Hambach. Meter für Meter bewegen sich die beiden Bauarbeiter aus dem Saarland mit ihrem Bagger am Montagvormittag in Richtung Ober-Hambach. Wobei: Der Bagger ist eigentlich eher ein überdimensionaler Bohrer, wirbelt mächtig Staub auf und bohrt bis zu 1,50 Meter tiefe Löcher in den Erdboden am Fahrbahnrand der Kreisstraße 57 sowie in den Hang hinein. Leer bleiben die Bohrlöcher anschließend nur wenige Sekunden, umgehend werden die künftigen Zaunpfosten in die Öffnungen eingelassen.
Im Klartext heißt das: Die Arbeiten für die Hangsicherung an der Kreisstraße zwischen Unter- und Ober-Hambach laufen auf Hochtouren. Mehr als 100 Meter haben die Arbeiter auf diese Weise in den vergangenen sieben Tagen bereits zurückgelegt. Zuvor waren bereits mehrtägige Gehölz- und Fällarbeiten vorgenommen worden. Entlang der K 57 türmen sich deshalb bis heute etliche Holzstämme.
Gleichwohl wird es nach Angaben von Jochen Vogel, dem Pressesprecher der Straßen- und Verkehrsbehörde Hessen Mobil, noch bis zum 19. September dauern, ehe zunächst einmal nur die Bohrungsarbeiten abgeschlossen sind. „Insgesamt müssen wir eine Strecke von 615 Metern bearbeiten. Diese Arbeiten sind auf sieben Bauabschnitte verteilt“, sagt er.
Die gesamte Baumaßnahme wird demnach sogar bis Mitte Oktober andauern – sofern der Zeitplan eingehalten werden kann. Explizit sollen in diesem Zeitraum „steinschlaggefährdete Böschungen“ auf einer Strecke von rund einem Kilometer am nördlichen, bergseitigen Fahrbahnrand der K 57 gesichert werden. Die Sicherung der Straßenböschung erfolgt im Anschluss an die Bohrungen durch eine 1,00 bis 1,50 Meter hohe sogenannte Auffangschürze, die im Bereich des Böschungsfußes in einem Abstand von etwa 0,5 Metern entlang der Fahrbahn eingebaut wird.
Mit diesen Arbeiten einher gehen bereits seit Mitte August erhebliche Einschränkungen für die Bürger aus Ober-Hambach sowie des Lautertaler Ortsteils Schannenbach. Montags bis freitags, jeweils in der Zeit zwischen 8.30 und 17.30 Uhr, wird der betroffene Streckenabschnitt jeweils voll gesperrt, ansonsten ist der Weg nach Ober-Hambach frei.
Einzig die Durchfahrt für den Schulbusverkehr und die Rettungsfahrzeuge ist während der Vollsperrung gewährleistet. Und erst ab dem 19. September wird die Straße laut Vogel auch wieder zwischen 8.30 und 17.30 Uhr befahrbar sein – allerdings lediglich einseitig und mithilfe einer Ampelschaltung.
Die Umleitungsempfehlung der Verkehrsbehörde erfolgt bis dahin weiterhin über die B 3 bis Bensheim, weiter über die B 47 bis Gadernheim und die K 55 und K 56 bis Schannenbach. Der Anliegerverkehr nach Ober-Hambach folgt schließlich der asphaltierten Strecke durch den Wald. Das heißt wiederum: Wer die kurze Strecke von Unter- nach Ober-Hambach zurücklegen möchte, muss dafür einen Umweg über Bensheim und weite Teile der Gemeinde Lautertal in Kauf nehmen. Dies kann mitunter deutlich mehr als 30 Minuten dauern – und hat aufseiten der Bürger bereits zu teilweise mehr als deutlichen Unmutsbekundungen geführt, wie Jochen Vogel und Werner Trares vom Heppenheimer Ordnungsamt bei einem Vor-Ort-Gespräch auf Nachfrage einräumen.
Nicht zuletzt deshalb hat die Stadt seit Beginn der Bohrungsarbeiten einen „Notweg“ nach Ober-Hambach freigegeben. Begann dieser bis Ende der vergangenen Woche bereits im Oberdorf von Unter-Hambach, so „wanderte“ auch der Startpunkt des „lediglich geduldeten Notweges“ (Werner Trares) mit dem Beginn der neuen Woche einige hundert Meter bergauf: Die Vollsperrung beginnt somit ab sofort auf Höhe des Forsthauses. Unmittelbar vor dem Gebäude geht es rechts ab in Richtung des heutigen Wohnparks auf dem Gelände der früheren Odenwaldschule. Der Weg ist mit Hinweisschildern ausgezeichnet. Gleich mehrfach betonen die Verantwortlichen von Stadt und Hessen Mobil allerdings: „Es handelt sich hierbei um einen Forstweg und um keine offizielle Straße. Die Nutzung erfolgt auf eigene Gefahr.“
Die Kritik der Bürger können Vogel und Trares dennoch nur teilweise verstehen. „Wenn irgendwann der Hang gekommen wäre, hätten wir doch ein viel größeres Problem. Es war an der Zeit, dass hier etwas unternommen wurde“, sagt Trares. Abermals gleich mehrfach fällt in diesem Zusammenhang das Wort „Verkehrssicherung“.
Den ebenfalls vielfach geäußerten Vorwurf der mangelnden Transparenz weist derweil insbesondere der Hessen-Mobil-Sprecher entschieden zurück. „Schon im Februar hatten wir über die Maßnahme informiert. Deutlich vor Beginn der Arbeiten wurde dann nochmals eine Pressemitteilung veröffentlicht, auch die Beschilderung erfolgte frühzeitig“, sagt er. „Und das Ganze steht auch nach wie vor auf unserer Homepage“, fügt der Vertreter der Stadt hinzu. Sollten trotzdem noch Fragen oder Beschwerden laut werden, haben Trares und Vogel eine abschließende Bitte: „Man kann und soll uns jederzeit kontaktieren. Im persönlichen Gespräch lässt sich vieles am besten klären.“ fran/ü
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