Nachruf

Trauer um die erste Bergsträßer Weinkönigin

Elisabeth Stockmann, geborene Freiberger ist im Juni 1953, einen Tag vor ihrem 20. Geburtstag, zur Weinhoheit gekrönt worden.

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dj/ü
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Elisabeth Freiberger aus Heppenheim wurde 1953 zur ersten Bergsträßer Weinkönigin gekürt. © VINZENZ ANTES/K

Heppenheim/Frankfurt. In aller Stille nahm die Familie gestern Abschied von Elisabeth Stockmann geborene Freiberger.

Sie schlief am 29. April nach einem arbeitsreichen und erfüllten Leben friedlich ein. Zwei Jahre nach Eröffnung des ersten Weinmarktes im Jahr 1951 wurde Elisabeth Freiberger, Tochter des Winzers und Geschäftsführer des Weinbauvereins, Heinrich Freiberger, zur ersten Bergsträßer Weinkönigin gewählt.

Zu den Gratulanten gehörte Dr. Heinrich von Brentano, damals Bundestagsabgeordneter und später Außenminister im Kabinett von Konrad Adenauer.

Zur Eröffnung gab es ein Schauspiel

Stockmann wurde einen Tag vor ihrem 20. Geburtstag am 27. Juni 1953 zur Weinkönigin ernannt. Als zwei Jahre zuvor der erste Weinmarkt, damals noch als geschlossenes Dorf, eröffnete, waren immerhin die Deutsche Weinkönigin Gisela Koch aus St. Goar und Rheingau-Weinkönigin Elisabeth Quint aus Hochheim zu Gast im Weindorf, das sich noch auf den Kurmainzer Amtshof beschränkte und zudem die Gäste nur Zutritt bekamen, nachdem sie am Kassenhäuschen Eintritt gezahlt hatten.

Zur Eröffnung gab es ein Schauspiel mit Bacchus Willi Graber, einem Antialkoholiker und dem Mundartkolumnisten Georg Matthias Friedrich alias Lissebärwel.

Der erste Tanz ging an den damaligen Bürgermeister

Nach Entgegennahme von Krone und Zepter ließ sich die Gekrönte nicht lange bitten und stieß auf das Wohl der Gäste an. „Prost auf unsere Winzer, Prost auf den Weinmarkt und Prost auf frohe Festtage.“ Während andere Gäste erst Tanzkarten kaufen und die jungen Damen auf eine Anfrage ihres Angebeteten warten mussten, tanzte die Majestät eine Runde nach der anderen.

Als Erstes nahm sich freilich der damalige Bürgermeister Otto Holzamer ein Herz und bat Ihre Lieblichkeit zu einer Ehrenrunde auf das Tanzparkett. Dr. Heinrich von Brentano habe als Wahlkampf erprobter Mann jenem „Wahlmänner-Gremium“ angehört, das sich für Elisabeth Freiberger entschieden hatte, schrieb Fritz Kuhn in der Festschrift der Heppenheimer Wirtschaftsvereinigung zu deren 50-jährigen Jubiläum 2001.

Zudem hat Stadtarchivarin Kathrin Rehbein nachgeschaut und fand zwei Hinweise. Nach Ende des Weinmarktes 1953 steht in der Südhessischen Post zu lesen, dass der Sonntagnachmittag den Weinfreunden über 75 gewidmet war.

Elisabeth I. überreichte jedem Anwesenden eine Flasche Wein des Jahrganges 1952 und wieder folgte an einem weinfröhlichen Nachmittag Tanz auf Tanz. Drei Tage danach findet sich ein Bild von ihr in der Zeitung mit der Bildunterschrift: „Der Bergsträßer Winzer Stolz. Weinkönigin Elisabeth I. aus dem Hause Freiberger, die auch nach dem Weinmarkt ihr Zepter über uns schwingen wird. Denn ihre Regierungszeit dauert bis zum nächsten Weinmarkt. Man braucht sie nur anzuschauen, um zu wissen, daß sie uns eine milde und liebenswürdige Herrscherin sein und bleiben wird.“

Ihre Großnichte Charlotte Freiberger-Rabold übernahm die Bergsträßer Krone 2016. Von 2017 bis 2018 vertrat sie als Deutsche Weinprinzessin den deutschen Wein sogar auf internationaler Bühne.

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Anlässlich des 50. Weinmarktes im Jahr 2001 gab es ein Treffen aller bisherigen Bergsträßer Weinköniginnen. Unter ihnen war auch Elisabeth Stockmann. Sie heiratete im August 1956 ihren Ehemann Erich Stockmann aus Bergen-Enkheim. Bis zum Renteneintrittsalter arbeitete sie in der gemeinsamen Bäckerei und Konditorei mit Café. Elisabeth Stockmann hinterlässt zwei Kinder und zwei Enkelkinder. dj/ü

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