Patrick Staub ist jetzt Geschäftsführer der Genossenschaft und folgt damit auf Reinhard Antes, der 38 Jahre lang Vorstandsmitglied war / Belastungen durch Viniversum-Brand und Pandemie gemeistert

Wechsel im Vorstand der Bergsträßer Winzer eG

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rid/ü
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Heppenheim. Dass es alles andere als eine normale Generalversammlung der Bergsträßer Winzer eG werden würde, das war schon von vornherein klar. Schließlich schied Reinhard Antes nach 38 Jahren aus Altersgründen aus dem Vorstand aus. Dass neben dem Üblichen noch mehr im Busch war, das ahnte auch Antes schon vor Beginn der Veranstaltung am Dienstagabend.

„Ich durfte daheim nicht einmal mehr an meinen eigenen PC“, verriet er. Und mit einem Blick auf die Tische im Viniversum stellte er fest, dass es die erste Generalversammlung sei, bei der es etwas zu essen gibt. „Und neue Stimmzettel gibt’s auch noch – kaum hör ich auf, werfen sie das Geld zum Fenster raus“, landete er bei seiner Begrüßung gleich den ersten Lacher.

Ein ganz persönliches „Bilderbuch“

Reinhard Antes war seit 1984 im Vorstand der Genossenschaft und folgte 1995 auf seinen Vater Vinzenz als Vorsitzender. Bernhard Boppel erinnerte an die Meilensteine, die Antes im Laufe seines Wirkens setzte, würdigte die unzähligen wundervollen Fotos des Hobbyfotografen.

Die waren auch der Grund dafür, dass die Familie rund um Schwiegersohn Tobias Breit den PC des scheidenden Vorsitzenden kaperte: Zahlreiche seiner Fotografien bilden den Grundstock eines ganz persönlichen „Bilderbuches“, in dem sich viele Winzer, Mitarbeiter und andere Weggefährten bei Antes bedanken. Ein Geschenk voller Herzblut und Dankbarkeit, das Antes sichtlich rührte.

13 Mal einstimmig wiedergewählt

Seit 1945, so Hans Engelhard in seiner Ansprache, habe es nur drei Vorstandsvorsitzende, vier Aufsichtsratsvorsitzende sowie drei Geschäftsführer bei der Bergsträßer Winzer eG gegeben.

Ein Beweis für Kontinuität. 13 Mal sei Antes einstimmig wiedergewählt worden. Otto Guthier unterstrich, dass er und Antes während ihrer 26-jährigen Zusammenarbeit „nie Streit gehabt haben“. Mit stehenden Ovationen verabschiedeten die Anwesenden Reinhard Antes aus dem Amt. Nachfolger von Antes ist Dr. Patrick Staub, seit 2018 Geschäftsführer der Bergsträßer Winzer eG. Zu seinem Stellvertreter wurde Tobias Breit gewählt. Neu im Vorstand ist der Lützelsachsener Rolf Bitzel.

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„Wir können durch diese herausfordernden Zeiten nur zusammen gehen“, unterstrich Staub und lobte Antes. „Diese Energie, die du in das Amt gesteckt hast, ist unglaublich. Er arbeitete gefühlt rund um die Uhr: tags für seinen Betrieb und abends für die Genossenschaft“, so Staub. Antes darf sich nun auf einen Fassboden im Keller der Genossenschaft freuen, der ihm zu Ehren geschnitzt wird.

Doch vor den Dankesreden stand zunächst der Geschäftsbericht auf der Tagesordnung: Antes Bericht über das Geschäftsjahr 20/21 begann mit dem Brand des Viniversums im März 2020. Im August desselben Jahres begann die Restaurierung, die Versicherung übernahm die Regulierung des Schadens in Höhe von rund 600 000 Euro. Wer dachte, schlimmer könne es nicht kommen, der irrte.

Weinproben in Krisenzeiten

Die Corona-Pandemie mit ihren Lockdowns setzte auch den Winzern zu. Fast untergegangen sei in dieser Zeit, dass man sich über zwei Staatsehrenpreise als bester Betrieb und viele Auszeichnungen mehr freuen durfte. Online-Weinproben wurden zur Routine. Das Logo „Wine4Future“ für nachhaltige Rebsorten wurde kreiert, ein Charity-Event für die Winzer an der Ahr abgehalten, um nur einiges zu nennen.

Eine neue Kühlanlage wurde installiert. Nach anderthalbjähriger Lieferzeit steht nun der Weinautomat vor dem Viniversum. Der Internetauftritt der Bergsträßer Winzer eG wurde neu gestaltet, in vielen YouTube-Filmen berichten Winzer und Mitarbeiter Wissenswertes. Auch neue Produkte gibt es, sogar alkoholfreien Wein: „Dafür genieren wir uns noch ein bisschen“, scherzte Antes. Die alte Vinothek wurde zur Straußwirtschaft.

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Stirnrunzeln bereiten den Winzern die Folgen des Ukraine-Kriegs, wie etwa die Inflation, auch der Klimawandel setzt den Weinbauern zu. Im Fokus steht seit einigen Monaten zudem die sich anbahnende Fusion mit der Winzergenossenschaft und der Weinvertriebsgenossenschaft Schriesheim.

1,65 Millionen Liter Wein im Keller

1,65 Millionen Liter Wein lagerten am Ende des Geschäftsjahres 2020/21 in den Kellern der Winzer eG, wie Patrick Staub berichtete. Es seien weder Engpässe noch „Altlasten“ zu erwarten.

In Hinblick auf den Brand und die Pandemie habe es sich „als Glück herausgestellt, dass wir breit aufgestellt sind“, so Staub. Das Geschäft verlagerte sich auf den Lebensmitteleinzelhandel und auf Privatkunden, auch der Onlineversand stieg enorm an.

Dadurch wurden der Wegfall von Festen und der fehlende Absatz durch die Gastronomie kompensiert. Unterm Strich habe man ein Umsatzplus von rund 336 000 Euro durch das Flaschenweingeschäft machen können. Derzeit gehe der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel wieder zurück, dafür „kommt die Gastronomie wieder“.

Nun sei man „wieder im Fahrwasser wie vor Corona“. Die Gesamtrebfläche ging leicht auf 256 Hektar zurück. In der Genossenschaft gibt es noch 163 aktive Mitgliedsbetriebe. Die Gesamtmitgliederzahl sank von 353 auf 348. rid/ü

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