Heppenheim. Auch wenn lange nichts mehr zu hören war zum Thema und nach dem Regierungswechsel in Wiesbaden von Schwarz-Grün zu Schwarz-Rot zu erwarten ist, dass andere Prioritäten gesetzt werden.
Die Pläne für einen Radschnellweg von Frankfurt bis Mannheim und Heidelberg, der auch durch den Kreis Bergstraße geführt wird, „wurden keinesfalls aufgegeben“, das Projekt „entwickelt sich vielmehr und zahlreiche Beteiligte arbeiten an der Realisierung.“ So die Antwort der Kreisverwaltung auf eine entsprechende Nachfrage.
Die geschätzten Kosten für den Radschnellweg
Die Pläne waren vor inzwischen fast fünf Jahren, im Juni 2019, in Heppenheim vorgestellt worden. Einer Machbarkeitsstudie zufolge würden sich besonders die Strecken Mannheim-Viernheim-Weinheim und Bensheim-Heppenheim für Radschnellwege eignen. Ein mit der Planung beauftragtes Büro in Darmstadt schätzte die Kosten für einen Ausbau von Radwegen zu Radschnellwegen damals auf 500 000 bis 600 000 Euro pro Kilometer.
Was in Heppenheim für Unmut und die Bildung einer Bürgerinitiative sorgte, waren nicht die Pläne an sich. Sondern die Streckenführung, und hier vor allem die in der Machbarkeitsstudie sogenannte „Vorzugsvariante“. Denn die sollte von Laudenbach kommend über Erbachwiesenweg und Kalterer Straße in Richtung Bensheim führen.
Und hierbei auch durch enge Wohnstraßen in Nordstadt 1 und 2 (In den Mahden, Kalkasterweg) geführt werden, an denen viele junge Familien mit kleinen Kindern ihr Zuhause haben. Die Initiative hat denn auch mit diversen Aktionen auf das Problem aufmerksam gemacht und alternative Streckenführungen angeregt. Denkbar, so die BI, sei eine Trasse, die durch Heppenheims Gewerbegebiet entlang der Tiergartenstraße in Richtung Norden führen und eine direkte Verbindung zu den Gewerbegebieten in Bensheim bieten würde. Sinnvoll aus Sicht der Initiative wäre auch, den Radschnellweg in umgekehrter Richtung von Bensheim in Richtung Heppenheim entlang der B3 führen, um ihn dann vor der Nordstadt in Richtung Tiergartenstraße zu leiten.
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Unterstützung erhielt die BI vom ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad Club), und auch Heppenheims Erste Stadträtin Christine Bender (SPD) sprach sich gegen die „Vorzugsvariante“ aus. Dass sie damit aber endgültig vom Tisch ist, ist nicht wirklich sicher. Auf die Frage nach dem aktuellen Stand heißt es aus dem Landratsamt, dass es „derzeit keine Änderungen am Streckenverlauf“ gebe, dass jedoch „im Rahmen der weiteren Planung eine Konsenstrasse unter Beteiligung der Öffentlichkeit erarbeitet werden“ soll. Wann es zur Öffentlichkeitsbeteiligung kommt, ist noch unklar, man werde hierüber aber „detailliert informieren“.
Noch gibt es keine Details zur Finanzierung
Vorgesehen ist jedenfalls eine Planungszeit bis 2027, „nach derzeitigem Stand“. Denn dass Pläne modifiziert werden müssen, weil Daten fehlen oder sich die Bedingungen geändert haben, ist normal. Die Brücke beispielsweise, die an der Gemarkungsgrenze zwischen Heppenheim und Laudenbach über die Bahngleise führte und Bestandteil des Radschnellweges sein sollte, ist nicht mehr: Sie wurde im Frühjahr 2022 abgerissen, ein Ersatz ist zwar vorgesehen, aber es könnte Jahre, wenn nicht Jahrzehnte, dauern, bis der da ist. Dass es nicht immer so schnell geht, wie es sich die Planer vorstellen, ist auch an der mehr als 30 Kilometer langen Expressroute für Radler zwischen Darmstadt und Frankfurt zu besichtigen, die eigentlich bis 2022 fertiggestellt werden sollte. Zwischen Wixhausen und Erzhausen wurde zwar 2019 das erste Teilstück eröffnet, auf Darmstädter Gemarkung geht es aber in diesem Frühjahr erst einmal mit dem Anschluss Arheilgens weiter.
Auch was die Kosten für die jeweils Beteiligten – Kreise, Kommunen – angeht, fehlen noch Informationen. „Radschnell- und Raddirektverbindungen werden im Rahmen von Förderprogrammen durch das Land Hessen gefördert“, heißt es aus dem Landratsamt. Momentan würden intensiv mit allen Beteiligten die Details zur Finanzierung und Förderung geklärt: „Daher können aktuell noch keine genauen Details zur Finanzierung bekannt gegeben werden.“
Erfreulicherweise werden kleinere Projekte im Schatten solcher „Leuchtturmprojekte“ unabhängig hiervon vorangetrieben. So wurde beispielsweise der Radweg parallel zur B460 neu asphaltiert und führt nun ohne Schwellen und Schlaglöcher bis zur Weschnitzbrücke an der Friedensstraße in Lorsch. Hier hakt es dann aber wieder: Die Brücke hat weder Rad- noch Fußweg. Eine Erneuerung ist vorgesehen, dürfte aber noch einige Zeit auf sich warten lassen. jr/ü
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