Radfahren

Wo es für Radfahrer im Kreis Bergstraße gefährlich ist

ADFC Bergstraße führte im vergangenen Jahr zahlreiche Gespräche mit den Kommunen. Handlungsbedarf sieht der ADFC am Berliner Ring und in Zwingenberg.

Von 
Tara Seipp
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© Sebastian Willnow

Region. Im vergangenen Jahr führte der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) viele Gespräche mit den Kommunen des Kreises, um auf problematische Strecken für Radfahrer aufmerksam zu machen. Dies sei zum einen die „sehr gefährliche Strecke“ entlang des Berliner Rings in Bensheim. Der Einstufung des Verbands habe die Stadt Bensheim bereits komplett zugestimmt. Es werde aktuell nach neuen Ausgestaltungsmöglichkeiten gesucht, um diese Strecke fahrrad- und fußgängerfreundlicher zu machen.

Eine weitere Gefahrenstelle sei der Radweg zwischen Heppenheim und Lorsch. Radfahrer müssten weiterhin den Ratsäckerweg entlang des ZAKB nutzen. Positiv sei aber, dass die Schlaglochsituation auf den bereits vorhandenen Radwegen zwischen Heppenheim und Lorsch stark verbessert worden sei.

Anette Seip als neue Vorsitzende gewählt

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) zählt aktuell 707 Mitglieder im Kreis Bergstraße, so viele wie noch nie zuvor. Um auf das Fahrrad als Verkehrsmittel umzusteigen, braucht es nach Ansicht des Verbands gut ausgearbeitete Radverkehrsnetze, die den Radfahrern sichere, komfortable und schnellstmögliche Strecken bieten.

Der ADFC Bergstraße hielt kürzlich seine Jahreshauptversammlung mit knapp 40 Teilnehmern ab, bei der der neue Vorstand gewählt wurde. Viel habe sich nicht verändert, lediglich tauschten Anette Seip, ehemals zweite Vorsitzende des Vereins, und Friedhelm Höcker, bisher erster Vorsitzender, ihre Plätze. „Wir haben uns gegenseitig gratuliert“, scherzte Höcker. Schriftführer Ralf Dickhaut zähle nun seine dritte Legislaturperiode, genau wie Kassenwart Werner Klocke. „Der gleichbleibende Vorstand spricht auch für die Homogenität des Vorstandes, den Spaß dabei und die gute Zusammenarbeit“, lobte der nun zweite Vorsitzende des Vereins

Die neu gewählte erste Vorsitzende verkündete einige Vorhaben, die sie im Verein künftig umsetzen möchte. Dazu gehören etwa die Frauentouren, die der ADFC anbietet. Diese sind als Thementouren geplant. Zusammen mit Martina Moldon stellt Seip die Routen zusammen. Die Auftaktveranstaltung der Touren ist am Weltfrauentag,. März. Drei Touren starten an diesem Tag jeweils von Lorsch, Bürstadt und Heppenheim aus und führen über knapp 15 Kilometer zu Straßen mit Frauennamen in Lorsch und Bensheim. Über das Jahr verteilt bietet der Verband auch seine regulären Touren weiterhin in großer Anzahl an. Dieses Angebot sei ohne die vielen aktiven Tour-Guides so nicht haltbar. „Da kann man den Mitgliedern nicht oft genug Danke sagen“, lobte Höcker.

Am 20. April ist wieder die „Abstandskampagne“ geplant

Als weiteres Projekt ist am 20. April wieder die „Abstandskampagne“ geplant. Diese fand zuletzt auch in den Jahren 2020 und 2021 statt. Wim Roukens, derzeit ehrenamtlicher Kreis-Rad-Beauftragter beim Kreis Bergstraße und Mitglied des ADFC, plant als Aktion des Vereins zusammen mit dem Landkreis „Abstand-Schilder“ an den Straßen aufzustellen. Zudem klemmen sich am Tag der Kampagne Radfahrer Schwimmnudeln auf die Gepäckträger und fahren damit durch Ortschaften im Kreisgebiet. Die Schwimmnudeln weisen ungefähr die Länge des 1,50 Meter großen Mindestabstands auf, der von den vorbeifahrenden Autos eingehalten werden muss. Die Kampagne soll an diese Vorschrift erinnern.

In der Vergangenheit hätten die beteiligten Radfahrer viele „Hupereien“ von Seiten der Autofahrer erhalten, dennoch erhielt das Projekt somit die notwendige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und brachte den Teilnehmern eine Menge Spaß. Auch zum anstehenden Termin im April dürfen sowohl Mitglieder, als auch Nicht-Mitglieder teilnehmen.

