Unterkünfte

Pro Woche kommen im Schnitt sechs Flüchtlinge nach Heppenheim

Ab 1. Mai steigen die Anforderungen auch an die Kreisstadt. Der Verein Heppenheimer Flüchtlingshilfe soll Teil der Lösung sein.

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rid/ü
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Bis das ehemalige Hotel am Bruchsee als Quartier genutzt werden kann, dauert es noch. © Dagmar Jährling

Heppenheim. Seit vier Jahren leitet Daniel Maas das Team Flüchtlinge und Aussiedler des Kreises Bergstraße, kennt sich also aus mit der aktuellen Situation, die für Kreis und Kommunen sehr herausfordernd ist. Im Rahmen der Mitgliederversammlung der Heppenheimer Flüchtlingshilfe informierte er am Mittwochabend im Marienhaus ausführlich über den Status quo.

Darüber wusste auch Bürgermeister Rainer Burelbach (CDU) Interessantes zu berichten und zur Herausforderung, vor der Stadt und Ortsteile ab dem 1. Mai stehen.

Die Flüchtlingszahlen steigen. Waren es im gesamten Jahr 2021 rund 500 Personen, die dem Kreis vom Land zugewiesen worden waren, sind es in diesem Jahr zum Stichtag 15. März bereits 350.

An die Grenzen gestoßen

Als der Ukraine-Krieg im vergangenen Jahr begann und die ersten Geflüchteten aus dem Kriegsgebiet nach Deutschland kamen, habe man noch versucht, für diese privaten Wohnraum zu finden, was anfangs auch gut geklappt habe. Irgendwann habe man jedoch gemerkt, dass man an Grenzen stoße: Bald waren es nämlich zwischen 150 und 160 Ukrainer, die jede Woche in den Kreis kamen.

Der Verein setzt auf den bewährten Vorstand

Burghard Klatt ist auch in den kommenden zwei Jahren Vorsitzender der Heppenheimer Flüchtlingshilfe. Bei der Mitgliederversammlung wurde er einstimmig im Amt bestätigt.

Bertold Liché wurde als Kassierer ebenso einstimmig wieder gewählt. Ebenfalls in den Vorstand gewählt wurden Anna Cammillieri, Dr. Lydia Kolonko und Cahterine Brodt. Ausgeschieden aus dem Vorstand sind auf eigenen Wunsch Janina Adler und Maja Borko. Carsten Lang und Maja Borko wurden zu Kassenprüfern gewählt.

Viel hat die Flüchtlingshilfe in den vergangenen Monaten wieder auf die Beine gestellt: Sie hat hilfsbereite Heppenheimer beraten und unterstützt, die Ukrainer aufgenommen haben, mehrere Willkommens-Treffen für die ukrainischen Flüchtlinge organisiert. Darüber hinaus wurde ein Benefiz-Konzert zu ihren Gunsten veranstaltet.

Neben der Unterstützung beim Ausfüllen von Behördenformularen wurde wieder vielen Geflüchteten bei ihrer Kommunikation mit Behörden geholfen.

Zur Überbrückung von finanziellen Problemen wurden einige Kredite an Flüchtlinge vergeben. Die Kleiderkammer der Flüchtlingshilfe befindet sich im Untergeschoss des Marienhauses und ist immer mittwochs zwischen 18 und 20 Uhr nicht nur für Geflüchtete, sondern für alle Bedürftige geöffnet.

Nach langer Pandemie-bedingter Pause hat auch das Café Welcome wieder geöffnet: Es findet jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr im Haus Dornbusch statt. Für Kinder gibt es den Lernraum im Marienhaus, dort wird ihnen bei den Hausaufgaben geholfen. Für arabischstämmige Kinder gibt es einen wöchentlichen Arabisch-Sprachkurs.

Der Verein organisiere Stadtführungen für Geflüchtete, half bei der Vermittlung privater Unterkünfte für ukrainische Flüchtlinge. Darüber hinaus fanden regelmäßig Treffen mit anderen Flüchtlingsinitiativen im Kreisgebiet statt sowie ein Austausch mit den Leitern des Ausländeramtes und des Kreissozialamtes.

Auf Initiative von Uta Forstat gibt es seit dem Juni 2021 Deutschkurse für Flüchtlinge. Darüber hinaus hilft die Flüchtlingshilfe auch bei der Vermittlung von Dolmetschern, das geschieht in Zusammenarbeit mit Sandy Döbert von der Stadt und den Integrationslotsen.

