Heppenheim. „Es war ein Miteinander“ – So beschreibt Carolin Hillenbrand, ehemalige Bergsträßer und Deutsche Weinhoheit ihre Erfahrungen beim Weltjugendtag in Lissabon. Der Höhepunkt der Veranstaltung: den Papst zu sehen.
„Für mich war es das erste Mal, dass ich beim Weltjugendtag war“, erzählt sie. Sie wollte unbedingt dabei sein, „solange ich noch zur Jugend zähle“, sagt die 30-Jährige und lacht. Denn die Veranstaltung richtet sich vor allem an Jugendliche und junge Erwachsene zwischen 14 und 30 Jahren.
Der Weltjugendtag: Ein großes Glaubensfest
1,5 Millionen junge Menschen aus der ganzen Welt sind in Lissabon zusammengetroffen, dennoch sei alles friedlich gewesen. „Es gab kein Gegeneinander, es war ein Miteinander, ein gemeinsames Erlebnis.“ Trotz der vielen Menschen habe es aus ihrer Sicht keinerlei Spannungspotenzial gegeben.
Stattdessen wurde gemeinsam gesungen, gelacht und gefeiert. Carolin Hillenbrand beschreibt es als „großes Glaubensfest“, bei dem auch die gegenseitige Hilfe großgeschrieben wurde. Doch ihr persönlicher Höhepunkt war es, den Papst zu sehen. Das eine Mal eher zufällig, wie sie berichtet. Auf der Suche nach einem Geschäft seien sie auf verschiedene Straßenabsperrungen getroffen. Nachdem sie und ihr Mann Jannis erfuhren, dass der Papst hier noch einmal vorbei komme auf dem Weg zu seiner Unterkunft, blieben sie dort.
Papst Franziskus im Papamobil gesehen
„Ich bin dann in eine Seitenstraße, um etwas zu Essen zu suchen und bin auch hier auf Polizei getroffen“, berichtet sie. Nach einem Sicherheitscheck stand sie plötzlich mit mehreren Menschen vor einem unscheinbaren Haus, der vatikanischen Botschaft.
„Ich habe dann meinen Mann angerufen, der auf mich wartete und habe gemeint: Du musst kommen, ich habe das Schlafzimmer des Papstes gefunden.“ Schließlich kam auch der Papst in seinem Papamobil. Begleitet wurde er von Rufen der Anwesenden auf Spanisch: „Das hier ist die Jugend des Papstes.“
Es sei ein Gänsehautmoment gewesen, beschreibt es Carolin Hillenbrand auch noch Tage später. „Ich war so gerührt“, erzählt sie.
Die studierte Politikwissenschaftlerin und Theologin schreibt derzeit an ihrer Doktorarbeit. „Da werden die Erlebnisse vom Weltjugendtag sicherlich auch einfließen“, sagt sie.
Denn dabei beschäftigt sie sich unter anderem mit der Frage, wie Religion den Zusammenhalt fördern kann – auch über Grenzen hinweg, ohne dabei Menschen, etwa mit einem anderen Glauben, auszugrenzen.
Darum geht es auch bei Coexister Germany, „einer Friedensbewegung, die sich für gesellschaftlichen Zusammenhalt, sozialen Frieden und Freundschaften zwischen Menschen mit unterschiedlichen Glaubensüberzeugungen und Weltanschauungen (spirituell, religiös, philosophisch) einsetzt“, wie die Gruppe es selbst beschreibt.
Mitbegründerin dieses gemeinnützigen Vereins in Deuts chland ist Carolin Hillenbrand. Sie war auch mehrere Jahre im Vorstand tätig, konzentriert sich jetzt aber erst einmal auf ihre Doktorarbeit. Dafür benötige sie ihre Kraftreserven. „Dabei hilft mir auch mein Glaube, um Kraft zu tanken.“
Wein aus der Heimat hat Carolin Hillenbrand mit im Gepäck
Für ihre Arbeit und die Gründung von Coexister Germany wurde sie kürzlich mit dem Cusanus-Preis für besonderes gesellschaftliches Engagement von der Stiftung Begabtenförderung Cusanuswerk ausgezeichnet.
„Wir sind happy, dass wir diese Auszeichnung für unseren interreligösen Verein erhalten haben“, sagt die 30-Jährige. „Wir wollen Brücken schlagen zu Menschen unterschiedlicher Religion und Herkunft. Für Integration braucht es jeden von uns“, sagt sie und blickt dabei auch auf die aktuellen Flüchtlingsbewegungen und damit verbundenen Diskriminierungen.
Eine Brücke in die Heimat bleibt ihr jedoch stets erhalten, auch wenn sie derzeit nicht an der Bergstraße lebt. „Ich sage immer: Ich bin tief verwurzelt und weit verästelt.“ Sie fühle sich mit der Bergstraße und Heppenheim noch verbunden und verrät: „Ich habe auch immer Bergsträßer Wein im Gepäck.“
Auf ihren Brief hat die Bergsträßerin noch keine Antwort erhalten
So auch zuletzt bei ihrem Urlaub, wo sie über den Dächern Portugals mit einer Flasche Bergsträßer Wein mit ihrem Mann auf den ersten Hochzeitstag anstieß. Nun hofft sie noch, dass sie irgendwann Post aus dem Vatikan erhält. Denn bereits 2014 und zuletzt 2020, als sie als Weinprinzessin für eine Weinprobe im Vatikan war, habe sie einen Brief hinterlassen, jedoch keine Antwort erhalten.
Nun geht sie den elektronischen Weg und bittet auch im Namen der Coexister Germany, ob sie den Papst einmal treffen können.
Daher heißt es erst einmal warten, ob doch noch eine E-Mail vom Papst kommt. jw/ü
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