Um Besitzer vor Fahrraddiebstählen zu bewahren, bietet der ADFC zudem zahlreiche Codieraktionen in den Kommunen rund um die Bergstraße an. Durch die Codierung wird ein Fahrrad dauerhaft mit einem individuellen Code versehen. Dieser wird mit einem speziellen Werkzeug in den Rahmen unterhalb des Sattels geprägt und zusätzlich mit einem auffallenden Aufkleber „Diebstahlschutz- Finger weg, Rad ist codiert“ versehen. Beim Codieren erhält das Rad eine Nummer, die verschlüsselt den Eigentümer und dessen dauerhafte Adresse angibt, so dass die Polizei, falls sie das Rad nach einem Diebstahl wiederfindet, den rechtmäßigen Besitzer schnell ermitteln kann. Vor allem aber sollte die Codierung als Abschreckung dienen, da sich ein codiertes Fahrrad schlecht verkaufen lasse. Die nächste Codieraktion ist am 5. März in Bensheim als Auftaktveranstaltung für das Stadtradeln geplant. Anschließend findet sie zusätzlich am 9. März zu einer „Rad und Tat“-Aktion in Zwingenberg sowie am 13. April zum Gebrauchtradmarkt in Lorsch statt. ts

Handlungsbedarf sieht man beim ADFC zwischen Zwingenberg und Rodau, vor allem was die Sicherheit auf Schulwegen anbelange. Die Autobahnauffahrt der A5 kreuze hier einen Fahrradweg, den teilweise auch Schüler nutzen würden. Das sei sehr gefährlich. Das Thema sichere Schulwege spiele in diesem Jahr auch weiterhin eine große Rolle im Arbeitskreis „Verkehrspolitik“ des ADFC.

Für leidenschaftliche Radfahrer im Kreis Bergstraße sei es zudem essenziell, dass die Wege zwischen den Kommunen sicher und sinnvoll ausgebaut sind. Kritisiert wird, dass es oft lange dauere, bis eine Gefahrenstelle auf einem Radweg entschärft wird. „Gefahrenstellen für Radfahrer und Fußgänger dürfen nicht erst nach Unfällen erkannt werden“, sagte Friedhelm Höcker, zweiter Vorsitzender des ADFC Bergstraße.

Trotz der geplanten Radschnellwege dürfe man die aktuellen Baustellen nicht vernachlässigen und müsse bestehende Problematiken angehen. Denn Radschnellwege ohne Kreuzungen sind laut ADFC im Kreis schwer umsetzbar und meist nur außerhalb der Gemeinden möglich.

Den Radfahrern ein attraktives Angebot bieten zu können, sei wichtig für die Mobilität und Klimaneutralität. Mit gut ausgebauten, sicheren Strecken bewege man in der Zukunft womöglich auch Eltern, Kinder oder Senioren dazu, das Fahrrad häufiger zu nutzen.

Mehr Flexibilität für Kommunen

Dass die Umsetzung von gut ausgebauten Strecken oft sehr viel Zeit in Anspruch nehme, liege vor alle daran, dass die Kommunen meist nicht selbst über Veränderungen im Straßenverkehr entscheiden dürfen. Der Großteil an Maßnahmen werde vom Kreis beschlossen. Zudem müssten sich die Verantwortlichen aus verschiedenen Behörden einig sein.

Mit von der Bundesregierung erarbeiteten Reform des Straßenverkehrsgesetzes, das zuletzt aber vom Bundesrat ausgebremst wurde, könnte es nach Einschätzung des ADFC hier Verbesserungen geben. Nun soll ein Vermittlungsausschuss einen Kompromiss bringen. Beim ADFC hofft man darauf, dass die Gesetzesreform den Kommunen mehr Flexibilität bei der Umsetzung von Verkehrsmaßnahmen vor Ort ermöglicht.

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„Manche Neuerungen muss man auch einfach ausprobieren und schauen, wie neue Konzepte ankommen“, sagte der zweite Vorsitzende. Im vergangenen Herbst traf sich der Club zu einer Klausurtagung, um anstehende Themen zu besprechen und die Schwerpunkte in den drei Arbeitskreisen Verkehrspolitik, Aktionen der Öffentlichkeitsarbeit und Mitgliederentwicklung festzulegen.

Die Arbeitskreise seien auch für Nicht-Mitglieder, die sich zum Wohle der Fahrradfahrer beteiligen möchten, offen. Besonders der Bereich „Verkehrspolitik“ sei von großem öffentlichen Interesse.

Der neue ADFC-Vorstand: (v.l.) Friedhelm Höcker (2. Vorsitzender), Günter Aufdermauer, Karla Vrba, Werner Klocke (Kassenwart), Anette Seip (vorne, Vorsitzende), Martina Moldon (hinten), Ralf Dickhaut (Schriftführer), Klaus Lemmes, Sascha Vinzenz, Dieter Riedel. Personen ohne Bezeichnung sind Beisitzer. © ADFC

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