Es gibt das „Kino der Kulturen“ für Erwachsene und Kinder und den Treffpunkt „Frauen im Gespräch“. red

Und so entstand in Bensheim die Zeltstadt am Berliner Ring mit Platz für bis zu 1000 Menschen. Derzeit leben dort 720 Männer, Frauen und Kinder. Anfangs wurden dort nur Menschen aus der Ukraine untergebracht, das ist nicht mehr so. Man sah sich daher gezwungen, in der Zeltstadt auch Asylbewerber unterzubringen, überwiegend alleinreisende Drittstaatler, wie Maas erklärte. „Es läuft dort bis auf einige Ausnahmen sehr gut“, so sein Urteil.

Aufteilung der Neuankömmlinge

Derzeit kämen Woche für Woche 61 Geflüchtete in den Kreis, überwiegend Ukrainer. Aktuell leben in der Känguruinsel in Groß-Rohrheim 250 Ukrainer, im Luisenkrankenhaus in Lindenfels 350 und in der Zeltstadt 120 Ukrainer.

Ab dem 1. Mai, so haben es die Verantwortlichen des Kreises Bergstraße beschlossen, werden Neuankömmlinge auf die 22 Städte und Gemeinden des Kreises aufgeteilt, die diese dann unterzubringen hätten. Wie sieht es in Heppenheim aus? Derzeit leben hier den Angaben zufolge 230 Geflüchtete in fünf Gemeinschaftsunterkünften; 50 davon haben bereits das Bleiberecht.

Fragezeichen zum Bruchseehotel

Die neueste Unterkunft im Gewerbegebiet beherberge 100 Personen. Es sei noch nicht klar, ab wann in das Heppenheimer Bruchseehotel, das der Kreis gekauft hat, die ersten Flüchtlinge einziehen können.

Das Gebäude diene derzeit zum einen als Ausweichquartier für das von einem Wasserschaden betroffene Starkenburg-Gymnasium, zum anderen gelte es noch, die ein oder andere Auflage in Sachen Brandschutz zu erfüllen.

Laut Informationen von Burghard Klatt, dem Vorsitzenden der Flüchtlingshilfe, hofft der Kreis darauf, im Altbau des Hotels ab Ende April 70 Menschen unterbringen zu können. Ziel sei es darüber hinaus, so Maas, das Zeltlager peu à peu zu leeren, um den Menschen „eine Perspektive zu geben“.

Im Schnitt werden es wöchentlich sechs Flüchtlinge sein, für die die Verantwortlichen der Stadt Heppenheim ab dem 1. Mai Wohnraum finden müssen. Um diese Mammutaufgabe zu meistern, so Burelbach, habe man innerhalb der Verwaltung ein Projektteam gebildet. Die sozialpädagogische Betreuung und die Leistungsgewährung bliebe beim Kreis.

Man habe beschlossen, in Heppenheim möglichst keine Containersiedlung aufzustellen. „Das soll in Heppenheim der letzte Ausweg sein“, so Burelbach. Man wolle die Menschen dezentral unterbringen. Falls doch Container gebraucht würden, um Menschen unterzubringen, stehe „als Plan B“ dafür ein Gelände im Industriegebiet Süd an der Tiergartenstraße zur Verfügung.

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„Plan A“ sei es jedoch, die Menschen in größeren, dezentralen Unterkünften unterzubringen. In den Liegenschaften der Stadt in der Friedensstraße sei Platz für 50 Menschen, zwei weitere Unterkünfte böten in kleineren Häusern ab Juni oder Juli Platz für 18 beziehungsweise zwölf Geflüchtete.

In einem weiteren großen Objekt in der Innenstadt könnten künftig 50 Menschen wohnen. Sollte das nicht reichen, gebe es Kapazitäten in Kirschhausen und Hambach. Auf Aufrufe, privaten Wohnraum zur Verfügung zu stellen, wolle man vorerst verzichten, da der Aufwand sehr hoch sei.

Nibelungenhalle nicht im Gespräch

Insgesamt könne die Stadt Heppenheim in den genannten Unterkünften rund 160 Geflüchtete unterbringen. Nicht zur Debatte stehe derzeit eine Unterbringung in der alten Nibelungenhalle, so Franz Beiwinkel, Fraktionsvorsitzender der Heppenheimer Grünen und Mitglied der Flüchtlingshilfe.

Zum einen seien dort bis zu den Sommerferien noch zahlreiche Veranstaltungen geplant, zum anderen werde danach erst entschieden, was mit dem Gebäude passiert. Die Abrissverfügung des Kreises sei um zwei Jahre verlängert worden. rid/ü

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