Heppenheim. „Freiheit. Selbstbestimmung. Teilhabe.“ So lautet das Motto der „Festwoche der Demokratie“, die vom 9. bis 16. Oktober in der Bergsträßer Kreisstadt stattfindet. Mit diesem gemeinsamen Projekt erinnern die Stadtverwaltung und die Landeszentrale für politische Bildung an die Heppenheimer Versammlung vor exakt 175 Jahren. Zugleich soll das Demokratieverständnis der gesamten Gesellschaft im Zuge der Festwoche geschärft werden, betonen Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) sowie Katrin Rehbein und Luisa Wipplinger im Gespräch mit dieser Zeitung.
Die Leiterinnen von Stadtarchiv und Museum zeichnen vonseiten der Stadt schon seit fast zwei Jahren maßgeblich für die Organisation der Veranstaltung verantwortlich.
1847 im Hotel „Halber Mond“
Am 10. Oktober 1847 waren im heutigen Hotel „Halber Mond“ auf Einladung des Aachener Kaufmanns und Politikers David Hansemann 18 Abgeordnete aus fünf deutschen Kleinstaaten zusammengekommen, um über ein gemeinsames Vorgehen zur Herstellung der staatlichen Einheit zu beraten.
Unter den Teilnehmern der Heppenheimer Versammlung war auch Heinrich von Gagern, der spätere Präsident des sogenannten Paulskirchen-Parlaments. Nicht zuletzt deshalb gilt die heutige Kreisstadt vielerorts als „Wiege der deutschen Demokratie.“
Auch aus diesem Grund erstrahlen die drei Schlagworte „Freiheit, Selbstbestimmung und Teilhabe“ auf den eigens gestalteten Flyern und Plakaten, die in den nächsten Tagen im gesamten Stadtgebiet verteilt werden und bereits über die Homepage der Stadt heruntergeladen werden können, in den Farben Schwarz, Rot und Gold – den Farben der Bundesrepublik Deutschland und der deutschen Demokratie.
Für den Erhalt der Werte
Nicht nur für den Heppenheimer Bürgermeister sind die drei Schlagworte überdies gleichbedeutend mit den „fundamentalen Werten unserer Gesellschaft und unseres Verständnisses einer Demokratie.“
Gleichwohl sei diese vermeintliche Selbstverständlichkeit nicht zuletzt durch die jüngsten Geschehnisse in der Ukraine tief erschüttert worden, schreibt Burelbach in seinem Grußwort auf der ersten Seite des Flyers. Umso wichtiger sei es, „sich der erworbenen demokratischen Werte bewusst zu sein, sie wertzuschätzen und für ihren Erhalt einzutreten.“
Zweitägiges Symposium
Genau diese Ziele wollen die Organisatoren mit dem Programm der Festwoche dann auch erreichen. „Für jede Zielgruppe ist etwas Spannendes dabei“, verspricht Luisa Wipplinger – angefangen bei der feierlichen Eröffnung im Rathaus am Sonntag, 9. Oktober, um 11 Uhr, über ein zweitägiges Symposium mit hochkarätigen Referenten am 10. und 11. Oktober bis hin zu einem zweigeteilten Schulprogramm mit den Schülern des Starkenburg-Gymnasiums.
Offen für zusätzliche Termine
Insbesondere die Schulen in Stadt und Kreis sollen – über das Starkenburg-Gymnasium hinaus – in das Programm der Festwoche integriert werden, lautet der Anspruch von Katrin Rehbein und Luisa Wipplinger.
Flyer und Plakate wollen die Leiterinnen von Museum und Stadtarchiv deshalb alsbald an den Schulen verteilen.
„Für Anfragen, beispielsweise auch Sonderführungen durch die Ausstellung im Museum sind wir jederzeit offen. Wir haben den Anspruch, immer individuell auf die Ansprüche und Anfragen der Schulen zu reagieren“, sagt Wipplinger.“ fran/ü
Bei einer schulinternen Diskussionsrunde zum Thema „Demokratie“ stellt sich der Rathauschef am 13. Oktober zunächst den Fragen der Kinder und Jugendlichen.
Die aus seiner Sicht wichtigste Frage nach der grundsätzlichen Definition von Demokratie beantwortet er bereits im Rahmen des Pressegesprächs. Kurz und knapp, aber vollauf zutreffend: „Demokratie ist dann, wenn die herrschende Obrigkeit ohne Blutvergießen gestürzt wird.“
Auch Schüler machen mit
Am 14. Oktober präsentieren Schülerinnen und Schüler des Heppenheimer Gymnasiums unter dem Motto „Kunst und Demokratie – ein andauerndes Spannungsfeld“ im Marstall des Amtshofs auf unterschiedlichste Weise ihre selbst erarbeiteten Erkenntnisse zur historischen Entwicklung des Demokratieverständnisses in Kunst und Kultur. „Das Programm reicht hier vom Poetry-Slam über künstlerische Darstellungsformen bis hin zu musikalischen Interpretationen“, sagt Katrin Rehbein.
Eine Stadtführung soll nicht fehlen
Flankiert wird die Festwoche von einer Sonderausstellung im Stadtmuseum, die über den eigentlichen Zeitraum hinaus andauern und erst am 13. November enden wird, sowie eine Präsentation ausgewählter Medien zu den Themen Demokratie und Revolution von 1848/49 in der Stadtbücherei.
Ferner beteiligen sich auch der Heppenheimer Geschichtsverein (15. Oktober, 19 Uhr), der Förderverein Kulturdenkmal Alte Synagoge Heppenheim (9. bis 13. Oktober) sowie das Martin-Buber-Haus (13. Oktober, 19 Uhr) mit eigenen Veranstaltungen an dem einwöchigen Festprogramm.
Abgerundet wird die Festwoche mit einer öffentlichen Stadtführung „Vom Bahnhof zum Dom“ am Sonntag, 16. Oktober. Hierbei soll laut Bürgermeister Burelbach in erster Linie die historische Bedeutung Heppenheims als einstige Grenzstadt zwischen mehreren deutschen Kleinstaaten hervorgehoben werden.
Aufgrund dieser „verkehrsgünstigen Lage“ und der guten Anbindung ans damalige Schienennetz sei die Kreisstadt überhaupt erst als Austragungsort der Heppenheimer Versammlung infrage gekommen. Im Anschluss an die Führung lässt die Stadt die Festwoche bei einem Umtrunk im Marstall noch einmal Revue passieren. Musikalisch begleitet wird der Abschluss von Thomas Markowic, dem Leiter der städtischen Musikschule. fran/ü
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