Stücke entwickelt haben“, berichtete er.

Bei seinem Konzert in Lindenfels brachte er Musikstücke von Don Luis Milán, der zwischen 1500 und 1560 in Valencia in Spanien lebte. Milán ist der erste Komponist, der Musikstücke für die Vihuela de mano veröffentlichte. Das ist ein der Gitarre ähnliches Zupfinstrument. Milán gilt als erster Singer-Songwriter Spaniens, der auf Katalanische Texte schrieb und sich dazu auf der Vihuela de mano begleitete.

Er ging ins Kloster und wurde Mönch. Zuvor war er wohl verheiratet. Sein musikalisches Schaffen umfasst 72 Kompositionen, darunter 40 Fantasien, sechs Pavane und vier Tintos. Es ist ein Stilmix aus Jazz, Flamenco und latein-amerikanischem Temperament.

Die Orgel klang toll, auch bei der Musik von Anriquez de Valderravano. Der lebte zur gleichen Zeit wie Don Luis Milán. Von ihm hörte das Publikum ein Stück aus dem Vihuela-Musikbuch „Silva de Sirenas“. Es ist ein Buch mit Werken für Vihuela –Solo und mit Gesang – und wurde herausgegeben von Anriquez de Valderravano. Das Publikum hörte die Fantasia a-moll. Jens Hebenstreit merkte man seine Freude beim Spielen an.

Musik vom spanischen Hof und aus der süddeutschen Orgelschule

Ebenfalls aus der Zeit stammt das dritte Werk von Michel de Fuenllana. Auch er gehörte zu den Profis auf der Vihuela in der Renaissance. Von ihm ist überliefert, dass er für einige Jahre am Hof des spanischen Königs lebte. Sein Hauptwerk trägt den Titel Orphenica Lyra. Darin enthalten sind insgesamt 188 Kompositionen. In Lindenfels hörte das Publikum sein Duo in d-moll.

Vom Komponisten Christian Ritter ist recht wenig bekannt, auch nicht sein Geburts- und Todesdatum. Er lebte vermutlich zwischen 1645 und bis nach 1725. Von Ritter sind außer einigen geistlichen Liedern einige wenige Orgel- und Klavierwerke überliefert. Die meisten überlieferten Stücke befinden sich in der Dübensammlung in der Universität von Uppsala in Schweden. Sie umfasst rund 30.000 Notenhandschriften. Ein kleiner Teil von Christian Ritters Kompositionen befindet sich wohl in Deutschland; er war Organist in Dresden und Halle. Musikwissenschaftler loben Ritters Kompositionen für ihre außergewöhnlich hohe Qualität. Jens Hebenstreit spielte die Sonatina d-moll.

Im Anschluss gab es ein Stück von Johann Pachelbel, einem deutschen Komponisten des Barock. Pachelbel lebte von 1653 bis 1706 und gilt als bedeutender Vertreter der süddeutschen Orgelschule sowie Wegbereiter des wenige Jahrzehnte später wirkenden Johann Sebastian Bach. Bachs Kantate „Christ lag in Todesbanden“ ähnelt einem gleichnamigen Werk von Pachelbel. Auch die Imitation von Choralmotiven zeigt den Einfluss des älteren Komponisten.

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Von Pachelbel spielte Jens Hebenstreit die Toccata und Fuge g -moll. Von Johann Sebastian Bach präsentierte er das Präludium und die Fuge C-Dur. Ein toller Klang erfüllte die evangelische Kirche in Lindenfels.

Dann erklang Musik von Felix Mendelssohn-Bartholdy, dem bedeutendsten Musiker der Romantik. Geboren wurde Mendelssohn-Bartholdy in Hamburg 1809, gestorben ist er 1847 in Leipzig. Er setzte als Dirigent Maßstäbe, die das Dirigieren bis heute prägen. Und gilt als einer der bedeutendsten Komponisten des 19. Jahrhunderts.

Ein erfolgreicher Schüler von Johann Sebastian Bach

Bei einem Auftritt in der St. Pauls Cathedral in London 1837 war das Publikum von Mendelssohns Bachinterpretationen angeblich so begeistert, dass es nicht nach Hause gehen wollte. Der Kirchendiener soll deshalb den Kalkanten gezwungen haben, nach Hause zu gehen, da die Orgel ohne den Blasebalg leise verklang.

Johann Ludwig Krebs – getauft am 12. Oktober 1713 in Buttelstedt, gestorben am 1. Januar 1780 in Altenburg – wurde im Juli 1726 Schüler an der Thomasschule in Leipzig, wo er neun Jahre lang Schüler und Notenkopist von Johann Sebastian Bach, dem damaligen Kantor, war. In einer Zeit ohne Kopierer mussten Notenblätter noch von Hand abgeschrieben und so vervielfältigt werden.

Ein Chronist wird mit dem Satz zitiert: „Er war nicht nur ein sehr guter Orgelspieler, sondern auch ein fruchtbarer Komponist für Orgel, Klavier und Kirchenmusik.“ Kunstsinnige meinten damals, es sei in einem Bach nur ein Krebs gefangen worden. Das Publikum hörte seine Fuge a-moll.

Arnold Matthias Brunkhorst, geboren um 1670/75 in Celle und gestorben in Hannover 1725, arbeitete in Hildesheim, Celle und Hannover. Es gibt ein Musikwerk, das unter seinem Namen überliefert ist. Jens Hebenstreit spielte zum Abschluss daraus das Präludium und die Fuge e-Moll. Das Publikum spendete Jens Hebenstreit viel Applaus für die Stücke bekannter und unbekannter Komponisten.

Das nächste Orgelkonzert gibt es am Neujahrstag in der evangelischen Kirche.

Freie Autorin

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