Natur und Umwelt

Im Heppenheimer Stadtwald ist es nicht mehr zu trocken

Revierförster Thomas Schumacher hat über den Zustand des Waldes nach dem regenreichen Winter gesprochen.

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rid/ü
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Nach dem reichlichen Niederschlag der vergangenen Monate hat sich der Wald von der Trockenperiode zwischen 2018 und 2022 gut erholt. © Astrid Wagner

Heppenheim. Wer dieser Tage durch den Wald spaziert, der ist gut beraten, festes Schuhwerk zu tragen. Die ausgiebigen Regenfälle der vergangenen Wochen und Monate haben dazu geführt, dass viele Wege aufgeweicht sind.

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Was für den einen oder anderen Wanderer vielleicht ein Ärgernis ist, dürfte für den Wald etwas Positives sein. Denn schließlich war es von 2018 bis 2022 viel zu trocken. Ob dieser Eindruck richtig ist oder täuscht, das weiß Thomas Schumacher, Revierförster des Heppenheimer Stadtwaldes.

Vorerst keine Wasserknappheit

„Die Trockensituation des Waldes hat sich stabilisiert“, bestätigt der Förster im Gespräch mit dieser Zeitung. Die Wasserknappheit der vergangenen Jahre ist also zumindest vorerst vom Tisch. Von 2018 bis 2023 habe sich ein Niederschlagsdefizit von 500 Litern pro Quadratmeter aufgebaut, erklärt Schumacher. Mittlerweile liege dieses Defizit nur noch bei circa 170 Litern pro Quadratmeter.

„Das ist schon sehr gut“, resümiert er. Auch die Grundwasserstände hätten sich erholt. „Wir sind auf einem sehr guten Weg. Die Böden sind gut gesättigt, das ist eine sehr gute Ausgangssituation für die bevorstehende Vegetationsphase.“

Gut auf Trockenheit vorbereitet

Dass in den vergangenen Wochen der ein oder andere Baum aufgrund der nassen Böden einfach umgekippt ist, kann verschmerzt werden: „Das ist ein ganz normales Phänomen.“ Sollte im Frühjahr oder Sommer dieses Jahres eine erneute Trockenphase kommen, so sei der Wald „bestmöglich darauf vorbereitet“.

Der Heppenheimer Stadtwald sei ein klimastabiler Mischwald. Hauptziel der kommenden Jahre sei es, bei der Naturverjüngung auf möglichst viele unterschiedliche Baumarten zu setzen. „Wir haben diesbezüglich eine gute Ausgangssituation, die gilt es zu halten und zu verbessern.

Auch die Wildbestände müssen dazu passen“, sagt der revierverantwortliche Förster. „Man muss im Blick haben, wie der Wettertrend sich in den kommenden Jahren entwickelt“, erklärt er weiter. Verschiedene Baumarten kommen mit unterschiedlichen Lebensbedingungen zurecht. Schon seine Vorgänger im Amt hätten diesbezüglich für eine gute Durchmischung von Arten gesorgt.

Ausprobiert habe man „in homöopathischen Dosen“ die Anpflanzung von Atlaszedern – eine Baumart, die anpassungsfähig an verschiedene Standort- und Klimaverhältnisse ist – „um später schauen zu können, wie sie sich bewährt haben.

Nicht nur auf Exoten setzen

Allerdings: Nur noch auf Exoten zu setzen, „wäre ein Fehler. Wir kennen die Langzeitentwicklung nicht.“ Gerade bei südländischen Arten wisse man nicht, wie frostsicher sie sind. Und wenn in 150 Jahren nur ein harter Winter vorkomme, dann könne das schon ausreichen, diesen Bestand zu vernichten, weil die Bäume erfrieren.

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Damit auch in Zukunft das Niederschlagswasser im Wald bleibt und nicht auf der Oberfläche oder über Bäche durch die Wälder in die Flüsse und schließlich ins Meer rausche, hat die Stadt Heppenheim entsprechende Maßnahmen getroffen, damit mehr Wasser im Wald zurückgehalten werden kann: So werden beim Instandsetzen von Waldwegen immer wieder Versickerungsmulden angelegt.

Mulden dienen als Laichgewässer

Dort aufgefangen, kann das Regenwasser nach und nach versickern und gleich für mehrere positive Effekte sorgen: Amphibien können diese Mulden als Laichgewässer nutzen. Insekten, Vögel und Säugetiere nutzen sie als Tränke, Wildschweine suhlen sich darin.

Und nicht nur die Bäume in unmittelbarer Nähe profitieren von dem langsam versickernden Nass, durch die Verdunstungsfeuchtigkeit ist der Nutzen auch für weiter entfernt stehende Bäume groß. Ein Plus sind diese angelegten Mulden auch für die Trinkwasserversorgung: Insbesondere die Quellen der Ortsteile „freuen“ sich über jeden Liter Wasser, der versickern kann.

Heiße Sommer als Problem

Für den Hochwasserschutz sind diese Versickerungsmulden ebenso von Vorteil, weil so bei einem Starkregen-Ereignis nicht die gesamten Wassermassen auf einmal ins Tal stürzen. Was passiert, sollte der kommende Sommer wieder heiß und trocken werden?

„Ein einzelner heißer Sommer ist nicht das Problem“, sagt Thomas Schumacher. Sorgen macht er sich erst, wenn gleich mehrere solcher Sommer aufeinander folgen. rid/ü

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