Kommunalpolitik

20 Stadtverordnete besuchten Le Chesnay

Die Politiker aus Heppenheim waren in der französischen Partnerstadt zu Gast. Über Termine bei der Deutschen Botschaft und im Außenministerium.

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rid/ü
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Die Heppenheimer Stadtverordneten beim Besuch in der deutschen Botschaft in Paris. © Stadt Heppenheim

Heppenheim/Le Chesnay. Es fühlte sich fast ein bisschen so an wie ein Staatsbesuch: Eine Delegation von 20 Heppenheimer Stadtverordneten war zu Besuch in der französischen Partnerstadt Le Chesnay.

Seit 49 Jahren besteht die Jumelage, „aber so etwas hat es noch nie zuvor gegeben“, zeigt sich Bürgermeister Rainer Burelbach nach der Rückkehr beeindruckt. Es war das erste Mal, dass eine reine Stadtverordneten-Delegation die Reise antrat.

Der erste offizielle Besuch führte die Heppenheimer in die deutsche Botschaft in die Avenue Franklin D. Roosevelt, die gemeinsam mit der amerikanischen Botschaft die größte der Auslandsvertretungen in Paris ist. Stephan Steinlein, seit 2023 deutscher Botschafter, „hat sich sehr viel Zeit genommen für uns“, so Burelbach.

Die Stadtverordneten stellten Fragen zur politischen Situation in Frankreich, etwa zu Einfluss von der Partei von Marine Le Pen, der ultrarechten Rassemblement National. Auch die Bedeutung der Europawahl und die deutsch-franzöischen Beziehungen wurden thematisiert. Darüber hinaus seien ganz viele praktische Fragen zum Thema Austausch zur Sprache gekommen, etwa: „Was können wir vor Ort tun, um die Achse Paris-Berlin und vielleicht auch Warschau zu stützen?“

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„Ein großes Thema war die Sprache. Wie können wir fördern, dass mehr Menschen in Deutschland die französische Sprache erlernen?“ so der Bürgermeister. In Frankreich habe lange hauptsächlich die sogenannte Elite deutsch gelernt, das habe sich zum Negativen hin entwickelt: Die Franzosen lernten immer weniger die Sprache der Nachbarn. Rainer Burelbach zeigte sich beeindruckt, dass es dem Botschafter tatsächlich um einen Informationsaustausch ging und nicht um einen „Showtermin“.

Es folgte „ein wunderbarer Termin“ für die Delegation: Man war zu Gast im französischen Außenministerium. Allein schon der Anblick des Amtssitzes des französischen Außenministers am Quai d’Orsay war atemberaubend. Der residiert in einem Prunkgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Dem Außenminister beigeordnet ist der Minister für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Jean-Noël Barrot. „Ein junger, ambitionierter und gut ausgebildeter Mann“, so Burelbach. Barrot habe zunächst ein Statement zur deutsch-französischen Freundschaft abgegeben und ebenfalls vom Staatsbesuch von Macron berichtet.

Der Europaminister habe die Bedeutung der Städtepartnerschaften hervorgehoben und darauf hingewiesen, dass Europa nur gemeinsam in der Welt stark sein könne in Zeiten, in denen die Wirtschaft in den USA und in Asien wesentlich größer sei und schneller wachse. Mit Anna Schröder war auch die stellvertretende Generalsekretärin für die deutsch-französische Zusammenarbeit zugegen. Richard Delepierre, Bürgermeister von Le Chesnay, schilderte anderntags die Herausforderungen, denen sich die Verantwortlichen Le Chesnays stellen müssen.

Der größte Unterschied sei, dass man in der Kreisstadt zunehmenden Zuzug bewältigen müsse, während Le Chesnay deutlich überaltert sei. Wohnungen und Häuser sind so teuer, dass sich nur noch die Alten und Wohlhabenden leisten könnten. „Während wir hier Kindergärten bauen, werden dort gerade drei schulische Einrichtungen geschlossen“, erklärt der Heppenheimer Rathauschef.

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Unter dieser Voraussetzung sei es für Le Chesnay eine große Herausforderung, Arbeitskräfte zu gewinnen. Vorangebracht werde in der Partnerstadt die Geothermie und der Ausbau des Radwegenetzes. Ein ganz großes Thema sind die bevorstehenden olympischen Spiele und die Paralympics: In Versailles finden die Reitwettbewerbe, das olympische Golfturnier und mehr statt. Es sei deutlich geworden, dass die Wichtigkeit der deutsch-französischen Freundschaft zunehmen werde, weil die USA sich mehr und mehr aus Europa zurückziehe.

„Ein großes Ziel, das wir im Kleinen unterstützen können, in dem wir lebendige Partnerschaftsvereine haben. Es braucht den Austausch mit Vereinen auf der Ebene Kultur und Sport,“ so Burelbach. Eine besondere Bedeutung hätten der Schüleraustausch und das Erlernen der jeweils anderen Sprache. Zehn Stadtverordnete traten spontan dem Verein Freundeskreis Le Chesnay bei, vor allem jüngere Mitglieder werden gesucht. Im kommenden Jahr feiert die Partnerschaft 50-jähriges Jubiläum, das beim Besuch der Franzosen im Oktober 2025 gebührend gefeiert werden soll. rid/ü

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