Heppenheim/Lorsch. „Es gibt nie genug Rettungsschwimmer“, sagt Svenja Ulbrich. Gemeinsam mit Selja Lemke bildete sie daher in dieser Woche im Lorscher Freibad 19 Schüler der Jahrgänge acht bis zwölf des Heppenheimer Starkenburg-Gymnasiums zu neuen Rettungsschwimmern aus. Es ist eine Projektwoche, die die Gymnasialschüler nicht so schnell vergessen werden.
Elf Aufgaben müssen die Jugendlichen bei der praktischen Prüfung für den bronzenen Rettungsschwimmer erfüllen. Darunter etwa das Transportschwimmen, bei dem eine Person über eine Länge von 50 Meter geschoben oder gezogen werden muss. 200 Meter müssen in höchstens zehn Minuten geschwommen werden; davon 100 Meter in Bauchlage und 100 Meter in „Rückenlage mit Grätschschwung ohne Armtätigkeit“. Drei verschiedene Sprünge aus der Höhe von etwa einem Meter, Streckentauchen und das Heraufholen von schweren Gegenständen gehören ebenfalls dazu.
Auch die Lehrer machen mit
„Das Schwimmen in Klamotten war viel anstrengender als gedacht“, finden Lina und Jana. Denn auch „100 Meter Schwimmen in Kleidung in höchstens vier Minuten“ ist eine der Anforderungen. Die beiden Schülerinnen haben bereits Erfahrung im Wasser. Jana ist bereits als Triathletin aktiv und schwimmt seit acht Jahren im Verein, Lina hatte vor der Projektwoche sogar schon ihren Juniorretter. Die Achtklässlerin ist die einzige der Teilnehmer, die in der Projektwoche ein silbernes Abzeichen ablegte, die 18 weiteren gehen mit Bronze.
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So stachelte Lina auch die beiden Sportlehrer Franka Südbeck und Steven Groß an, die das Projekt betreuen. „Als Sportlehrer haben wir bereits das Rettungsschwimmabzeichen Bronze“, erklärt Groß. Nun haben die beiden ebenfalls eine Herausforderung in der Projektwoche angenommen und legen ihre nächste Prüfung für das silberne Abzeichen ab. „Es hätten aber noch mehr Schüler Silber machen können“, ist sich Südbeck sicher. Sie freut sich, dass künftig auf Klassenfahrten mehr Rettungsschwimmer und somit Hilfskräfte dabei sein werden.
Theorieteil, Praxistage und Erste-Hilfe-Kurs
„Die Idee, dass Schüler in der Projektwoche ihr Abzeichen machen können, gab es eigentlich vonseiten der DLRG schon länger“, sagt Südbeck. Konkreter wurde es nun erstmals, da Selja Lemke, die in diesem Jahr am Starkenburg-Gymnasium ihr Abitur machte, in der Lorscher DLRG aktiv ist. So kam es, dass Lemke und Ulbrich im Lorscher Waldschwimmbad die Ausbildung der Schüler übernahmen – im Wasser und an der Reanimationspuppe.
Neben einem Theorieteil und zwei Praxistagen stand auch ein besonderer Erste-Hilfe-Kurs auf dem Programm. In einem Pilotprojekt, das nach der Flutkatastrophe im Ahrtal vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entwickelt wurde, soll der Selbsthilfeanteil besonders hervorgehoben werden. Wie setze ich einen Notruf ab? Wie geht die stabile Seitenlage? Wie kann ich einen Verband machen mit dem, was ich dahabe? Diese Fragen möchte Ulbrich mit den Schülern klären.
Wachdienst machen reicht schon
Glücklicherweise sieht es in der Kreisstadt derzeit gut aus, blickt man auf den Nachwuchs bei den Rettungsschwimmern. „Wir haben neben unserer Schwimmjugend mittlerweile auch ein Jugendeinsatzteam (JET) und das läuft hervorragend“, freut sich Thomas Rech, Kreisleiter Einsatz der DLRG Bergstraße. „Das Problem ist natürlich immer: Wie lange bleiben diese Leute?“ Viele fangen jung bei der DLRG an, dann kommt aber häufig die Ausbildung oder ein Studium dazwischen. „Da kann es schon sein, dass was wegbricht“, so Rech.
Kreisweit zeichnet sich ein ähnliches Bild. „Wir können uns nicht über aktive Mitglieder beschweren, freuen uns aber über jede weitere helfende Kraft.“ Rech betont außerdem, dass die Ausbildung zum Rettungsschwimmer nicht immer in der Einsatzabteilung enden muss. „Es reicht ja auch, wenn man vielleicht am Badesee einen Wachdienst machen kann.“
Jana und Lina jedenfalls sehen auch im Privatleben Vorteile. „Man kann sich selbst und andere retten“, so Jana. Lina kann sich vorstellen, mal selbst Schwimmlehrerin zu werden. Beim Schwimmunterricht in der Unterstufe war die Achtklässlerin überrascht, wie viele Kinder nicht schwimmen konnten. Das bestätigt Lehrer Steven Groß. „Es werden von Jahr zu Jahr mehr Schüler, die nicht schwimmen können“, sagt er. „Selbst in der neunten Klasse gab es noch vereinzelt Nichtschwimmer.“ Dabei geht mit dem Schwimmen auch ein Stück Lebensqualität einher. Groß erinnert an Dinge wie gemeinsames Kanu fahren mit den Schülern.
Was der Antrieb der einzelnen Schüler für die Wahl des Schulprojekts war, ist unterschiedlich. Ob dies der Einstieg in die DLRG war, der Wunsch einmal Schwimmlehrer zu werden oder die Lust aufs Freibad an den warmen Tagen – am Ende nehmen die Schüler alle ihr Abzeichen mit nach Hause. „Die Prüfung war freigestellt, aber jeder wollte sie machen“, freut sich Südbeck. Bereits Mitte der Woche waren die beiden Sportlehrer überzeugt, dass sie das Projekt auch in Zukunft wieder in der Projektwoche anbieten wollen. bib/ü
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