Heppenheim. Pünktlich zum Winterfahrplan übernahm als Sieger einer europaweiten Ausschreibung DB Regio die Fahrten im Linienbündel Odenwald-Mitte , die bis dahin die Verkehrsgesellschaft Gersprenztal (VGG) bedient hatte. Das Angebot an Fahrten und Haltestellen wurde vergrößert. Doch insbesondere für viele Schüler kam mit dem Fahrplanwechsel viel Verdruss, bei den jüngsten Schulkindern sorgten Busse , die falsch oder vorbei fuhren, zu früh oder gar nicht kamen, teilweise sogar für „Albträume“. Besonders betroffen sind Schüler aus den Heppenheimer Ortsteilen Wald-Erlenbach, Mittershausen/Scheuerberg und Sonderbach.
Der Bus fährt am Abzweig zur Schule vorbei
Seitdem ist nachgebessert geworden, aber richtig rund läuft es noch nicht. Dem Kreis Bergstraße als Schulträger ist bewusst, dass „der Start des Linienbündels nicht reibungslos funktioniert hat“. Man bedaure das sehr: „Wir haben gemeinsam mit dem VRN die DB Regio Bus regelmäßig zur Erbringung der vereinbarten Leistungen und zu Optimierungen aufgefordert.“ Julia Kühnle aus Wald-Erlenbach hat eine Tochter, die die dritte Klasse der Kirschhäuser Eichendorff-Schule besucht. Seit dem Betreiberwechsel ist sie immer wieder ungeplant als „Elterntaxi“ unterwegs, weil auf den Schulbus kein Verlass war und ist.
Vor dem Fahrplanwechsel fuhr der Bus um 7.23 Uhr in Wald-Erlenbach ab, um die Kinder in die Eichendorff-Schule zu bringen. Ab dem 15. Dezember sollten die Grundschüler nun bereits um 6.55 Uhr losfahren – fast eine halbe Stunde früher also für eine Strecke von rund drei Kilometern. Das wurde schließlich auf Drängen der Eltern nachgebessert, seitdem fährt der Bus um 7.04 Uhr. Immer noch viel zu früh, denn die Kinder sind in der Regel zehn bis 15 Minuten vor Öffnung der Grundschule am Ziel. Zu diesem Zeitpunkt sind weder Lehrer noch andere Aufsichtspersonen vor Ort.
Dazu heißt es in einer Stellungnahme des Kreises: „Aufgrund der komplexen Umlaufplanung ist eine Änderung der Fahrzeiten nicht ohne Weiteres möglich. Wir werden diesbezüglich aber auch noch mal den Kontakt zur Schule suchen.“
In den ersten Wochen fuhr der Bus immer wieder am Abzweig zur Schule vorbei. Die Kinder mussten den Fahrer zum Wenden auffordern. Auch Eltern von Kindern aus den anderen Stadtteilen berichten von Busfahrern, die falsch oder gar nicht abgebogen seien, die an Haltestellen vorbei gefahren sind und von Kindern, die irgendwo gestrandet sind, wo sie gar nicht hin wollten.
Kinder mussten die Bundesstraße überqueren
„Die Probleme sind der Fachabteilung bekannt. Die Kreisverwaltung und der VRN stehen diesbezüglich im engen Austausch und machen sich durch persönliche Vor-Ort-Kontrollen ein eigenes Bild der Lage. Auf Drängen der Verwaltung hat das Verkehrsunternehmen bereits Maßnahmen ergriffen, damit so etwas nicht mehr vorkommt“, so der Kreis Bergstraße . Vor dem Betreiberwechsel sei alles „einwandfrei“ gelaufen, so Kühnle. In der ersten Woche nach Fahrplanwechsel hätten die Kinder an der Haltestelle „Sparkasse“ in Kirschhausen aussteigen und auf den Bus aus Mittershausen warten müssen. Diese Wartezeit betrug knapp 20 Minuten. Auf dem Heimweg wurde ähnlich verfahren. „Verständlich, dass da kein Kind mehr Bus fahren wollte“, so die Mutter. Nach den Weihnachtsferien sollte alles besser werden, doch gleich am ersten Tag kam der Bus zurück gar nicht – die Schulleiterin stand mit acht Kindern da, die nicht wussten, wie sie nach Hause kommen sollten. Zwei Wald-Erlenbacher Elternteile haben dann Taxi gespielt.
Die Schüler aus Mittershausen/Scheuerberg, die nach Fürth zur Heinrich-Böll-Schule (HBS) wollen, mussten bis vergangene Woche umsteigen: Sie fuhren zunächst gemeinsam mit den Schülern, die nach Kirschhausen oder Heppenheim müssen, bis zum Parkplatz auf der Guldenklinger Höhe, wo sie dann auf ihren Bus nach Fürth warten mussten. Der kam dann oft erst bis zu 35 Minuten später – oder auch gar nicht.
Der versprochene Bus nach Fürth kam nicht
Für die Mädchen und Jungen bedeutete das immer wieder langes Warten bei Kälte oder strömendem Regen ohne Wartehäuschen, ohne jegliche Beleuchtung. Einmal ist es wohl sogar vorgekommen, dass der Busfahrer die Schüler auf der gegenüberliegenden Seite des Parkplatzes auf der Guldenklinger Höhe aussteigen ließ, so dass diese die B460 überqueren mussten. Das kann, insbesondere im Berufsverkehr, lebensgefährlich sein.
In der vergangenen Woche gab es dann endlich erfreuliche Nachrichten für die HBS-Schüler aus Mittershausen/Scheuerberg: Es fahre ein Bus, der sie direkt – ohne Umsteigen – nach Fürth bringt. Doch auf die große Freude folgte an diesem Montagmorgen, also am Tag eins der neuen Regelung, gleich die Ernüchterung: Der Bus kam nicht.
Eltern fordern Verlässlichkeit
Eine neue Busanbindung soll es nun endlich auch für die Sonderbacher Schüler geben, die bisher nach Kirschhausen laufen mussten, wenn sie mit dem Bus zur Schule fahren wollten. Immer wieder fahren Busse auch viel zu früh, das berichten auch Fahrgäste außerhalb des Schulbusverkehrs. Das liege daran, dass den Busfahrern ganz offensichtlich andere Fahrpläne vorlägen. Das Problem sei bekannt, schreibt die Pressestelle des Kreises, „Die DB Regio Bus hat uns mitgeteilt, dass es zum Teil noch technische Probleme gibt. Alle Fahrer sind allerdings angewiesen, nach dem (jeweils) aktuellen Fahrplan zu fahren, welcher den Fahrern auch vorliegt.“
Die Eltern der Schulkinder sind es indes leid, dass „eine Katastrophe nach der anderen“ passiert. „Wir wollen Verlässlichkeit“, fordern die Eltern. Funfact am Rande: Auf aushängenden Plänen ist zu lesen: „Gültig vom 22.12 2025 bis 31.01 2027“. „Das sieht nach völliger Überforderung aus“, so ein Fahrgast, der an einem Wochenende nachts vergeblich auf seinen Bus gewartet hat und stattdessen 25 Euro für ein Taxi berappen musste. rid/ü
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